Fortsetzungen dreht man, weil man eine Geschichte weitererzählen möchte. Oder um die Geschichte anderer Figuren aus dem Vorgängerfilm zu zeigen. Oder um die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Oder einfach um Kohle zu machen. Welche Art von Fortsetzung ist „Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss“?
You’re no good
Der kleine Gru geht zwar noch in die Grundschule, möchte aber schon zur Schurkenliga gehören. Eine Verbrecherbande namens „Die fiesen 6“ weist ihn ab, er stiehlt dafür ein für sie wichtiges Artefakt, die Minions bringen alles durcheinander, wollen das Ganze aber wieder in Ordnung bringen und ich habe schon jede Lust an der Handlung des Films verloren.
Was Bryan Lynch („Der gestiefelte Kater“, „Pets“) und Matthew Fogel („The Lego Movie 2“) da zusammengeschrieben haben, verdient kaum die Bezeichnung „Drehbuch“. Mir ist schon klar, der Film ist Unterhaltung für Kinder und kein anspruchsvolles Drama. Aber deshalb sollen die Autoren damit durchkommen, die Notizen ihrer Brainstorming-Sessions abgeliefert zu haben? Wahllos reihen sich Szenen aneinander, um mal mehr und viel öfter mal weniger gelungene Gags zu liefern. Nichts davon wirkt ausgereift, überarbeitet oder auch nur nochmal durchdacht.
Was sollen wir zum Beispiel von dem Kung-Fu-Training der Minions halten? Die beiden Sequenzen sind nicht wirklich witzig und dienen nur der Vorbereitung eines einzigen Gags, der den Aufwand wirklich nicht rechtfertigt. Was soll die ganze Nebenhandlung mit einem Motorradfahrer? Sie ist ebenfalls nicht witzig, liefert an ihrem Ende nicht einmal einen Gag und sorgt nur dafür, dass ein Minion namens Otto nach San Francisco kommt. Die Bösewichte sind keine echten Charaktere, sondern bloß das Ergebnis halblustiger Wortspiele.
Der ganze Film wirkt nicht nur schlampig sondern regelrecht uninteressiert geschrieben. Teile der Handlung wirken wahllos, einige ergeben sogar gar keinen Sinn. Der erste Teil, „Minions“ spielte 1968. Teil Zwei spielt 1976, also acht Jahre später. Aber Gru wirkt kein bisschen älter als am Ende des letzten Films und besucht immer noch die Grundschule. Dabei hat er gar keine Blechtrommel.
Wozu spielt der Film überhaupt 1976? Abgesehen von einer Reklametafel nimmt die Handlung keinerlei Bezug auf die Zweihundertjahrfeier der USA. Und die populärkulturellen Referenzen sind wahllos und oft genug falsch platziert. Unter anderem sind die Hits „Born to Be Alive“ und „Funkytown“ zu hören. Patrick Hernandez brachte „Born to Be Alive“ 1978 heraus und Lipps, Inc. nahmen „Funkytown“ erst 1979 auf.