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Kritik: Stasikomödie

 
dfdh kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Regisseur Leander Haußmann wuchs selbst in der DDR auf. Das Leben dort hat ihn in gewisser Weise auch geprägt. Es fließt in seine Geschichten ein. Er erzählt gerne von der Zeit dort, oft konzentriert auf die kleinen Geschichten, so wie 1999 mit seinem SONNENALLEE, in dem er von Jugendlichen und ihrem Aufwachsen in der DDR erzählt. Mit der STASIKOMÖDIE befasst er sich nun erneut mit dem Leben in der DDR, das aber weit weniger gelungen.
 
Wenn einer eine Akte holt
 
Ludger Fuchs ist ein angesehener Schriftsteller und gilt als Vorzeige-Oppositioneller der damaligen DDR. Nun hat er sich überzeugen lassen, seine Stasiakte abzuholen und einzusehen. Das tut er im Kreise seiner Familie, aber als ein Liebesbrief einer Frau auftaucht, mit der er etwas hatte, als er schon mit der Mutter seiner Kinder zusammen war, merkt er, dass der Griff der Stasi weit reicht – sogar über ihr Ende hinaus.
 
Ludger erinnert sich an die Zeit in den 1980er Jahren, als er ein junger Mann war – und Offizier der Staatssicherheit. Seine Aufgabe war es, die Kreise der Negativ-Dekadenten, wie das im Stasi-Jargon hieß, zu infiltrieren. Aber da lernte er nicht nur seine Frau, sondern auch eine andere kennen, die ein echter Freigeist war – und beide lösten in ihm etwas aus, das ihn sich vom System abkehren ließ. Aber kann er jetzt seiner Frau davon erzählen, dass er sie über Jahre bespitzelt hat? Oder sollte er doch eher schweigen?
 
 
Die Prämisse hakt Wenn einer Täter war, es aber aufgrund seiner Undercover-Tätigkeit auch eine Oppositionellen-Akte gibt, ist es da wirklich glaubwürdig, dass dieser Jemand sie besorgen und dann auch noch ohne Kenntnis über das, was darin steht, im Kreis der Familie lesen würde? Wohl kaum – und daran hakt die ganze STASIKOMÖDIE. Ganz zu schweigen davon, dass einfach in einem Nebensatz geklärt wird, dass Ludger seine Kader-Akte (a.k.a. die Täter-Akte) längst hat verschwinden lassen. Wie denn?
 
Dass die Prämisse recht holprig ist, ist aber nur ein Problem des Films. Ein anderes ist, dass er schlicht und ergreifend nie weiß, was er eigentlich sein will: Komödie oder doch Drama?
 
01 ©2022 Constantin Film02 ©2022 Constantin Film03 ©2022 Constantin Film04 ©2022 Constantin Film
 
Tonale Unsicherheiten
 
Der Titel gibt vor, dass es sich hier um eine Komödie handelt. Aber das Problem ist, dass der Film nie richtig witzig ist. Es gibt Momente, da kann man schmunzeln, aber andere funktionieren nicht. Besonders peinlich gibt sich der Film, wenn er Ludgers drei Kollegen als Stasi-Versionen der drei Stooges zeigt – inklusive alberner Slapstickeinlagen. Hier hat man einfach das Gefühl, dass der Film ein ernstes Thema halbgar abhakt. Denn entweder, man geht in eine satirische, durchaus witzige Richtung, was angesichts der Geschichte möglich gewesen wäre. Oder aber man geht den ernsthaften Weg.
 
Aber die STASIKOMÖDIE ist nie eine Sache. Sie kann sich nicht entscheiden und mäandert so von ernsten Momenten zu humorigen oder zumindest halbwegs vergnüglichen, ohne dass man ein Gefühl dafür bekommt, was das alles eigentlich soll. Denn im Kern sieht man jemandem zu, der einfach jahrelang die eigene Frau bespitzelt hat. Das Ende mit einer weiteren Enthüllung macht das auch nicht besser.
 
Zudem gibt es immer wieder Szenen, die fast schon surreal anmuten. So Henry Hübchens letzter Moment beim Gasherd. Wie das endet, kann man sich vorstellen. Der in die Luft geflogene wird dann als Sternschnuppe wahrgenommen, was nur zu Kopfschütteln führen kann. Überhaupt ist der Film immer fahrig, immer unsicher, was er machen will, und das bleibt bis zum Ende so. Daran ändert dann auch ein hervorragendes Ensemble nichts, das bis in die Nebenrollen top besetzt ist.
 
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Fazit
 
Es gibt deutlich bessere DDR-Komödien. Es gibt auch sehr viel bessere DDR-Dramen. Dieser Film hier weiß einfach nie, was er sein oder was er aussagen will. Das kann in manchen Momenten durchaus unterhalten (mit dem Mann an der roten Ampel als Sinnbild für die deutsche Autoritätshörigkeit), im Großen und Ganzen ist das aber enttäuschend.
 
 
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