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Kritik: Beast: Jäger ohne Gnade

 
dfdh kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Familientherapie auf die harte Tour: In Baltasar Kormákurs neuer Regiearbeit muss Idris Elba als Vater zweier Töchter einem ebenso riesigen wie rachsüchtigen Löwen die Stirn bieten.
 
Ausflug mit Folgen
 
Auf dem Gebiet des Survivalkinos hat sich der in Island geborene Filmemacher Baltasar Kormákur bereits mehrfach ausprobiert. 2012 erschien sein auf Tatsachen basierendes Drama „The Deep“ um den Kampf eines Fischers gegen das Ertrinken auf offener See. 2015 erblickte „Everest“, die ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruhende Schilderung einer verheerenden Bergexpedition im Mai 1996, das Licht der Welt. Und 2018 legte der Regisseur mit „Die Farbe des Horizonts“ ein abermals aus dem realen Leben gegriffenes Werk vor, das die verhängnisvolle Segeltour eines jungen Paares im Pazifischen Ozean rekonstruiert. Kormákurs neue Arbeit „Beast – Jäger ohne Gnade“ reiht sich einerseits in diese Liste ein, hebt sich allerdings auch deutlich ab.
 
Nicht nur ist die Geschichte in diesem Fall rein fiktiv. Recht offen flirtet der Film noch dazu mit dem Subgenre des Tierhorrors, das Steven Spielberg mit „Der weiße Hai“ Mitte der 1970er Jahre maßgeblich formte. Nach dem Krebstod seiner Frau reist der Mediziner Nate Daniels (Idris Elba) mit seinen beiden jugendlichen Töchtern Meredith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries), in die südafrikanische Heimat der Verstorbenen. Der gemeinsame Trip soll der Trauerbewältigung dienen und die familiären Bindungen wieder stärken. Immerhin war das Ende von Nates Ehe eigentlich besiegelt, was vor allem die ältere Meredith ihrem Vater ankreidet, der sich in ihren Augen von den anderen abgekoppelt hat.
 
 
Auch nach der Ankunft brechen die Dissonanzen hervor. Martin Battles (Sharlto Copley), ein alter Freund, über den Nate seine Gattin einst kennenlernte, nimmt das Trio jedoch mit auf einen Ausflug in einen für Touristen nicht zugänglichen Teil des von ihm beaufsichtigten Wildreservats. Wie es das ungeschrieben Horrorfilmgesetz will, funktionieren die Funkgeräte dort nur relativ schlecht. Und genau das wird zu einem großen Problem, als Nate und Co einem rasenden Löwen begegnen, der es offenbar auf Menschen abgesehen hat.
 
Zwischen spannend und idiotisch
 
Der Titel lässt erst gar keine Zweifel aufkommen: Kormákur und Drehbuchautor Ryan Engle („Rampage – Big Meets Bigger“), der sein Skript anhand einer Idee von Jamie Primak Sullivan entwickelte, treten in Spielbergs Fußstapfen und machen ihren tierischen Gegenspieler zu einem Monster. Zwar liefern sie eine Erklärung für den Amoklauf des Löwen.
 
Gleichzeitig werden sie aber nicht müde, seinen böswilliges Wesen zu betonen. So starrt er seinen potenziellen Opfern direkt in die Augen, taucht mitunter wie ein Geist aus dem Nichts auf, kehrt immer wieder zu der Familie und Martin zurück und ist - auch das kennt man aus dem Horrorgenre - auf eine beunruhigende Weise unverwüstlich. Das aus dem Computer stammende Kraftpaket, das ein ums andere Mal seine Jump-scare-Qualitäten unter Beweis stellt, sieht wahrlich furchteinflößend und halbwegs lebensecht aus. Mindestens eine Szene springt allerdings im negativen Sinne ins Auge. Als Martin in einem überflüssigen Siegfried-und-Roy-Moment mit zwei von ihm aufgezogenen Großkatzen kuschelt, lässt sich die digitale Herkunft der Tiere beim besten Willen nicht kaschieren.
 
Dem Kampf ums nackte Überleben gewinnt Kormákur einige adrenalingetränkte Sequenzen ab und schafft es zu Beginn des Mittelteils, den Panikmodus der Figuren filmisch mitreißend einzufangen. Nah rückt die Kamera an Nate und den Rest der Truppe heran, zeigt die schreckgeweiteten Augen und verwehrt uns häufig einen größeren Überblick. Zum Nägelkauen ist besonders die Passage, in der das Quartett erstmals auf blutige Spuren des rachsüchtigen Löwen stößt. In einer ungeschnittenen Einstellung, unterlegt mit unheilschwangerer Musik, tasten wir uns durch ein einheimisches Dorf, das mit dem Ungetüm Bekanntschaft gemacht hat.
 
01 ©2022 Universal Pictures02 ©2022 Universal Pictures03 ©2022 Universal Pictures04 ©2022 Universal Pictures
 
„Beast – Jäger ohne Gnade“ hätte ein saftig-effektvoller Survivalthriller werden können, der uns permanent an den Rand des Kinosessels fesselt. Ein arg formelhaftes, in seiner Richtung leicht durchschaubares, mit Klischees ausstaffiertes Drehbuch lässt die Spannung aber öfters abfallen. Die familiäre Hintergrundgeschichte soll dem Ganzen dramatisches Gewicht verleihen. Wirklich atmen können die Charaktere jedoch nicht. Während Nates Töchter jeweils nur eine Eigenschaft spendiert bekommen und selten etwas Handfestes zu tun haben, schwingt sich der eingangs seiner Vaterrolle nur bedingt gerecht werdende Arzt zum Beschützer auf, der er vorher nicht immer war.
 
Erstaunlich ist dabei, wie häufig er seine Mädchen allein lässt. Zum Teil in Situationen, in denen es tunlichst angeraten wäre, zusammenzubleiben. Stress und Panik hin oder her – bisweilen verhalten sich die Figuren so unbedarft, wie man es aus vielen Teenie-Horrorstreifen kennt. Unfreiwillige Komik, unter der die Intensität einiger Szenen leidet, produzieren vor allem die manchmal – freundlich ausgedrückt – schlichten Dialoge. Shakespeare-Reden braucht es in einem solchen Film natürlich nicht. Dümmliche Bemerkungen, die den Zuschauer aus den Gefahrenlagen herausreißen, sollte man aber, soweit es geht, vermeiden. Selbst ein fähiger Darsteller wie Idris Elba vermag daraus nämlich kein Gold zu machen.
 
Fazit
 
Der Survivalschocker „Beast – Jäger ohne Gnade“ ist weder ultramies noch hypermäßig spannend. Stattdessen gibt er sich mit purem Mittelmaß zufrieden.
 
 
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