Okkult-Horror ist eines der Sujets des Genres, die immer wieder gerne bemüht werden, seit DER EXORZIST und DAS OMEN in den 1970er Jahren so erfolgreich waren. Die Grundlage für THE UNHOLY bildet ein Roman, der nur wenige Jahre nach diesen Filmen erschienen ist: James Herberts „Erscheinung“ aus dem Jahr 1983.
Ein Wunder
Der abgehalfterte Journalist Gerry Fenn (Jeffrey Dean Morgan) kommt in das kleine Kaff Banville. Eigentlich soll er über Verstümmelungen an Kühen berichten, die gibt es aber nicht. Stattdessen findet er in einem Baumstumpf eine uralte Puppe, die mit Ketten gebunden ist. Daraus ließe sich eine Story machen, denkt sich Fenn, und zerbricht die Puppe, da ein eingeschlagener Schädel auf den Bildern viel dramatischer wirkt.
In derselben Nacht kommt er mit dem Auto von der Straße ab und sieht die junge Alice (Cricket Brown), die vor dem Baum steht und offenkundig eine Erscheinung hat. Noch wichtiger: Sie ist taubstumm, kann aber wieder reden. Fenn wittert hier die große Geschichte, die ihn wieder nach oben bringen könnte, und das umso mehr, als Vertreter des Vatikans kommen, um zu beurteilen, ob die Erscheinung der heiligen Jungfrau, von der Alice spricht, wahrhaftig stattgefunden hat. Ein Wunder käme allen gerade recht: der Kirche, Fenn, auch Alice. Aber ist es wirklich ein Wunder?
Solide Horror-Kost
Die Grundidee des Films ist nicht nur solide, sie ist interessant. Weil sie mit der Frage spielt, wie sehr sich Menschen von falschen Propheten hinters Licht führen lassen. Das muss man nicht mal nur auf religiöse Anführer münzen, das funktioniert auf vielerlei Art – man denke nur an die kultische Verehrung einer fragwürdigen Gestalt wie Donald Trump. Man könnte THE UNHOLY also auch eine politische Ebene attestieren. Nur dass der Film sich mit den eigentlich interessanten Elementen seiner Geschichte eher weniger auseinandersetzt.
Geboten ist solider Horror. Die Umsetzung ist auf gutem Niveau, der Film sieht schön aus und mit Jeffrey Dean Morgan, Cary Elwes und William Sadler ist er auch gut besetzt. Aus der guten Grundidee wird aber zu wenig gemacht. Weniger, als der Film eigentlich verdient hätte. Das mag daran liegen, dass die Vorlage ist, wie sie ist und in den knapp 40 Jahren seit ihrer Entstehung auch nicht origineller geworden ist. Es mag aber vor allem auch daran liegen, dass man zu sehr auf Konventionen setzt.
Entsprechend fühlt sich der Film etwas uneins an, denn die erste Hälfte ist deutlich besser als die zweite.
Wie zwei Filme
Das Aufbauen des Mysteriums ist der interessante Teil von THE UNHOLY. Die Frage, wie ein Wunder auf die Menschen wirken würde, wird aber nicht in ihrer Gänze untersucht. Man bekommt einen Einblick darin, wie dies auf die Menschen des kleinen Kaffs, aber auch überall auf der Welt wirkt, letztlich interessiert sich der Film für diesen Aspekt der Geschichte aber weniger. Dabei ist es auch interessant, wie gezeigt wird, was ein Priester unternimmt, um das mögliche Wunder als Betrug zu überführen. Scheitert er, ist es ein Wunder.
Das sind die Elemente, die spannend sind. Darüber hinaus nutzt der Film vor allem das doch recht simple Mittel der Jump Scares. Die sind nett gemacht, das etwas gehetzt wirkende letzte Drittel des Films wirft dann aber leider auch alle interessanten Aspekte der Geschichte über Bord, und das zugunsten einer genretypischen Handlung und Auflösung. Dabei gibt es auch hier noch schöne Elemente, so die Entwicklung der von Jeffrey Dean Morgan gespielten Hauptfigur, die zu einer Art Märtyrer wird.
Fazit
Alles in allem erfindet man mit THE UNHOLY das Rad nicht neu. Der Film bietet aber solide Genre-Unterhaltung, die technisch schön umgesetzt und durch die Bank gut besetzt ist. Derlei Filme hat Sam Raimis Firma Ghost House Pictures häufiger im Angebot. Das sind keine Horrorfilme, die Genre-Grenzen ausloten oder gar überschreiten würden. Sie sind ordentlich, mehr aber auch nicht.
Die Art Horrorfilm, mit dem sich Novizen an das Genre herantasten. Für die funktioniert der Okkult-Horror dann sicherlich auch besser, weil ähnlich gelagerte Filme dann noch unbekannt sind.