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Kritik: Immaculate

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Vorhang auf zur Sydney-Sweeney-Show! „Immaculate“ hat einige Macken. Die Hauptdarstellerin und Produzentin hebt den Horrorthriller jedoch manchmal auf eine höhere Stufe.
 
Bella Italia?
 
Über Unterbeschäftigung kann sich US-Schauspielerin Sydney Sweeney, bekannt geworden durch die vieldiskutierte HBO-Serie „Euphoria“, eher nicht beklagen. Anfang 2024 erschien in den deutschen Kinos zuerst die romantische Komödie „Wo die Lüge hinfällt“, gefolgt vom Berlinale-Beitrag „Reality“ und dem Superheldenunfall „Madame Web“. Mit dem Nonnenschocker „Immaculate“ steht nun ihr nächster Film in den Startlöchern.
 
Ein Film, den sie als Produzentin auch noch entscheidend mit auf den Weg brachte. Mit ihrer eigenen Firma erwarb sie die Rechte an Andrew Lobels seit geraumer Zeit herumgeisterndem Drehbuch und holte mit Michael Mohan einen alten Bekannten als Regisseur an Bord. Gemeinsam hatten sie schon an der Netflix-Serie „Everything Sucks!“ und dem Erotikthriller „The Voyeurs“ gearbeitet.
 
Sweeneys Begeisterung für den Stoff und ihr Engagement fließt nicht zuletzt in ihre Performance ein, die den in der zweiten Hälfte ins Reißerische abdrifteten Horrorstreifen erdet. Dass wir das Interesse an der Geschichte trotz abstruser Wendungen nie komplett verlieren, ist vor allem der Hauptdarstellerin zu verdanken. Eine ganze Weile spielt sie erstaunlich zurückhaltend, um gegen Ende wie ein Vulkan zu explodieren. Ihr quälend langer Schmerzensschrei kurz vor Schluss lässt einen so schnell nicht wieder los. Wetten, dass!?
 
 
Zu sehen ist Sweeney als Schwester Cecilia, eine fromme Novizin, die seit einem dramatischen Unfall in jungen Jahren den Weg zu Gott gefunden hat. Da ihr Konvent in den USA dichtmachen muss, zögert sie nicht lange, als sie ein Angebot aus Italien erhält. Ein abgeschiedenes Kloster, in dem todgeweihte Nonnen gepflegt werden, ist ihr Ziel. Cecilia weiß allerdings nicht, was dem Publikum schon in einem zunächst spannenden, dann etwas dick auftragenden Prolog vor Augen geführt wird. Das alte Gemäuer ist ein Ort finsterer Geheimnisse, der es mit manchen Schwestern gar nicht gut meint.
 
Brachiale Wendungen
 
Die strengen Regeln und der harte Arbeitsalltag stellen Cecilia vor einige Herausforderungen. Aber immerhin versteht sie sich mit ihrer kein Blatt vor den Mund nehmenden Kollegin Gwen (Benedetta Porcaroli) auf Anhieb gut. Auch Pater Sal Tedeschi (Álvaro Morte), der sie für das Kloster gewinnen konnte, hilft ihr beim Eingewöhnen in der neuen Umgebung. Schnell wird sie jedoch das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine erschütternde Entdeckung ändert schließlich alles, besonders Cecilias Rolle innerhalb der Gemeinschaft.
 
Was positiv hervorsticht: „Immaculate“ schmeißt nicht andauernd die Geisterbahn an, setzt, im Gegensatz zum Klosterhorror aus „The Nun“, nicht auf aggressiv ins Bild springende Fratzen, sondern will erst einmal über seinen Schauplatz und die Wahrnehmung der Hauptfigur Angst und Unbehagen kreieren. Verwinkelte Gänge, flackernde Kerzen, knarzenden Türen, seltsame Reliquien - das Setting ist vertraut, wird von Regisseur Michael Mohan aber angemessen ungemütlich in Szene gesetzt. Hinzu kommt Cecilias Verlorenheit in einem fremden Land, dessen Sprache sie, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft spricht.
 
01 ©2024 CapeLight Pictures02 ©2024 CapeLight Pictures03 ©2024 CapeLight Pictures04 ©2024 CapeLight Pictures
 
Dass „Monkey Man“ stellenweise gewaltige Sogkraft entwickelt, liegt auch an den knallhart-mitreißenden, manchmal fast improvisiert wirkenden Actionsequenzen. Nahkämpfe und Verfolgungsjagden haben eine physische Qualität, atmen eine Unmittelbarkeit, die man in Zeiten computergenerierten Bilder gar nicht mehr so oft zu sehen bekommt. „John Wick“, ein Genremeilenstein der jüngeren Vergangenheit, wird an einer Stelle explizit erwähnt und ist sicherlich ein guter Referenzpunkt. Patels Debüt muss sich vor dem furiosen Actionparcours mit Keanu Reeves nämlich nicht verstecken.
 
Erinnert fühlt man sich außerdem an Martin Scorseses infernalisches Identitätsdrama „Taxi Driver“, in dem Robert De Niro als angeknackster Vietnamveteran in den Straßen New Yorks aufzuräumen beginnt. Kid hat zwar eine andere Motivation für seinen Rundumschlag.
 
In seiner Getriebenheit ist er dem Taxifahrer aber gar nicht unähnlich. Gut möglich, dass sich Patel deshalb in einer Szene ganz konkret vor dem 1970er-Jahre-Klassiker verneigt. Dann nämlich, als der von ihm gespielte junge Mann, während er durch ein Bordell stolpert, einem kleinen Kind zur Flucht verhilft. Bekanntermaßen versteift sich der Antiheld bei Scorsese irgendwann darauf, eine minderjährige Prostituierte aus den Klauen ihres Zuhälters zu befreien.
 
Im Kern schildert „Monkey Man“, wie so viele „Ein Mann sieht rot“-Verschnitte, eine einfache Geschichte. Indem der Film einen kritischen Blick auf politische und gesellschaftliche Zustände wirft und im Mittelteil ins Mythologische ausgreift, hebt er sich jedoch von geradlinig-anspruchsloser Actionware ab. Der unter der aktuellen indischen Regierung propagierte Hindu-Nationalismus spiegelt sich unverkennbar in der Figur Baba Shaktis wider.
 
Seine Worte mögen milde klingen. Minderheiten haben in seinen Vorstellungen aber keinen Platz. Menschen wie die sogenannten Hijras, die Kid nach seinem verpatzten Mordanschlag Unterschlupf gewähren und ihm helfen, sich zu finden, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mit dieser Tempelgemeinschaft, deren Mitglieder sich weder als Frauen noch als Männer sehen, zeigt der Film eine Seite der indischen Gesellschaft, die vielen westlichen Zuschauern unbekannt sein dürfte.
 
Bei aller Freude über die Ambitionen Patels und seiner Mitstreiter muss man allerdings konstatieren, dass „Monkey Man“ seine verschiedenen Elemente – politische Kommentare, knackige Racheaction und die mythologisch aufgeladene Geburt eines Kämpfers der Entrechteten – nicht ganz überzeugend zusammenbringt. Manchmal greift der Film etwas zu kurz, reißt Gedanken nur an, obwohl sie mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.
 
Einige Ausflüge ins Satirische irritieren angesichts einer düster-brodelnden Grundstimmung. Und was die Flashbacks zu Kids Mutter betrifft: Weniger wäre da sicher mehr gewesen. Irgendwann dürfte auch der Letzte im Publikum verstanden haben, wie schwer der Mord den Protagonisten getroffen hat. Problematisiert wird sein brachialer Selbstjustizweg, wie in fast allen Rachethrillern, übrigens nicht. Als Drehbuchautor hat Dev Patel auf jeden Fall noch Luft nach oben.
 
Fazit
 
In seinem Regiedebüt spielt sich Dev Patel die Seele aus dem Leib und überrascht mit packend inszenierten Actionsequenzen. Inhaltlich wird „Monkey Man“ den eigenen Ansprüchen hingegen nicht immer gerecht. Dennoch: Sehenswert!
 
 
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