Geradlinig, blutig und grimmig
Eingefleischte Horrorfreunde, die von Anfang an auf ein Schlachtfest spekulieren, müssen etwas Geduld mitbringen, da der Regisseur und seine Drehbuchautoren Billy Ray („Vor ihren Augen“) und Mark L. Smith („The Revenant – Der Rückkehrer“) rund eine Stunde lang nur mit Andeutungen arbeiten. Bricht die Hölle aber einmal los, entpuppt sich „Operation: Overlord“ als knallharter Survival-Streifen, dessen drastische Make-up-Effekte Genrefans zufriedenstellen sollten. Zartbesaitete Kinogänger dürften nicht nur beim Anblick der blutigen Exzesse schweißnasse Hände kriegen. Auch das unheimlich-groteske Szenenbild – gemeint ist vor allem der unterirdische Laborkomplex – wird so manchen Betrachter nachhaltig erschüttern.
Während die Figuren in vielen anderen Schockbeiträgen als billiges Kanonenfutter herhalten und sich dadurch zum Mitfiebern disqualifizieren, verfolgt man den verzweifelten Kampf der Protagonisten in diesem Fall mit einigem Interesse. Und das, obwohl das Skript keine großen Anstrengungen unternimmt, um Boyce und Co facettenreich zu zeichnen. Averys routinierte, adrenalingetränkte Inszenierung und die soliden Darstellerleistungen heben den Mix aus Kriegs- und Horrorfilm über den lächerlichen Nazi-Zombie-Trash hinaus, wenngleich man inhaltlich auf originelle Ideen verzichten muss.
Ab und an blitzen Brüche und Ambivalenzen in der Erzählung auf. Etwa dann, als Boyce, die Stimme der Vernunft, gegen die Foltermethoden eines Kameraden opponiert. Zu Ende denken will „Operation: Overlord“ diesen Konflikt aber leider nicht. Suboptimal ist überdies die Entscheidung, im Finale eine Actionshow zu entfachen, anstatt sich stärker auf die beklemmende, kammerspielartige Stimmung in den finsteren Kellergewölben zu konzentrieren. Hätten Avery und seine kreativen Mitstreiter hier an einigen Stellschrauben gedreht, würde ihr grimmiger Reißer das Publikum noch ein Stück mehr in seinen Bann ziehen.
Fazit
Nichts Neues an der Drehbuchfront, dafür aber ordentliches Schockhandwerk, das in manchen Momenten durch Mark und Bein geht.