In Verbindung mit einem guten Timing benutzen die Regisseure solche Elemente sehr geschickt, um mit den Erwartungen des Zuschauers an das Genre zu spielen und diese immer wieder plötzlich zu brechen. Leider greifen die Spierig-Brüder und Drehbuchautor Tom Vaughan letztlich doch des Öfteren auf weniger raffinierte Schockeffekte und eine explizite Darstellung – wenn auch gut gemachter - Gruselgestalten zurück. Das wirkt in dem sonst so ambitionierten Setting wie bloße Effekthascherei, wodurch der Film letztendlich Gefahr läuft, banaler zu werden, als man sich zu Beginn erhofft.
Interessante thematische und figürliche Ansätze versanden schnell Die angeschnittenen Themen und Figurenentwürfe wirken ambitioniert und tiefgehend für einen Horrorfilm: Es geht um Schuld und Sühne, Moral, Rache und daraus entstehende Gewaltspiralen. Nicht nur im Hinblick auf Waffengroßhandel und Kriege, sondern auch in Anbetracht der sich häufenden Amokläufe und des offensichtlichen amerikanischen Waffenproblems ein aktueller und interessanter Ansatz. Allerdings werden diese Themen eben nur angerissen, berührende Schicksale und menschliche Abgründe nur sehr oberflächlich tangiert. Schuld sind daran über längere Strecken die Dialoge, bei denen der Eindruck entsteht, sie dienten nur der Information des Zuschauers.
Ewige Erläuterungen und kurze, deplatziert wirkende Selbstgespräche scheinen den Beobachter davor schützen zu wollen, irgendetwas selbst zu interpretieren oder im Spiel der Darsteller zu lesen. Der seelische und moralische Konflikt Sarah Winchesters bleibt dadurch eher Behauptung, als dass der Zuschauer wirklich in die Tiefen der Figur eintauchen könnte. Zwar gibt Mirren sich alle Mühe, diese innerhalb der Möglichkeiten des Drehbuchs auszuloten, aber nur durch das einmalige Hervorziehen eines alten Fotoalbums gelingt das eben nicht. Klischeehafte Geisterbeschwörerin wird die Figur trotzdem nie: Mirrens Spiel macht sie zu einer geerdeten, vernünftig und doch geheimnisvoll auftretenden Frau.
Leichter hat es da Jason Clarke: Sein Dr. Price ist als vielschichtigere Figur angelegt, nicht in der Lage, die eigene Vergangenheit zu bewältigen und drogenabhängig. „Die Angst existiert nur in deinem Kopf“ und „jeder hat seine eigene Wirklichkeit“, doziert er immer wieder, scheint dabei aber mehr bemüht, sich selbst zu versichern als sein Gegenüber. Er schafft auf diese Weise durchaus berührende Momente, die im gesamten Film allerdings eher untergehen.