Nach mehr als zwei Stunden, in denen John Wick sehr souverän wieder Dutzende, wahrscheinlich sogar aber weit über einhundert Leute über den Jordan geschickt hat, fühlt man sich gut unterhalten, kommt aber auch mit der Erkenntnis aus dem Kino, dass mit diesem Killer noch lange nicht Schluss ist. Dabei posaunte man es vor zwei Jahren noch von den Dächern, dass JOHN WICK: KAPITEL 3 auch der Abschluss der Trilogie sein sollte. Mittlerweile wollen weder Regisseur Chad Stahelski noch Star Keanu Reeves etwas davon wissen. Die Show muss eben weitergehen.
Wer den Frieden will …
John Wick wird aus der Gemeinde der Killer exkommuniziert. Zugleich setzt man ein Kopfgeld von 14 Millionen Dollar auf ihn aus, so dass sich jeder Killer, der auch nur halbwegs etwas auf sich hält, an seine Fersen heftet. John ist auf der Flucht und kann auf keinerlei Hilfe mehr setzen. Zumindest bei den üblichen Kanälen. Aber noch sieht er eine Chance. Wenn er den Mann findet, der an der Spitze von allem steht, dann mag es möglich sein, einen Deal auszuhandeln, der ihn überleben lässt. Aber John Wick hat keine Ahnung, welchen Preis er dafür bezahlen muss.
Und damit ist längst nicht gemeint, dass er eine Wüste durchqueren muss, ohne überhaupt zu wissen, ob ihn das dem Mann an der Spitze näherbringt. Aber wie dem auch sei, eines ist auf jeden Fall klar: Wer John Wick umlegen will, muss sehr, sehr gut sein. So wie Zero (Mark Dacascos), der das Zeug dazu hat, John Wick in die ewigen Jagdgründe zu schicken …
… muss für den Krieg bereit sein
Das Ende macht JOHN WICK: KAPITEL 3 zu einer zwiespältigen Angelegenheit, denn nun ist klar, dass es auch ein viertes und ein fünftes und noch mehr Kapitel geben wird, wenn der Rubel nur genug rollt. Dabei wäre der Figur, aber auch dieser Reihe besser gedient gewesen, wenn man nun ein großes Finale eingeläutet hätte. Dann hätte man alle drei Filme als eine große Erzählung mit einer unglaublichen Menge an Toten ansehen können. So ist das Ganze nur mehr vom Selben, mit der Verheißung, dass es bald noch mehr davon geben wird.
Das darf man nicht falsch verstehen. Die Action ist wirklich fein. Keanu Reeves ist jetzt Mitte 50, schlägt sich aber immer noch hervorragend. Halle Berry, die nur im Mittelteil eine kleine, aber wichtige Rolle spielt, ist auch in beinharter Action zu sehen. Die Choreographie ist gekonnt, die Ideen sind phantastisch und die Umsetzung beschleunigt den Puls. Als Action-Film funktioniert JOHN WICK: KAPITEL 3 sehr gut. Es ist nur: Das taten die beiden Vorgänger auch schon. Man hat nicht das Gefühl, wirklich etwas Neues zu sehen, auch wenn die eine oder andere Szene – etwa, wie man ein Pferd in einer Stallung im Kampf einsetzt – wirklich cool ist.
So richtet sich die Reihe nun sehr bequem in ihrer eigenen Ecke ein. Das ist gefällig und trägt wahrscheinlich auch noch ein paar Filme – und vielleicht sogar den einen oder anderen Spin-off, da Figuren wie die von Berry durchaus das Potenzial dazu hätten. Aber in Sachen Diversifikation kann dieses Franchise nicht punkten.
Fazit
Wirklich neu ist an JOHN WICK: KAPITEL 3 nichts, aber das, was geboten ist, gehört zum Feinsten, was der zeitgenössische Action-Film bieten kann. Keanu Reeves geht in der Rolle bis an seine körperlichen Grenzen und sorgt so dafür, dass ein Hauch von Realismus erhalten bleibt – im Finale lässt man diesen Hauch dann aber komplett von dannen ziehen.
Die Gaststars sind cool, die Szenen mit Ian McShane und Laurence Fishburne sind knackig und die Geschichte unglaublich rasant erzählt. So vergehen die mehr als zwei Stunden wie im Flug, man hätte sich aber schon gewünscht, einen richtigen Schluss zu haben.