Aber Rosenmüller hat in seinem Film keine Zeit für diese seltenen Momente, die uns etwas zeigen, was wir nicht schon Tausende Male gesehen haben. Er will uns mit Altbewährtem unterhalten. Daher bekommen wir Polizisten die ins Schwimmbecken geschubst werden, Slapstick mit einem Rasentraktor, korrupte Bonzen die Porsche fahren, weltfremde Umweltschützer und so weiter und so bekannt. Im Verlauf einer Slapstick-Sequenz wird ein Unbeteiligter unbeabsichtigt geteert und gefedert. Diese Art von Film ist das.
Aber wir sehen hier nicht bloß Filmkomödie von gestern. Auch das bisschen dramatische Handlung erinnert an Heimatfilme vergangener Jahrzehnte. Der kaltherzige Vater sieht alles ein und eine Umarmung ersetzt ein paar Jahre Familientherapie. Der unsichere Status des Flüchtlings klärt sich. Wie genau, weiß niemand. Hauptsache alles ist gut. Die Bevölkerung des Dorfes interessiert sich plötzlich wieder für das Freibad. Warum ist schwer zu sagen. Modernisiert wurde das Freibad jedenfalls nicht. Da sei Gott vor, denn das Provinzielle muss erhalten werden und irgendwie war ja doch früher alles besser, oder?
„Das ist deutsche Romantik“
Milan Peschel kennen die meisten von uns aus „Der Nanny“. Wenn er nicht gerade in deutschen Komödien oder Kinderfilmen den Deppen gibt, zeigt er in Filmen wie „Der Hauptmann“ was für ein großartiger, dramatischer Schauspieler er ist. Gerade weil Peschel viel zu gut ist für die Rolle, die er spielt, für die Dialoge, die er sprechen muss und für die Grimmassen, die er schneiden muss, wertet er das schwache Material auf und rettet weite Teile des Films im Alleingang. Wenn er Luis de Funès‘ legendäres „Nein? Doch! Ooooh!“ zitiert, funktioniert sogar das.
Johanna Wokalek („Die Päpstin“, „Der Baader Meinhof Komplex“) ist nicht bloß zu gut für das schwache Material. Sie spielt in einer ganz anderen Liga. Jeder Filmemacher mit Sinn für Komik hätte ihrer Figur zusätzliche Szenen gewidmet.
Der junge Dimitri Abold spielt den Flüchtling Sali sehr sympathisch. Es ist sicher nicht seine Schuld, wenn seine Figur nur aus Klischees besteht. Die Figur des Sali besteht wenigstens aus Klischees. Die junge Schauspielerin Sarah Mahita („Bonnie & Bonnie“) muss eine Figur darstellen, die aus einer Zeitungsmeldung und zwei kurzen Gesprächen anderer Figuren besteht.
Ihre Rolle der ehemaligen Profischwimmerin ist nicht „underwritten“, sie ist praktisch „unwritten“. Mahita schlägt sich tapfer und darf in Zukunft darauf hoffen, Rollen zu spielen, an denen der Drehbuchautor echtes Interesse hatte.
Thomas Mraz („Bad Fucking“) führt eine Riege von herrlich schrägen Typen in Nebenrollen an. Wie auch in seinen früheren Filmen hat Rosenmüller hier ein Händchen fürs Casting gezeigt. Schade, dass er seinen Nebenfiguren in ihren Szenen nicht mehr Zeit zugestanden hat.
Auf eine von Rosenmüllers Casting-Entscheidungen hätte man auch verzichten können. Rick Kavanian ist in einer seiner üblichen Nebenrollen zu sehen. Wer Kavanians Arbeit kennt, weiß, seine Figur ist ein wandelndes Klischee und muss natürlich mit einem doofen Akzent sprechen. Diesmal ist es Schwäbisch oder sowas ähnliches. Am Ende darf er sogar quaken. Lustig ist das alles nicht.
Fazit
Ein bisschen Drama, ein bisschen Liebe, eine ordentliche Prise Spießigkeit und ganz viel Slapstick und Situationskomik wie anno dazumal ergeben einen kleinen gefälligen Film, der niemandem wehtut. Ein Film für Leute, die über einen Afrikaner in Badekappe, Schwimmreifen UND Schwimmflügeln schon lachen können.