Meryl Streep hat in den letzten Jahren vor allem mit Regisseuren zusammengearbeitet, die dieser Grande Dame von Hollywood wenig entgegenzusetzen hatten. So hat sie mittelmäßige Leistungen in Filmen wie „Couchgeflüster“ und „Wenn Liebe so einfach wäre“ gezeigt. Oder sie hat übertrieben, wie in „Die Eiserne Lady“. Oder sie hat komplett übertrieben wie in „Mamma Mia“. Hier zeigt sie wahrhaft große Schauspielkunst. Ohne Meryl Streep bekämen wir einen hochwertigen Thriller zusehen, der uns kaum emotional berühren würde. Wenn Meryl Streep ihren alten Freund, den ehemaligen Verteidigungsminister fragt, wie er ihren Sohn und die Söhne abertausender anderer Mütter in einen aussichtslosen Krieg schicken konnte, bekommen wir zu spüren, wie ein Leben auf den Kopf gestellt wird.
Tom Hanks spielt den Chefredakteur Ben Bradlee als Mann mit klaren Grundsätzen. Seine Figur stellt die eigene Haltung niemals in Frage und macht daher keine echte Entwicklung durch. Das ist schade und gibt einem großen Schauspieler nicht viel mehr zu tun, als Kommandos in den Redaktionsraum zu rufen und mit verschränkten Armen dazustehen.
Bob Odenkirk, bekannt als Anwalt aus „Breaking Bad“, spielt den Reporter Ben Bagdikian. Er ist der einzige Reporter, den wir bei der Arbeit sehen dürfen. Er scheint sich auch als einziger Gedanken über die Konflikte zu machen. Am Ende hätten wir von ihm gerne mehr gesehen.
Bruce Greenwood spielt zum zwölfundsiebzigsten Mal in seiner Karriere einen Politiker. In seinen wenigen Szenen als Robert McNamara erkennen wir, wie die Politik ganz selbstverständlich Einfluss auf die Fakten nimmt.
Fazit
In einer Zeit, in der Politik ganz offen auf der Grundlage „alternative Fakten“ gemacht wird und in der noch immer bloß eines von fünf börsennotierten Unternehmen überhaupt Frauen im Vorstand sitzen hat, ist „Die Verlegerin“ ein wichtiger Film. Dank Meryl Streep ist es auch ein berührender Film geworden.