War der erste Film noch dazu gedacht, die Figuren einzuführen, so kann man beim Sequel gleich in medias res gehen. Das verleiht der Geschichte eine Direktheit, die schneller in das Ganze hineinzieht. Schon der Anfang mit Grindelwalds Flucht ist technisch imposant und inhaltlich dramatisch. Am Interessantesten ist aber, dass es der Autorin J.K. Rowling gelingt, hier Grindelwald eine gewisse Ambivalenz zu verleihen. Natürlich weiß man, dass er böse ist, aber man kann einige seiner Anhänger verstehen, wieso sie ihm folgen.
Das ist die große Entwicklung zum Ende des Films, denn hier geschieht etwas, dem sich Newt Scamander am Anfang noch verweigern will: Eine Seite zu wählen. Es gibt eine große Versammlung, auf der Grindelwald spricht. Er ist hier der Verführer, ein Mann, der von einer schrecklichen Vision spricht, die er für die Welt gesehen hat, wenn man den alten Wegen folgt. Jemand, der das Establishment zerschlagen und etwas Neues begründen will. Rowling wird hier – natürlich gekleidet in das Gewand großer Fantasy – politisch. Etwas, das sie in ihren Tweets auch immer ist. So macht sie Grindelwald zu jemanden, der mit Fake News operiert. Aber sie verleiht ihm auch die Ambivalenz, die nötig ist, um zumindest die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Welt, wie er sie haben will, eine bessere ist.