Wer trinkt nicht gerne mal einen über den Durst? Deswegen ist man doch noch lange kein Alkoholiker. Denkt sich auch Mark, gespielt von Frederick Lau, der einfach gerne feiert. Party macht. Spaß hat.
Wieso sollte man sich da schon eingestehen, dass man ein Problem hat? Wie das dann doch geschieht, zeigt diese sehr vergnügliche, aber auch tiefsinnige Komödie. ONE FOR THE ROAD ist ein cleverer Film, der gelungen zwischen Komik und Tragik hin- und herwechselt.
Die Wette
Mark hat gute Freunde, einen guten Job, ein gutes Leben. Er trinkt gerne, er feiert gerne, er weiß einfach nie, wann Schluss sein soll. Nach einer Sauftour setzt er sich in seinen Wagen, aber nur, um ihn umzuparken. Die Polizei sieht das, kassiert ihn ein – und den Führerschein gleich mit. Um ihn wiederzubekommen, nimmt Mark an einer MPU-Vorbereitungsmaßnahme teil. Dass er ein Problem hat, will er da noch nicht glauben.
Darum lässt er sich auch auf eine Wette mit seinem besten Freund an: Er wird nichts mehr trinken, bis er seinen Führerschein wieder hat. Anfangs läuft das auch gut, aber dann gerät Mark ins Straucheln – was ihm Helena, eine Grundschullehrerin, die auch an dem Vorbereitungskurs teilnimmt, vorhergesagt hat. Ob sie es gemeinsam schaffen, mit dem Trinken aufzuhören.
Aus dem Leben gegriffen
Regisseur Markus Goller und Autor Oliver Ziegenbalg haben zusammen vor fünf Jahren die Tragikomödie 25 KM/H abgeliefert. Auch dort brillierten sie schon damit, dass sie nicht nur sehr echte Figuren entwickelt haben, sondern sie auch in Situationen schickten, die mit dem Publikum räsonieren. Das ist hier nicht anders, vielleicht sogar noch stärker ausgeprägt. Weil wohl die wenigsten mit dem Mofa quer durch die Republik zum Timmendorfer Strand fahren. Aber einige dürften in ihrem Bekanntenkreis einen Menschen wie Mark haben.
Einen guten Kerl, der jeden mit Respekt behandelt – nur nicht sich selbst. Jemand, mit dem man Spaß haben kann, der eine Stimmungskanone ist, der immer zum Feiern aufgelegt ist, der aber auch nicht weiß, wann es genug ist. Wenn Mark zu trinken beginnt, dann hört er erst auf, wenn er einschläft. Das ist die Tragik der Figur. Er ist ein Alkoholiker, will sich das aber nicht eingestehen, obwohl es ihn sein Umfeld immer mehr spüren lässt und auch in seinem normalen Leben immer mehr schiefläuft.
Das wird von Frederick Lau hervorragend gespielt. Er hat die Manierismen, die Bewegungsabläufe, den Gesichtsausdruck eines Angetrunkenen perfekt drauf. Dabei ist er sympathisch, weswegen man ihm nur das Beste wünscht. Nicht minder gut ist Nora Tschirner, der das Drehbuch einige herrlich trockene Sprüche auf den Leib geschneidert hat. Die beiden sind Leidensgenossen. In einem beinharten Drama hätte es für sie keine Hoffnung gegeben, hier aber schon.
Die Komik im Tragischen
Der Film beginnt als reinrassige Komödie. Er lullt den Zuschauer damit ein, bringt die Lacher am laufenden Band, baut ein emotionales Band zur Hauptfigur auf und zieht dann dieser, aber auch dem Publikum den Boden unter den Füßen weg. Denn der Film macht einen schleichenden Prozess durch. Was erst pure Komödie war, wird dann zum Drama und endet als Tragikomödie.
Er ist gut darin zu zeigen, was der Alkohol anrichten kann, wenn man die Kontrolle längst verloren hat. Es gibt viele kleine Momente, die so viel aussagen. Der Film ist erstaunlich tiefsinnig. Er wirkt umso stärker, wenn man jemanden wie Mark kennt - und vermutlich gilt das für fast jeden. Weil der Alkohol als gesellschaftlich akzeptierte Droge so vielen das Leben versaut. Aber damit macht der Film auch ein wenig Hoffnung: Wenn Mark die Chance hat, sich aus diesem Teufelskreislauf zu befreien, dann kann das vielleicht jeder.
Fazit
Witzig und ernsthaft zugleich. Der Film ist auf den Punkt, die Macher haben genau beobachtet, was es heißt, ein Trinker zu sein, der nicht zugeben will, dass er einer ist. Das erzählen sie auf entwaffnende, ehrliche Art und Weise und können sich dabei auf ein herausragendes Schauspielerensemble verlassen. Absolut sehenswert!