***The Limehouse Golem***

 
tlhg kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Die Geschichte einer Mordserie im London von 1881 ist ein passabler Splatter-Film, ein gut gemachter Thriller und ein interessantes Portrait der Music-Hall-Szene und des Alltags in viktorianischer Zeit.
 
Blut, Gesang und Armut
 
Inspector John Kildare (Bill Nighy) wird mit der Aufklärung einer Serie brutaler Morde betraut. Die Presse übt Druck aus und hat dem Killer bereits den Namen „Limehouse Golem“ gegeben. Kildare steht im Ruf homosexuell zu sein und schnell wird ihm klar, dass er daher nur als Sündenbock für die bisher ergebnislosen Ermittlungen dienen soll. Gleichzeitig steht die ehemalige Schauspielerin und Sängerin Lizzie Cree wegen Mordes an ihrem Ehemann vor Gericht. Mit Hilfe von Tagebucheinträgen, die der „Limehouse Golem“ in einem Buch in einer öffentlichen Bibliothek hinterlassen hat, kann Inspector Kildare den Kreis der Verdächtigen eingrenzen.
 
Mögliche Täter sind Karl Marx und der Autor George Gissing aber auch zwei Herren, die in enger Verbindung zu der mutmaßlichen Gattenmörderin Lizzie Cree stehen: Ihr Entdecker und Förderer der Bühnenstar Dan Leno und ihr ermordeter Ehemann John Cree, ein gescheiterter Bühnenautor. Kildare vermutet Lizzie könnte ihren Ehemann getötet haben, weil er der „Limehouse Golem“ war.
 
 
Seine Recherchen führen den Inspector in die Halbwelt der Music-Halls, in Opiumhöhlen sowie in die Armutsviertel Londons. In den Szenen, in denen der Ermittler die Taten im Geiste rekonstruiert, fließt das Blut nicht einfach, es strömt und spritzt. Das verliert schnell seinen Reiz. Sehr viel interessanter fallen da die Milieustudien aus. Selten wurde die Welt der Music-Halls, in denen derbe Revuen für das einfache Volk aufgeführt wurden, in einem Unterhaltungsfilm so detailliert gezeigt.
 
Bestürzend sind die Szenen, in denen die bittere Armut der einfachen Menschen gezeigt wird. Als ein Polizeibeamter ein kleines irisches Mädchen als Zeugin befragen will, meint das Mädchen nun als Kinderarbeiterin verkauft zu werden. Das Kind will das unbedingt verhindern. Ihre Mutter hat sie nämlich bereits an einem anderen Herrn verkauft.
 
Wer ist der Täter und wer das Opfer?
 
Lange Zeit bleibt unklar, ob die vermeintliche Gattenmörderin vielleicht doch eher ein Opfer ist. Vielleicht ist sie vor allem das Opfer ihrer eigenen Ambitionen? Und war das Mordopfer gleichzeitig ein Serienkiller? Oder war der nur ein Wüstling der sich für einen edlen Ritter hielt?
 
Und wie steht es um den Zusammenhalt der Music-Hall-Familie? War der Onkel vielleicht doch nicht so nett, wie er auftrat? Die Krimihandlung ist gut geschrieben. Das überraschende Ende kommt vielleicht nicht ganz so überraschend wie die Filmemacher meinen und eine entscheidende Szene findet scheinbar zweimal statt. Im Großen und Ganzen ist die Auflösung aber schlüssig. Nur der allerletzte Todesfall in der letzten Szene des Films ist vielleicht ein bisschen zu viel. Wer die Dame auf der Bühne getötet hat und warum und wie bleibt unklar.
 
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Charakterköpfe, Schönheiten und Typen
 
Bill Nighy kennen wir aus „Tatsächlich … Liebe“, „Best Exotic Marigold Hotel“, den Harry-Potter-Filmen, “Per Anhalter durch die Galaxis” und vielen anderen Filmen. Vermutlich fällt sein Name jedes Mal als erstes, wenn in einem Drehbuch die Charakterisierung „sieht aus als hätte er bereits alles gesehen“ zu lesen ist. Hier spielt er Inspector John Kildare als hochintelligenten, sensiblen Menschen, der sich nicht um Gerüchte, Status und Protokoll kümmert. Er verzieht sein wunderbar zerfurchtes Gesicht minimal und drückt doch ganz große Gefühle aus.
 
Olivia Cooke spielt Lizzie Creed als junges Mädchen, als Star, als Opfer und als Mordverdächtige immer glaubwürdig. Man versteht, warum Kildare entschlossen ist, sie zu retten.
 
Aber auch die Nebenrollen sind teilweise hervorragend besetzt. Douglas Booth spielt den leicht androgynen Dan Leno als eine Art viktorianischen Freddie Mercury mit dem Aussehen eines jungen Johnny Depp. Eddie Marsan spielt die relativ kleine Rolle des Onkels nicht einfach nur. Er schlüpft in die Rolle hinein. In seinen ersten Szenen finden wir ihn zum Knuddeln. Später weniger. María Valverde spielt die intrigante Konkurrentin der Heldin mit vollem Körpereinsatz.
 
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Fazit
 
„The Limehouse Golem“ ist weniger Horrorfilm als ein spannender Thriller vor einem pittoresken Hintergrund. Die kleinen Schwächen in der Erzählung werden durch die hervorragende Besetzung ausgeglichen.
 
 
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