Zwei Teenager, welche beide an derselben tödlichen Stoffwechselstörung Mukoviszidose erkrankt sind finden durch ihr gemeinsames Leid zueinander. Doch hat diese erste große Liebe eine Chance, wenn die beiden aufgrund der großen Ansteckungsgefahr stets vier Schritte Abstand halten müssen?
Das Schicksal ist ein mieser Verräter...
Ups. Falscher Film, aber auch hier lernt man: Ja, das Leben ist nicht fair. Es könnte jedem, jederzeit alles passieren. Einer wird von einem Auto überfahren, der andere wird erschossen. Den einen trifft es früher, den anderen später. Alle haben auf ihre eigene individuelle Art ihr Päckchen Leid zu tragen. Unsere Protagonistin Stella leidet unter zystischer Fibrose oder auch Mukoviszidose. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, welche die Organe erheblich blockiert und die Lebenserwartung auf höchstens 40-50 Jahre beschränkt.
Wir werden mit einer ganz normalen Szene in das Leben unserer 17jährigen Protagonistin eingeführt, die mit ihren besten Freundinnen über den bevorstehenden Sommer und natürlich über irgendwelche süßen Jungs redet. Als die Freundinnen gehen, bemerkt man erst, dass ihr Zimmer sich in einem Krankenhaus befindet, was uns sofort in den Alltag einer Patientin katapultiert, für die dieser Ort schon eine Art zu Hause geworden ist. Mit den Ärzten und Krankenschwestern versteht sie sich blendend, fast schon so als ob es sich bei den Schwestern um Angehörige ihrer Familie handelt. Um über ihre Krankheit zu informieren (Von der ich als penetranter Krankenhaus-Vermeider noch nie etwas gehört habe), haben sich die Autoren Tobias Iaconis und Mikki Daughtry, die nach Lloronas Fluch einen drastischen Genre-Wechsel hinter sich haben, eine recht kluge Lösung einfallen lassen.
In einer Zeit, in der es nur so von Influencern wimmelt, hat auch Stella einen eigenen YouTube-Channel und übernimmt somit auch spielerisch die Rolle der Erzählerin ihrer eigenen Geschichte. Sie klärt im Großen und Ganzen alle Fragen, die es mit ihrer Krankheit auf sich hat und lässt ihre Zuschauer an ihrem Therapie-Tagebuch teilhaben. Obwohl Haley Lu Richardson ein sehr fröhliches Mädchen verkörpert, welches hoffnungsvoll gegen ihr Schicksal kämpft.
Ich, Poh und der Junge... (Achtung! Spoiler)
So könnte der Film auch heißen, denn neben Stella lebt auch der gutaussehende Will im Krankenhaus, um an einer Studie gegen die besagte Krankheit teilzunehmen. Natürlich mag sie den Jungen, dem sie laut ihrer Krankenschwester auf keinen Fall zu Nahe kommen darf, anfangs überhaupt nicht. Da sie jedoch merkt, dass er seine Chance nicht zu schätzen weiß und seine Therapie auf die leichte Schulter nimmt, schlägt sie ihm eine Abmachung vor. Sie hilft ihm bei seiner Therapie und er darf sie dafür zeichnen. Was dabei für Stella rausspringt, habe ich auch nicht wirklich verstanden.
Von ihrer Seite aus wird die Abmachung damit abgespeist, dass sie an einem Kontrollzwang leidet und es nicht ertragen kann Will so unverantwortlich zu sehen. Was etwas Einfallslos angefangen hat, wird mit den üblichen Klischees und Ideen einer dramatischen Teenager-Romanze fortgeführt. Ein netter Nebencharakter ist auch Stellas bester Freund Poh, welcher ebenfalls an Mukoviszidose leidet.
Hier haben wir anstatt eines dunkelhäutigen besten Freundes mal einen homosexuellen Latino, der die „Nebencharakter aus einer gesellschaftlichen Minderheit“-Regel gleich doppelt erfüllt. Das besondere an dieser Charakter-Konstellation ist, dass nicht nur eine Person die Leidtragende, sondern alle. Sie sitzen sozusagen allesamt im selben Boot. Die drei schweißen zusammen und natürlich entwickelt sich bei Stella und Will mehr als nur Freundschaft. Wer kann es unserer Protagonistin jedoch verdenken bei einem Love Interest, made by Riverdale-Bad Boy Cole Sprouse?
Nur mit dir...
Ja junge Liebe wächst und gedeiht. Man hat zum ersten mal dieses Kribbeln im Bauch, diese Schmetterlinge und man will am Liebsten die ganze Zeit bei dieser einen besonderen Person sein. Sie berühren, sie küssen...Aber was wenn man das nicht darf? Was wenn eine falsche Berührung schon den Tod einer oder beider Beteiligten bedeuten könnte? Das erschwert die ganze Sache natürlich. Da sie ihr Schicksal mit den vier Schritten Abstand nicht akzeptieren wollen, reduzieren sie eigenständig auf drei Schritte und kommen sich, auch mit Abstandreduzierung ganz unschuldig näher.
Die beiden haben schon so eine gewisse Chemie zusammen. Er, der diesen ganz bestimmten Blick aufsetzt, wenn sie in der Nähe ist und sie, schmachtend und voller Zärtlichkeit. Da die beiden das gleiche Schicksal teilen, können sie nur miteinander diese ganz besondere Verbindung teilen. Sie verstehen einander, sie helfen einander und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Situation so zu akzeptieren wie sie ist. So wie sie auch einander so akzeptieren wie sie sind. Natürlich ist es traurig mitansehen zu müssen, wie die beiden ihren Abstand halten. Das Ganze erinnert fast schon an eine Fernbeziehung, bei der sie meilenweit voneinander entfernt sind. Kann es denn nicht einen Kuss geben, nur einen einzigen?
Zumindest würde die Gefühlsduselei dann endlich ein Ende haben! Denn ab der zweiten Hälfte driftet die Geschichte in einen Sog voller einfallsloser Tränendrüsen-Momenten ab, die der Film eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Die Geschichte wäre weitaus gelungener gewesen, wenn man sich nur auf das Hauptpaar konzentriert hätte und nicht alle zehn Minuten ein neues Drama aufploppen lassen musste. Vor allem keine, die so verdammt vorhersehbar sind. Somit vertut sich Drei Schritte zu dir die Chance ein wirklich ernst zu nehmendes Teenie-Drama zu werden. Natürlich besteht eine Geschichte aus vielen kleinen Puzzleteilen, aber hier wirkt es eher so als würden einige Teile einfach nicht so zum Großen und Ganze passen.
Vielleicht liegt es daran, dass mir Filme dieses Genres vor ein paar Jahren näher gegangen wären, als jetzt mit Mitte 20. Wenn ich allerdings andere Vertreter wie zum Beispiel eben Nur mit dir, Keith oder irgendeinen random Bollywood-Streifen jetzt noch einmal sehen würde, würde ich alleinschon aus nostalgischen Gründen Rotz und Wasser heulen. Klar, die Story ist traurig und die Romanze ist zuckersüß. Mit der entsprechenden Inszenierung hätte sie jedoch noch viel besser sein können! Das einzig wahrhaft Traurige ist, dass Jane the Virgin’s super sexy Rafael alias Justin Baldoni erstmals nicht vor, sondern hinter der Kamera am Werk war.
Fazit
Nein, es ist kein totaler Reinfall und für ein Debüt-Film schlägt sich der Film dank der begabten Jung-Schauspieler mittelmäßig durch die Prüfung. Zielgruppen-abhängig mag es für kleine Mädels unter 20 allein wegen des Hauptdarstellers ein gelungener Film sein, der für das ein oder andere Tränchen verantwortlich sein wird. Für alle die sich oberhalb dieser Grenze befinden, ist leider nichts wirklich herausragend Neues zu sehen.