And let your poor heart break a little
William Brent Bell hat bisher vor allem billige Horrorstreifen inszeniert, von denen ich bisher nur „The Boy“ kannte. Seine Regiearbeit an „Orphan: First Kill” ist irgendwo zwischen „überfordert“ und „dilettantisch“ zu bewerten. Er wählt Bildausschnitte für die man auch im ersten Jahr von jeder Filmschule fliegen würde. Seine Schnitte tragen nichts zum Fluss des Films bei, sondern stören diesen. Und regelmäßig bekommen wir unscharfe Bilder zu sehen, für die sich jeder Hobbyfilmer schämen würde. Ob der Regisseur mit den Schauspielern überhaupt je an ihren Rollen gearbeitet hat, ist nicht zu erkennen.
Der recht unbekannte Rossif Sutherland spielt den Familienvater als Chargenrolle. Der ebenso unbekannte Matthew Finlan spielt den verwöhnten Sohn als miese Chargenrolle. Der kaum bekanntere Hiro Kanagawa spielt den Ermittler als Statisten.
Isabelle Fuhrman spielt die mörderische Kindfrau in einzelnen Szenen gar nicht schlecht. Aber man hätte ihr einen besseren Regisseur und einen besseren Film gewünscht. Das Gesicht der mittlerweile eindeutig erwachsenen Darstellerin kann beim besten Willen niemand für das eines kleinen Mädchens halten. Da helfen auch die teilweise recht plumpen Filmtricks nichts. Wenn das kindliche Körperdouble der erwachsenen Darstellerin in manchen Szenen plötzlich eine andere Frisur hat, wirkt das lächerlich.
Nicht nur Isabelle Fuhrman, sondern auch Julia Stiles hätte man einen besseren Regisseur und einen besseren Film gewünscht. Und zwar vom ganzen Herzen. Stiles wurde 1999 mit „10 things I hate about you“ an der Seite des jungen Heath Ledger bekannt. Danach wirkte sie eher farblos und langweilig neben Matt Damon in „Die Bourne Irgendwas“ und „Die Bourne Irgendwas Anderes“. Und neben Matt Damon farblos und langweilig zu wirken, ist schon eine Leistung.
Hier wirkt Julia Stiles nun alles andere als farblos und langweilig. Ihre Darstellung der entschlossenen, privilegierten Über-Mutter ist großartig anzusehen. Stiles muss nach der bereits erwähnten bescheuerten „überraschenden Wendung“ den Rest des Films fast allein stemmen. Dass sie das sogar beinahe schafft, spricht sehr für sie. Stiles‘ Leistung und einer der lächerlichsten „WTF?!“-Momente der Filmgeschichte machen den Film beinahe, aber nur beinahe interessant.