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*** Escape Room 2: No Way Out ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Der erste Teil von „Escape Room“ hat 2019 bei einem Budget von bloß 9 Millionen Dollar weltweit über 150 Millionen wieder eingespielt. So gesehen ist es ein Wunder, dass man sich mit der Fortsetzung zwei Jahre Zeit gelassen hat …
 
But this game is over ….
 
Zoey und Ben haben als einzige den ersten Teil überlebt. Die Polizei wollte den beiden damals keinen Glauben schenken. Weil der Film in einer Welt spielt, in der es wohl weder Internet noch andere Medien gibt, hat sich auch sonst kein Mensch für ihre Erzählungen von Verschwörungen, Folterspielen und mehrfachen Morden interessiert.
 
Also machen sich die beiden jungen Leute auf nach New York City, um dort unbewaffnet, unvorbereitet, unbegleitet und unheimlich bescheuert in ein Gebäude einzudringen, das dem bösen Minos-Konzern gehören soll, der die „Escape Room“-Spiele veranstaltet. Überraschenderweise geht das nicht gut aus und zusammen mit anderen Mitspielern landen Zoey und Ben wieder in einem „Escape Room“ …
 
 
Ich habe persönlich rein gar nichts gegen dumme Filme. Dumme Filme können unterhaltsam sein. An „Escape Room: Tournament of Champions“, so der englische Originaltitel, stört mich gar nicht so sehr, dass der Film dumm ist. Mich stört, dass der Film sein Publikum für dumm hält. Und noch mehr stört mich, dass der Film sein Publikum für dumm verkauft.
 
Regisseur Adam Robitel, der bereits den ersten Teil inszeniert hat und seine vier Drehbuchautoren, von denen zwei bereits das Buch zu Teil Eins verfasst haben, drehen sich einfach immer alles so zu Recht, wie es ihnen gerade passt. Die jungen Protagonisten sind strohdumm. Nein, in der nächsten Szene sind sie hochintelligent und können unter enormen Druck die kompliziertesten Rätsel lösen, aber nur um in der übernächsten Szene wieder strohdumm zu sein. Die Eingeschlossenen begegnen einander feindselig. Außer wenn es für die Story nötig ist, sein Leben für einen Wildfremden zu riskieren. Aber nicht vergessen, die Eingeschlossen gleich darauf wieder feindselig agieren zu lassen.
 
Auch der Film selbst will immer wieder ganz furchtbar klug sein, um meistens einfach nur furchtbar dumm zu sein. Aber statt einfach ein ehrlicher, dummer Unterhaltungsfilm zu sein, versucht der Film uns mit den lächerlichsten Klischees zu blenden. Der Film will uns immer wieder überraschende Wendungen präsentieren, die einfach niemals überraschend sein können, weil den Filmemachern außer alten Filmklischees einfach nichts einfallen will.
 
In einer Szene werden die beiden jungen Protagonisten in eine U-Bahn gelockt und können den Wagon nicht mehr rechtzeitig verlassen. Außer ihnen sitzen genau vier Personen in dem Wagon, die alle ungefähr im gleichen Alter und gleichermaßen attraktiv sind. Und dann soll es uns überraschen, dass der U-Bahnwagon die erste von mehreren Stationen des Spiels ist? Ernsthaft?
 
01 ©2021 Sony Pictures02 ©2021 Sony Pictures03 ©2021 Sony Pictures04 ©2021 Sony Pictures
 
Immer wieder will der Film schlau sein und stellt sich doch so furchtbar dumm an. In einer Sequenz müssen die Protagonisten sich unter einem Baldachin vor Säureregen schützen. Sobald der Regen aber aufhört, können sie durch knöchelhöhe Säurepfützen laufen. Anschliessend besteht ihre Aufgabe darin, die herabgeregnete Säure zu sammeln, um damit eine Kette und ein Vorhängeschloss zu zersetzen. Sowohl Kette als auch Schloss hingen aber vorher bereits im Säureregen und hätten daher längst zersetzt sein müssen. An einer Stelle finden zwei von drei Damen in einer Telefonzelle Unterschlupf, die dritte muss aber draußen warten. Keine von diesen drei jungen Frauen wiegt mehr als 50 Kilo. Von der Sorte bekommt man notfalls fünf oder sechs in eine Telefonzelle.
 
Die Protagonisten sind pure Klischees. Die junge Frau, die sich ihren Ängsten stellen muss. Der verständnisvolle, junge Mann in der „friend-zone“. Die Latina, die mit Akzent spricht. Die Therapeutin, die gerade zu quatschen anfängt als die Sitzung leider für heute vorbei ist. In dem Film kommt sogar ein Priester mit einer Glaubenskrise vor. Diese Rolle war schon nicht mehr originell, als der junge Gene Hackman sie vor mehr als Fünfzig Jahren gespielt hat.
 
Jede der Figuren hat eine andere Haarfarbe und/oder gehört einer anderen Ethnie an. Das ist auch dringend nötig, weil sie davon abgesehen so austauschbar sind, dass man sich die Namen beim besten Willen nicht merken kann. Und dann sollen wir betroffen sein, wenn eine von ihnen draufgeht? Wie denn? Es ist einfach nicht spannend, wenn Figuren in Gefahr geraten, an denen wir kein Interesse haben. Vor allem nicht, wenn absehbar ist, dass sie ohnehin wieder auftauchen. Dieser Film gibt vor, spannend zu sein und unternimmt rein gar nichts, um auch mal spannend zu werden.
 
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This game is over when we say it’s over
 
Das Konzept der Filmemacher erinnert ein bisschen an die Restaurant-Kette „Subway“. Dort verkauft man Sandwiches, die mit den billigsten, abgepackten Zutaten nach immer dem gleichen Muster hergestellt werden. Subway’s Brot enthält so viel Zucker, in Irland darf es legal nicht mehr als „Brot“ verkauft und muss als „Süßware“ bezeichnet werden. Gut, von mir aus. Wenn man ungesundes Essen an Leute verkauft, die sich nicht mal selber ein Wurstbrot machen oder eine Stulle schmieren können, hat das seine Berechtigung. Aber dann darf man doch nicht mit dem Slogan „Eat Fresh“ werben. Und die unterbezahlte Hilfskraft hinterm Tresen als „Sandwich Artist“ zu bezeichnen, ist dann auch eine Frechheit.
 
Ähnlich wie „Subway“, mit seiner effizienten aber anspruchslosen Systemgastronomie, haben auch die Macher von „Escape Room 2“ halbwegs professionell gearbeitet. Die Bauten wirken zum großen Teil recht realistisch, die Effekte wirken meistens durchaus überzeugend. Kamera und Beleuchtung lassen einen in einzelnen Szenen in Unklaren, was genau da nun auf der Leinwand vor sich geht. Und obwohl der Film nach gerade mal 88 Minuten schon wieder zu Ende ist, hätte der Schnitt teilweise rigoroser arbeiten müssen. Manche Szenen dauern einfach zu lang. Da hilft alles Durcheinanderschreien, Durcheinanderlaufen und Durcheinandersterben der Figuren auf der Leinwand nichts.
 
Zu den Leistungen der jungen Darsteller und Darstellerinnen gibt es praktisch nichts zu sagen. Die Figuren sind so lächerliche Klischees, selbst die größten Mimen und Miminnen der Filmgeschichte hätten daraus keine echten Charaktere erschaffen. Vielleicht wird einer der an diesem Film beteiligten Schauspieler oder eine der Schauspielerinnen irgendwann einmal in einem anderen Film überzeugen können. Schwer vorstellbar, aber wer weiß?
 
Fazit
 
Vor dem Kauf eines Tickets bitte beachten: „Escape Room 2“ hatte ein Budget von 15 Millionen Dollar. Das bedeutet, wenn nur 20% aller Menschen, die den ersten Teil gesehen haben, wieder eine Karte kaufen, wird Teil Zwei einen Gewinn erwirtschaften und das Studio wird auch noch einen dritten Teil drehen. Und das will doch niemand verantworten müssen.
 
 
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