… mit Stil …
Die Ausstattung ist wieder superb. Zusätzlich zu den Anzügen und Gadgets der Kingsmen, bekommen wir diesmal die Ausstattung ihrer amerikanischen Cousins, der „Statesmen“ zu sehen. An einigen Stellen sind die computergenerierten Effekte nur wenig überzeugend. Das Geheimversteck der Schurkin ist dann wieder ebenso originell wie cool. Drogenbaronin „Poppy“ hat noch mehr Heimweh als Geld. Daher hat sie sich statt der ewiggleichen High-Tech-Schurkenhöhle einen Nostalgie-Nachbau einer amerikanischen Kleinstadt mitten im Dschungel von Kambodscha geschaffen. Noch viele andere kleine Einfälle machen den Reiz des Filmes aus. Man muss kurz nachdenken, um zu erfassen, wie abgedreht ein Billardtisch in einem Flugzeug ist.
… und Witz
Die Gags knallen diesmal vielleicht nicht ganz so schnell, wie im ersten Teil. Und nicht jeder Schuss trifft in Schwarze. Die Sequenz bei den königlichen Eltern der Liebsten hätte ersatzlos gestrichen werden können und dem Film hätte nichts gefehlt. Das Finale zu den Klängen „Saturday Night’s Alright for Fighting“ kann es nicht mit „Land of Hope and Glory“ aus dem ersten Film aufnehmen. Und Sir Elton John in einem seiner alten Bühnenkostüme als Kampfmaschine zu zeigen, ist schon ein sehr billiger Gag. Obwohl … hm, … gemessen an der Gage von Sir Elton … dann vielleicht doch nicht so „billig“.
Kingsmen, Statesmen und eine irre Drogenhändlerin
Taron Egerton ist wieder Eggsy Unwin. Er ist ständig agil und präsent und treibt die Handlung weiter, macht aber im Gegensatz zum ersten Teil keine echte Entwicklung durch. Hier haben die Drehbuchautoren den Helden der Geschichte ein bisschen vernachlässigt.
Der von Colin Firth gespielte Harry kehrt von den Toten zurück. Das hat bereits der Trailer verraten. Firth spielt den Part wie ein Wimbledon-Sieger, der bei einem Benefizturnier gegen einen Hobbyspieler antritt. Man sieht, der Mann kann was. Aber er strengt sich nicht an.
Mark Strong als Merlin ist wieder einer der Hauptgründe eine Kinokarte zu kaufen. Wie in so vielen Filmen bringt er seine Darstellung immer genau auf den Punkt, ohne sich je aufzuspielen. Seine Version von „Country Roads“ ist der heimliche Höhepunkt des Films. Julianne Moore gibt die Königin des weltweiten Drogenhandels als Mischung aus durchgeknallter Hausfrau, Teleshop-Moderatorin und Sarah Palin. Man wünscht sich, sie hätte noch ein bisschen mehr aufgedreht. Pedro Pascal den amerikanischen Agenten Jack Daniels als täuschend echte Burt-Reynolds-Kopie spielen zu lassen ist eine der witzigsten Ideen des ganzen Films.
Wie oft hat Bruce Greenwood schon den amerikanischen Präsidenten gespielt? Wenn er hier ein opportunistisches Schwein gibt, ist das natürlich witzig. Emily Watson spielt seine Stabschefin leider zu blass.
Wozu die Produzenten das Geld für Jeff Bridges und Halle Berry ausgegeben haben, ist vollkommen unklar. Vor allem Frau Berrys Rolle hätte wirklich von jeder aufrecht gehenden Schauspielerin übernommen werden können.
Im Trailer wird der Eindruck erweckt, Channing Tatum hätte in dem Film eine tragende Rolle. Sogar auf Einzelplakaten ist er abgebildet. Tatsächlich ist er keine 5 Minuten zu sehen. Genauso wurde mit ihm bereits in „G.I. Joe – Die Abrechnung“ verfahren. Man fragt sich, warum?