Die drei Freundinnen haben auf Ibiza kein Hotelzimmer bekommen. Der bestellte Stripper kommt aber trotzdem. Natürlich ist er klein, dick, alt und kein bisschen attraktiv. Weil die Heldinnen kein Hotelzimmer haben, sitzen sie auf einer Parkbank und lassen den Stripper vor einem Kinderspielplatz rund um einen Laternenpfahl mit Mülltonne tanzen und sich ausziehen. Dabei lassen sie grundlos sexuelle Belästigung über sich ergehen.
Die Freundinnen sollen mit dem Geld eines der Männer Drogen besorgen. Sie geben ihm Kurkuma-Tabletten und stecken das Geld ein. Der Mann ist gegen Kurkuma allergisch und hält seine Reaktion auf die Tabletten zunächst für den Trip seines Lebens, bevor er ins Krankenhaus gebracht werden muss. Das anschließende Gespräch der Freunde mit dem Arzt ist nicht witzig, dauert viel zu lange und führt nirgendwohin.
In weiterer Folge wird eine Hochzeitsgesellschaft mit einer vollgekackten Windel bedroht und eine traurige, betrunkene Frau schlitzt sich mit einem kaputten Glas die Lippe auf, um dann der Braut Blut auf das Brautkleid zu spucken. Muss ich erzählen, was passiert, wenn die Freundinnen versuchen, sich ohne Geld in die Strandbar eines Hotels einzuschleichen? Muss ich nicht? Vielen Dank.
Aber nicht bloß Alireza Golafshans Drehbuch ist deprimierend. Auch seine Inszenierung zieht einen runter. Ich war noch nie auf Ibiza. Und nachdem jährlich Millionen Menschen ihren Urlaub auf Ibiza verbringen, müsste es doch etwas zu bieten haben. Diese Insel sollte ein hübsches Setting abgeben können. Möglich, aber im Film sieht man nur billige Supermärkte, wenig einladende Strände, generische Hotels und austauschbare Lokale.
Ich gebe zu, ich bin kein großer Fan der Stadt München. Hauptsächlich weil ich die Stadt seit über einem Vierteljahrhundert kenne, ist München meine zweitliebste Stadt auf der Welt. Meine liebste ist jede andere. Aber so furchtbar deprimierend, wie in diesem Film, hätte man die Stadt wirklich nicht in Szene setzen müssen.
Münchnerinnen trinken die ersten Cocktails des Junggesellinnenabschieds natürlich im P1. Gibt doch sonst keine Lokale in München. Dort ist es kein bisschen gemütlich, viel zu teuer und das Personal ist unfreundlich. Spätnachts hat in München dann nur noch eine Dönerbude geöffnet. Eine teure Hochzeit findet natürlich im Schützengarten statt. Leute die nichts Besseres kennen, mögen das für eine noble Location halten. Und nicht eine einzige der in München lebenden Figuren spricht als könnte sie vielleicht in Bayern aufgewachsen sein. Das alles hat München nicht verdient.
Niemand hat hier irgendjemanden gebumst
Die Charaktere und ihre Darstellungen sind natürlich auch deprimierend. Hauptdarstellerin Luise Heyer sieht in jeder Szene so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Davon ausgenommen sind nur die Szenen, in denen sie tatsächlich weint. Verglichen mit ihrem Part in „JGA“ war ihre Darstellung in „Der Junge muss an die frische Luft“ direkt fröhlich und aufgekratzt zu nennen.
Taneshia Abt spielt eine junge Frau, die wir vermutlich als frech und unabhängig wahrnehmen sollen. Tatsächlich ist ihre Figur eine Nervensäge. Aber das Freche und Unabhängige hat sie im dritten Akt ohnehin überwunden, weil sie dann endlich auch einen Partner hat. Man kann so eine lebenslustige, junge Frau doch nicht alleine durchs Leben oder den Film gehen lassen.
Eine junge Darstellerin namens Teresa Rizos könnte möglicherweise Talent haben. Immerhin liefert sie die beiden einzigen Dialogstellen des Films, über die man lächeln könnte. Leider muss sie neben der weinerlichen Freundin und der frechen Freundin die Rolle der doofen Freundin spielen. So bleibt die Frage nach dem Talent unbeantwortet.
Dimitrij Schaad hat vor zwei Jahren in „Die Känguru-Chroniken” die männliche Hauptrolle in einer unlustigen Komödie gespielt. Nachdem er nun die männliche Hauptrolle in einer deprimierenden Komödie gespielt hat, sollte er sich überlegen, ob ihm Komödien liegen. Oder Hauptrollen. Oder Filme überhaupt.
Axel Stein und einige andere mehr oder weniger unbekannte Nebendarsteller spielen schlechte Karikaturen von Nebenrollen aus besseren Filmen. Das mag einen auch nicht fröhlicher stimmen.
Fazit
Eine durch und durch deprimierende Komödie ist nicht bloß ein Fehlschlag, sie ist ein Angriff. Ein Angriff auf die Stimmung und den Geldbeutel der Ticketkäufer*innen. Besser daheim bleiben und „Leichen pflastern seinen Weg“ ansehen. Da hat man auch mehr zu lachen.