Klein und nicht mehr so oho! Das dritte Soloabenteuer von Scott Lang alias Ant-Man fällt gegenüber seinen beiden Vorgängern ab. Warum? Vor allem deshalb, weil es deutlich mehr zum typischen Marvel-Bombast tendiert.
Ungewollt ins Quantenreich Was „Ant-Man“, den ersten Auftritt des mit einem Schrumpfanzug ausgestatteten Superhelden, bei der Veröffentlichung 2015 so erfrischend machte: Regisseur Peyton Reed („Der Ja-Sager“) setzte nicht auf das Höher-Lauter-Schneller-Prinzip, schüttelte gerade keinen neuen episch breiten Beitrag aus dem Ärmel, sondern ergänzte das Marvel Cinematic Universe (MCU) um einen eher kleinen Film.
Die Fähigkeit der Titelfigur nutzte er für zahlreiche pfiffige optische Spielereien und treffsichere Gags, die in eine zwar nicht sehr gehaltvolle, dafür aber flüssig runtererzählte Geschichte eingebettet waren. Wenig verwunderlich blieb der große Überraschungseffekt beim drei Jahre später an den Start gehenden Nachfolger „Ant-Man and the Wasp“ weitgehend aus. Launig-kurzweilige Popcorn-Unterhaltung mit ein paar gewitzten Einfällen bot die Fortsetzung allerdings sehr wohl. Der dritte Teil ist nun gewiss kein Rohrkrepierer, lässt jedoch besonders die Kreativität des ersten Kapitels vermissen. Egal, wie bunt und schillernd auch das sogenannte Quantenreich, eine mysteriöse alternative Dimension, inszeniert sein mag.
Gleichwohl: Der Auftakt mit dem von Paul Rudd einmal mehr lässig-einnehmend verkörperten Scott Lang weckt Hoffnungen auf ein tolles Abenteuer. Erfolge feiert der auf der Straße von allen Menschen freundlich gegrüßte Protagonist inzwischen als Schriftsteller. Augenzwinkernd zitiert er eingangs aus dem eigenen Werk und lässt uns wissen, wie sehr es ihn immer wieder erstaune, dass in seinem Leben mittlerweile alles rundlaufe. Die gute Laune verschlechtert sich zumindest ein bisschen, als er von der Forschungsarbeit seiner Tochter Cassie (Kathryn Newton) erfährt, die mit Scotts Partnerin Hope van Dyne alias Wasp (Evangeline Lilly) und deren Vater Dr. Hank Pym (Michael Douglas) ausgerechnet das Quantenreich ins Visier genommen hat.
Jene fast unerforschte Ebene, in der Lang einst für einige Zeit feststeckte. Bei der Vorführung des von der Teenagerin entwickelten Apparats zur Kommunikation mit dem subatomaren Raum kommt es zu einem verheerenden Zwischenfall. Nachdem Cassie ein Signal in die Parallelwelt geschickt hat, werden sie, ihr Vater, Hope, Hank und dessen Gattin Janet (Michelle Pfeiffer), die geschlagene 30 Jahre im Quantenreich gefangen war, eben dorthin transportiert. Der ungeplante Ausflug nimmt bedrohliche Formen an, als der Eroberer und Unterdrücker Kang (Jonathan Majors) zum Rundumschlag ausholt.
Ermüdender als die Vorgänger
Natürlich lässt es sich der zum dritten Mal auf dem Regiestuhl sitzende Reed nicht nehmen, die geheimnisumwittere Quantendimension als urigen Tummelplatz eigenartiger Gewächse und skurriler Kreaturen zu zeigen. Fürs Auge bietet „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ einiges, wobei die Bilder nicht so berauschend sind, dass man den Mund nicht mehr zubekommt. Das ganz große Staunen, wie es sich etwa bei James Camerons neuem Blockbuster „Avatar: The Way of Water“ einstellt, wird hier sicher nicht getriggert. Braucht es aber auch nicht. Denn wirklich umwerfende, nie zuvor gesehene Impressionen sind im stark von Computereffekten geprägten Spektakelkino Hollywoods heutzutage ohnehin rar gesät.
Schade ist jedoch vor allem eins: Die Schrumpf- und Vergrößerungsgabe Ant-Mans, die früher auf amüsant-kreative Weise eingesetzt wurde, kommt dieses Mal recht zweckdienlich daher. Wirklich originelle Bildeinfälle haben Seltenheitswert und werden eingetauscht gegen konventionelle, schneller ermüdende Krach-Bumm-Lawinen. Vergleicht man den kuriosen Showdown aus „Ant-Man“, der tatsächlich in einem Kinderzimmer (!) spielte, und das Getöse im dritten Abenteuer, wird deutlich, dass das klischeehafte, oft inflationär verwendete Sprichwort „Weniger ist mehr“ durchaus seine Berechtigung hat.
Die Handlung schlägt keine bemerkenswerten Haken, wenngleich „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ mit den Möglichkeiten des Multiversums spielt, Scott beispielsweis auf viele verschiedene Versionen seiner selbst treffen lässt. Ausgeklügelte Geschichten erzählten auch die beiden Vorgänger nicht.
Dieses Mal fällt aber stärker auf, dass die Macher ihr Figurenensemble nur bedingt im Griff haben. Manche Charaktere bleiben erstaunlich blass, da sie nicht genügend Entfaltungsraum erhalten. Am offensichtlichsten ist das im Falle Hopes, deren prominente Stellung – sie wird immerhin im Titel genannt – eine bloße Behauptung ist. Etwas mehr hätte man überdies mit Michelle Pfeiffers Janet anfangen können, die ihre Erlebnisse im Quantenreich vor ihrer Familie geheim zu halten versucht. Bösewicht Kang fehlt es zwar noch ein wenig an Profil. Darsteller Jonathan Majors legt allerdings einen wuchtig-grimmigen Auftritt hin, der einen faszinierenden Schurken erahnen lässt. Eine lustige Stippvisite absolviert Bill Murray in der Rolle eines Opportunisten, der sich jedoch schnell wieder aus dem Geschehen verabschiedet.
Fazit
„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist eine passabel unterhaltsame Superheldensause, was gemessen an den beiden vorherigen Abenteuern des Ameisenmannes aber fast schon als kleine Enttäuschung verbucht werden muss.