Vor mehr als fünfundzwanzig Jahren setzte Regisseur Abel Ferrara mit „Bad Lieutenant“ den Maßstab für Filme über Cops auf dem Abstieg in ihre eigene Hölle. Der Film lebte damals von der brachialen Wucht von Harvey Keitels Darstellung. Auch Gary Oldman lieferte in „Romeo is bleeding“ eine tour-de-force ab. Nicole Kidman geht einen anderen, subtileren Weg. Ihr sonst so graziler, stets gepflegter Körper scheint ihr hier in jeder Szene nur noch lästig zu sein. Offensichtlich achtet ihre Figur längst nicht mehr darauf, was ihrem Körper und ihr selbst guttut. Kidman vermittelt die Haltung eines Person, die längst aufgehört hat, auf sich zu achten.
Mehr noch als über den Körper, vermittelt Kidman das Innenleben ihrer Figur über ihre Art zu sprechen. Nur selten hebt ihre Figur die Stimme. Meistens teilt sie sich ihrer Umwelt in einem Ton mit, der kaum mehr als ein Flüstern ist. Abgesehen von den Actionszenen, erhebt Erin Bell im Film nur einmal ihre Stimme. Umso eindrucksvoller wirkt es, wenn sie ihrer Tochter und ihrem Exmann eine universelle Wahrheit über Verantwortung entgegen schreit. Wenn der Freund der Tochter ihr erklärt, dass ihre Tochter sie niemals lieben wird, flüstert sie ihre Antwort wieder mit weiser Selbstverständlichkeit. Ihre Worte sind ohnehin nur für sie selbst bestimmt. An den egoistischen Angeber wären sie ja doch bloß verschwendet.
Er ist zurück
Leider bekommen wir Nicole Kidmans großartige Darstellung in einem Film zu sehen, in dem einiges gut gemeint, aber nur wenig gut gemacht ist. Das Drehbuch von Phil Hay und Matt Manfredi („R.I.P.D.“, „Ride Along“) hat originelle Ansätze, weist aber viel zu viele Lücken auf. Niemals hätte die Hauptfigur tagelang unbehelligt all das tun können, was sie im Laufe des Films anstellt. An einer bestimmten Stelle sollen wir tatsächlich glauben, eine Figur hätte siebzehn Jahre lang niemals den Inhalt einer Tasche überprüft, die während der ganzen Zeit in ihrem Besitz war. Weite Teile der Handlung sind sowohl zeitlich als auch räumlich praktisch unmöglich.