Der Kern von Elizabeth Banks‘ Film COCAINE BEAR ist wahr aber auch nur der. Nämlich, dass ein Mann namens Andrew Thornton mit kiloweise Kokain aus einem Flugzeug sprang.
Sein Fallschirm öffnete sich nicht. Weiteres Kokain hatte er zuvor aus dem Flugzeug geworfen. Ein Bär hatte es gefunden - und war nach dem Koks-Genuss verendet. Im Film ist das natürlich nicht so. Andrew Thornton stürzt immer noch in den Tod, der Bär verendet aber nicht am Koks, sondern wird süchtig und ist rabiat, wenn es darum geht, die Sucht zu stillen.
Das Koks im Wald
Mehrere Kilogramm Kokain liegen in den Wäldern von Georgia. Ein Polizist sucht danach, ein paar Gauner ebenso. Außerdem sind noch ein Wanderer unterwegs, dessen Partnerin dem Bären zum Opfer fiel. Und eine Mutter sucht ihre Tochter und deren Freund, die Schule schwänzen und in den Wald gegangen sind. Dann gibt es noch eine Rangersfrau und ein paar Kleinganoven.
Und, natürlich, jede Menge Begegnungen mit dem süchtigen Bären, dessen feines Näschen jede Spur von Kokain erkennt.
Schräge Geschichte
Der Film ist locker-leicht erzählt, auch dann, wenn der Bär sich auf jemanden stürzt und die Körperteile nur so durch die Gegend fliegen. Überhaupt ist Banks nicht zimperlich bei dieser Regie-Arbeit, setzt aber auch nicht auf Teufel komm raus auf den Exzess. Einen Kill durch den Bären an einem Wanderer im letzten Drittel hat sie herausgenommen. Die übel zugerichtete Leiche wird noch gefunden, der Akt war aber unnötig, so Banks. Sie war der Meinung, dass in diesem letzten Drittel nun wirklich klar war, was der Bär so macht. Vielmehr ging es nun um die Figuren.
Aber auch um den Bären, denn der mag am Anfang wie der typische Killer aus ähnlich gelagerten Tierhorrorfilmen erscheinen. Aber er ist es nicht. Er ist auch nur ein Opfer. Ein Bär, der süchtig gemacht wurde und nun damit zurechtkommen muss. Im Lauf des Films verändern sich die Sympathien des Zuschauers. Man wünscht dem Bären ein Happy End.
Tolles Ensemble
Ein kleines THE AMERICANS-Revival gibt es hier - nur schade, dass Matthew Rhys keine gemeinsame Szene mit Keri Russell, seiner Frau aus der Serie, und Margo Martinsdale hat, die die beiden KGB-Agenten betreut hat. Aber immerhin agieren Russell und Martinsdale zusammen.
Dies ist auch der letzte Film, den Ray Liotta vor seinem Tod gemacht hat. Die letzten Aufnahmen der Nachsynchronisation fanden eine Woche vor seinem Ableben statt. Da hatte er schon die Bäreneffekte zu sehen bekommen und mochte sie. Ihm ist der Film auch gewidmet. Weiterhin mit dabei sind Ice Cubes Sohn O‘Shea Jackson Jr., der ehemalige Han Solo Alden Ehrenreich und Isiah Whitlock Jr., den man aus zahlreichen Serien wie THE WIRE kennt.
Der in Irland gedrehte Film sieht natürlich auch toll aus, vor allem amüsiert er aber, weil er so herrlich schräg ist. Früher hätte ein großes Studio so einen Film wohl nicht produziert. Heute ist alles möglich. Dabei war COCAINE BEAR nur der Arbeitstitel, aber letztlich fiel den Produzenten auch kein besserer ein. Also blieb es beim Kokain-Bär, was ja auch durchaus Klang hat. Der Film bietet zudem genau das, was man angesichts dieses Titels erwartet.
Fazit
Der Humor ist überzogen, der Funsplatter macht Laune und die Dialoge sind teils hysterisch komisch. Kurz gesagt: Eine Tierhorrorkomödie, wie es sie nicht oft gibt. Schon alleine deswegen, weil man normalerweise nicht auf der Seite der Tiere in dieser Art von Filmen steht. Aber hier ist das anders: Dem Kokain-Bär drückt man die Daumen!
Übrigens gilt wie bei vielen Filmen heutzutage, dass man nicht gleich mit dem Einsetzen des Abspanns abschalten sollte, denn es gibt hier noch zwei Szenen zu sehen, die ganz amüsant sind.