Bizarre Intensität
Nicht nur durch die Erzählweise der Ehefrau Kathy, sondern auch generell, ist der Film witzig… wenn vielleicht auch nicht immer freiwillig. Es lässt sich nicht ganz leicht deuten, ob die Szenen absichtlich überspitzt geschrieben wurden, um Humor zu erzeugen, oder ob hier mit der „epischen“ Männlichkeit einfach nur übertrieben wurde. An Männlichkeit hapert es hier auf jeden Fall nicht. Motorräder, Gewalt, Drogen und eine Menge Prahlerei und Geprotze. Das Imponiergehabe und die Sticheleien, wirken durch ihre bizarre Intensität fast schon romantisch und es fällt teilweise schwer festzustellen, ob es gleich zu einem Kuss oder einer Prügelei kommt. Genau diese absurd männlichen Szenen, bringen den Humor ins Spiel, aber es bleibt die Frage, ob das nun gewollt ist oder tatsächlich nicht gesehen wurde.
Für mich wirkt es jedoch so, als wüsste der Regisseur Jeff Nichols ganz genau was er da tut. Der Humor, welcher durch Kathys Erzählungen entsteht, ist jedoch auf jeden Fall gewollt und funktioniert auch hervorragend.
Ein Übermaß an stereotyper Männlichkeit
Neben dem lustigen Aspekt, den die stark inszenierte Männlichkeit mit sich bringt, gibt es dadurch auch leider einige unangenehme Szenen. Auch wenn Kritik an der Umgangsform bei den Vandals geübt wird, ist diese zu unauffällig und es wirkt schon fast wie eine Glorifizierung veralteter Rollenbilder. Außerdem sollte vor dem Schauen eine Warnung ausgesprochen werden. Die Gewalt wird teilweise überraschend schnell explizit bzw. kommt sie oft überraschend. Es kommt auch zu sexueller Gewalt, die vielleicht nicht unbedingt spurlos an jedem vorbei geht. Der Intimitätskoordinator ist im Abspann daher besonders aufgefallen und gibt doch noch das positive Gefühl mit, das am Set hoffentlich professionell und bewusst mit dem Thema umgegangen wurde.
Ein Ende ohne Faden
Der zu Beginn eingeführte Fotograf und die Inspiration für den kompletten Film, verliert leider im Laufe der Geschichte zudem immer mehr an Relevanz und taucht nur noch selten auf. Auch Richtung Ende ist er zwar zu sehen, jedoch hätte er als Einleitung des Filmes auch der Abschluss des Films sein müssen, um ein rundes Ende zu schaffen. Es scheint als wäre der rote Faden verloren gegangen und das Ende nicht ganz ausgearbeitet. Die Geschichte wirkt unvollendet.
Alles in allem ist Bikeriders ein guter Film, der sich lohnt, angeschaut zu werden, auch im Kino. Es gibt Schwachstellen und einige Szenen, die unangenehm werden können, aber wer damit umgehen kann, wird hier Spaß haben. Es ist jedoch zu empfehlen mit einer Prise Humor und Verständnis für männliches Geprotze ins Kino gehen. Abgesehen davon sind die Schauspieler einfach ausgezeichnet und verleihen dem Film im Alleingang einen guten Grund ins Kino zu gehen.