Statt einer weißen Wissenschaftlerin steht nun ein schwarzes Paar im Mittelpunkt, das sich eben dort eine luxuriöse Wohnung geleistet hat, wo früher die Hochhaustürme des größtenteils afroamerikanisch geprägten Brennpunktes Cabrini-Green emporragten. Topausgestatte, kernsanierte Objekte haben inzwischen die meisten Spuren des früheren Sozialbaukomplexes verwischt. Einzig ein paar heruntergekommene Häuser erinnern noch an die Vergangenheit des Bezirkes, der nun von aufstrebenden, gebildeten, künstlerisch interessierten Menschen überschwemmt wird.
Eine Beschreibung, die auch auf den Maler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II) und seine Freundin Brianna (Teyonah Parris) zutrifft. Ihr Leben ist relativ sorglos. Als der junge Mann jedoch beschießt, seine kreative Blockade zu durchbrechen und endlich wieder etwas zu erschaffen, hält er in den Ruinen von Cabrini-Green nach Inspirationen Ausschau.
Der alteingesessen Bewohner William Burke (Colman Domingo), dem er auf seinem Streifzug zufällig über den Weg läuft, weiß einiges über den sagenumwobenen Candyman zu berichten, den er als kleiner Junge in einem gemeinschaftlichen Waschkeller gesehen hat. Anthony lässt die legendäre Gestalt nicht mehr los. Und so wirft er sich mit übertrieben großem Eifer in die Arbeit. Das Ergebnis sind immer düsterere Bilder, die plötzlich das Interesse der Öffentlichkeit und der Fachwelt wecken, nachdem es im Umfeld des Künstlers zu grausamen Morden gekommen ist.
Horrorroutine
Mit nur zwei Filmen gelang es Jordan Peele, sich selbst in eine Art Marke zu verwandeln. In die Knochen kriechenden, satirisch angehauchten Horror mit sozialkritischen Untertönen hat der als Komiker bekannt gewordene New Yorker wieder salonfähig gemacht und zahlreiche Nachahmer auf den Plan gerufen. Der neue „Candyman“, bei dem er „nur“ als Produzent und Mitautor im Boot saß, thematisiert, einmal mehr, den Graben zwischen Schwarz und Weiß, die leidgeplagte Unterdrückungsgeschichte der Afroamerikaner und die selbst heute häufig fehlende Anerkennung und Gleichberechtigung. Zusätzlich beleuchten Peele, Regisseurin Nia DaCosta („Little Woods“) und Win Rosenfeld, die zusammen das Skript schrieben, das in immer mehr Großstädten fußfassende Phänomen der Gentrifizierung und werfen, zumindest kurz, die Frage auf, ob nicht auch Anthony und Brianna Treiber dieses Trends zur Luxussanierung sind, der auf dem Rücken von mittellosen Menschen ausgetragen wird.