***The Jungle Book***

tjb kritik
 
Autorin: Vivien Neder
 
„Viele eigenartige Geschichten erzählt man sich über diesen Dschungel. Aber keine ist so eigenartig wie die Geschichte des Jungen, den wir Mogli nannten…“
Baghira
 
Baghira hat Recht. Die Geschichte von Mogli ist eigenartig. Sie ist als Zeichentrick eigenartig und ist es auch als Animationsfilm mit einem einzigen lebendigen Darsteller: Mogli selbst. Und besonders eigenartig wird es, wenn sich Mogli und Balu über Propaganda unterhalten.
 
Im Jahr 2016 werden wir erneut auf jene Reise in den indischen Dschungel entführt, die viele von uns schon als Kinder unternommen haben. Regisseur Jon Favreau erzählt in seiner Version des beliebten Disney-Klassikers die Geschichte des kleinen Jungen Mogli (Neel Sethi), der im Dschungel bei einem Rudel Wölfe unterkommt, neu. Die Grundzüge der Geschichte sind gleich geblieben: Mogli wächst im Dschungel auf, möchte ein richtiger Wolf werden und Teil des Rudels sein, schafft es aber nicht ganz. Panther Baghira (Joachim Król) ist Moglis Freund und Helfer, der ihn unterstützt.
 
Doch das Idyll des Dschungels wird bald getrübt. Shir Khan (Ben Becker) bedroht das Leben des Jungen und schwört, ihn zu töten, sobald die Trockenzeit vorbei ist und das Wasser der Flüsse wieder ansteigt. Das Rudel der Wölfe berät sich lange über die Lage, bis Mogli endlich selbst den Entschluss fasst, das Rudel zu verlassen, um es nicht zu gefährden. Baghira begleitet Mogli und sie begeben sich auf die gefährliche Reise zum Menschendorf, auf der sie Balu dem Bären (Armin Rohde), Kaa (Jessica Schwarz) und King Louie (Christian Berkel) begegnen. Alles dreht sich um Moglis Flucht und die sagenhafte „rote Blume“ des Menschen.
 
 
Ich wär so gern ein Wolf…
 
Mogli hat es schwer im Dschungel. Ohne eine menschliche Gemeinschaft ist er der Natur fast schutzlos ausgeliefert: Kein Fell, das seine Haut schützt, keine scharfen Krallen mit denen er sich verteidigen könnte und er läuft auch noch langsamer als die anderen. Das einzige, was ihn schützt, ist sein Verstand. Seine menschlichen „Tricks“, wie die Tiere seinen Einfallsreichtum nennen, sind nicht gerne gesehen. Diese „Tricks“ sind es, die ihn zum Menschen machen und wovor sich die Tiere fürchten. So ist Mogli hin- und hergerissen zwischen dem innigen Wunsch, sich in das Wolfsrudel einzufügen und dem Spaß daran, neue „Tricks“ auszuhecken.
 
Welch Glück für Mogli, dass er neben dem Wolfsrudel mit seiner liebenden Ziehmutter Raksha (Heike Makatsch) und seinen Wolfsbrüdern auch noch einen Freund wie Baghira hat. Als Shir Khan aufkreuzt ist aber leider Schluss mit lustig. Der Tiger ist ein grausamer Tyrann, der Mogli töten will. Mogli’s Vater ist nämlich daran schuld, dass der Tiger auf einem Auge blind und sein Gesicht durch Narben entstellt ist. Mit Balu wird die gedrückte Stimmung dann wie erwartet aufgehellt. Seine Sorglosigkeit und Komik schlagen auch dieses Mal den Zuschauer in seinen Bann.
 
Für die Darstellung des Mogli gebührt dem einzigen menschlichen Schauspieler großes Lob. Neel Sethi bringt die Figur des kleinen Jungen im Dschungel höchst überzeugend rüber. Vor allem, wenn man bedenkt, dass all seine Schauspielkollegen animiert sind!
 
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Probier’s mal mit Gemütlichkeit!
 
Allzu viel Gemütlichkeit kann man in „The Jungle Book“ jedoch nicht erwarten. Die 2016er Version ist für ein neues, erwachseneres Publikum geschaffen. Der Grundton der Geschichte ist düster. Den trockenen Humor, der Shir Khan zu einem sympathischen Bösewicht gemacht hatte, sucht man hier vergeblich. Dafür ist er ehrlich furchteinflößend. King Louie kommt mitnichten als der witzige Affe daher, der das Feuermachen von dem Menschenkind erlernen will, sondern ist ein überdimensionaler Orang Utan, der höchst bedrohlich wirkt. Einige Elemente, wie die beliebtesten Songs, sind in kleinen Teilen eingefügt worden, doch ist wirklich nur noch das Skelett des Zeichentrickfilms übrig.
 
Und das ist gut so, denn genau das Gleiche aufgetischt zu bekommen, was man schon kennt, ist ja nun mehr als langweilig. So kann man sich eine Geschichte erzählen lassen, die ganz neue Ideen in das bereits Bekannte einfügt. Visuell ist „The Jungle Book“ höchst beeindruckend. Man meint, echte Tiere sprechen zu sehen, die sich ausgesprochen natürlich bewegen. Der Rahmen der Charaktere, nämlich die umwerfend schöne aber auch gefährliche Landschaft des Dschungels, erstrahlt in 3D in all ihrer Pracht auf der Leinwand. Respekt vor all jenen, die für die visuellen Effekte verantwortlich waren!
 
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Fazit - Bekannter Titel, neues Werk
 
Ob Fans des Dschungelbuches begeistert oder enttäuscht sein werden, ist schwer zu sagen. In jedem Fall liefert „The Jungle Book“ einige Überraschungen und ist mit seiner leicht düsteren Stimmung eine ganz andere Kategorie, als der Zeichentrick.
 
Durch seinen naturalistischen Stil wirkt er manchmal etwas furchteinflößender, als man es von Disney gemeinhin erwartet. Schade ist allerdings, dass gerade eine bedrohte und majestätische Tierart, wie der Tiger, als erbitterter Feind zum unerwünschten Lebewesen erklärt wird.
 
„The Jungle Book“ ist ein weiterer sehenswerter Film aus dem Hause Disney, der mit imposanter Szenerie beeindruckt und bekanntes Material nicht nur neu verpackt, sondern auch neu interpretiert.
 
P.S.: Wer nach dem Film noch ein wenig sitzen bleibt, wird mit einer phantasievollen Darbietung belohnt!