Bereits „Mamma Mia“ war vor zehn Jahren kein wirklich gelungener Film. Und sowie Teil eins ein überlanges Musikvideo für „ABBA Gold“ war, so ist Teil zwei nun ein überlanges Musikvideo für „More ABBA Gold“.
„Großer Gott! Was für eine Insel ist das?“
Meistens beginnt man eine Kritik mit einer kurzen Inhaltsangabe. Aber im Fall von „Mamma Mia – here we go again“ ist das gar nicht so einfach. Die Handlung ist nämlich chronologisch recht verwirrend. Der Hauptteil des Films spielt Ende der Siebzigerjahre und erzählt die Geschichte von Donnas Entdeckung ihrer Insel und der Zeugung ihrer Tochter Sophie. Diese Sophie war im 2008 entstandenen Film gerade mal 20 Jahre alt.
In diesem Film, der zehn Jahre nach Teil eins herauskommt, meint sie, 25 Jahre alt zu sein. Die Ende der Siebziger spielenden Geschehnisse liegen also gerade mal 25 Jahre zurück. D.h. rein rechnerisch müssten wir in diesem Film die frühen Zweitausenderjahre haben, obwohl wir aktuelle smartphones und Autos sehen. Ach ja, in diesem Film sehen wir zum ersten Mal Donnas Mutter und Sophies Großmutter, die von Cher gespielt wird, die tatsächlich gerade mal drei Jahre älter ist als Meryl Streep, die ihre Tochter Donna spielt. Cher war eben immer schon frühreif. Ebenso frühreif wie der 1956 geborene Andy Garcia, der den von Cher besungenen „Fernando“ spielt. Von dem erfahren wir, dass er der Großmutter im Jahre 1959 das Herz gebrochen hat. In was für einen Kindergarten schickt man so einen Dreijährigen eigentlich …?
Ähnlich schlampig wie seine Chronologie ist leider auch der Rest des Films gestaltet. Es gab in letzter Zeit eine Menge Filme, die mit einer sehr groben Schere geschnitten wurden. Aber „Mamma Mia – here we go again“ wurde mit einer Axt geschnitten. Die Übergänge zwischen einzelnen Szenen sind oft schon plump gestaltet. Aber die Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen der Handlung sind teilweise so ungeschickt montiert, dass man sie als Zuseher oft erst verwirrt und dann amüsiert wahrnimmt.
Die misslungenen Dialoge ergänzen die Wirkung der unbeholfenen Montage. Wenn jemand ein Telefongespräch mit den Worten „Ich muss los“ abbricht, um dann minutenlang auf dem Bett liegend vor sich hin zu singen, ist das unfreiwillig komisch. Ebenso wenn, wie zum Bespiel bei „Knowing me, knowing you“, ein dramatischer Dialog wieder mal viel zu schnell in eine Gesangsnummer übergeht.
Natürlich ist die visuelle Gestaltung an den Look eines Bühnenmusicals angelehnt. Aber muss deshalb gleich jedes Gebäude der Insel wie eine Bühnendekoration wirken? Muss der Mond bei „Andante“ aussehen wie von einem Vierjährigen gemalt? Muss gleich die erste Tanznummer auf einer Wiese mit billigen Picknicktischen ihr Finale haben? Teil eins hat doch eine Menge Geld gemacht. Hätte man diesmal nicht etwas davon in die Ausstattung stecken können? Oder in einen etwas erfahreneren Regisseur? Musste man wirklich so viel Geld für die Gagen der Stars ausgeben? Sehen wir deshalb viel zu wenig von der großartigen Julie Walters und der fantastischen Christine Baranski? Ist das auch der Grund für den merkwürdigen „Obi-Wan“-artigen Kurzauftritt von Meryl Streep?
„Thank you for the music“
Natürlich hat der Film auch viel Nettes. Es wurde sogar ein schlimmer Fehler des ersten Teils korrigiert. Man hat nämlich endlich bemerkt, dass Pierce Brosnan wirklich gar nicht singen kann (selbst gemessen am Standard dieses Films).Und deshalb darf er diesmal ein paar Takte von „S.O.S.“ bloß aufsagen. Das klingt dann sogar ganz nett und passt sowohl zu seiner Stimme als auch zur Stimmung. Warum man allerdings für die jeweils jüngeren Versionen der Hauptrollen wieder fast durchwegs Darsteller ohne besonderes Gesangstalent besetzt hat, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Die Songs von ABBA wurden für zwei der besten Sängerinnen in der Geschichte der Pop-Musik geschrieben. Diese Lieder kann nicht einfach jeder singen. Dass es dazu begabter Interpreten bedarf, bekommen wir im Film spät aber doch zu hören. Wenn Cher mit ihrer unverwechselbaren Stimme das Kunststück gelingt, einen ABBA-Song in ihrem eigenen Stil zu interpretieren, macht das nur umso deutlicher, dass der Rest des Films bloß aus passablen Karaoke-Darbietungen besteht.
Fazit
Filme wie dieser zeigen die Grenzen der Filmkritik auf. Fans von Teil eins werden sich diesen Film auf jeden Fall ansehen. Denn auch Teil zwei bietet ein bisschen Liebe, ein bisschen Humor, viel Musik und ganz allgemein alles, was die Leute erwarten. Man würde ihnen bloß wünschen, sie könnten das alles in einem sehr viel besseren Film sehen.