***Ihre beste Stunde***

 
ibs kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Es gibt Filme, die schleichen sich an einen heran. Die sind unscheinbar und drohen, im Strudel der großen Blockbuster unterzugehen.
 
Aber es sind dann auch die Filme, die diesen FX-Spektakeln etwas entgegenzusetzen haben, was diesen oftmals fehlt: die Magie des Kinos. Lone Scherfigs „Ihre beste Stunde“ ist genau so ein Film. Ein Kleinod, das man auf der großen Leinwand genießen sollte.
 
Ein Film der Hoffnung 1940: Während des London Blitz wird Catrin Cole (Gemma Arterton) als Sekretärin für das British Ministry of Information rekrutiert, wo man sich in den Kopf gesetzt hat, Filme zu produzieren, die die Moral der Bevölkerung stärken. Schon bald schreibt auch Catrin zusammen mit Tom Buckley (Nicholas Hoult) an einem Drehbuch. Sie entwickelt eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, für die fiktive Umsetzung aber stark verändert wird, aber ideal ist, um den Leuten den Glauben an den Sieg und die Hoffnung zurückzugeben.
 
Dabei müssen Cole und Buckley sich gegen einige Widerstände durchsetzen, während der alternde Schauspieler Ambrose Hilliard (Bill Nighy) damit zurechtkommen muss, dass seine Zeit als Leading Man vorbei ist.
 
Während die Bomben auf London fallen, macht sich dieses ungleiche Trio daran, einen Film zu erschaffen, der nicht nur ihr Leben verändern wird …
 
Mehr als eine Stunde
 
Der Film basiert auf dem Roman „Their Finest Hour and a Half“ von Lissa Evans. Er war kein immenser Erfolg, aber bei der Kritik wohlgelitten. Gleich zwei Produzenten wurden auf das Werk aufmerksam. Und anstatt sich einen Krieg darum zu liefern, wer die Verfilmungsrechte erhalten würde, beschlossen sie, zusammenzuarbeiten – ganz im Geist der Geschichte von „Ihre beste Stunde“.
 
Der deutsche Titel ist da nicht ganz passend, da der Film im Film natürlich mehr als nur eine Stunde Laufzeit hat. Aber das sieht man gerne nach, da hier inhaltlich, aber auch formal so unglaublich viel geboten ist. „Ihre beste Stunde“ zeugt davon, wie eine Gesellschaft im Angesicht von Tod und Zerstörung zusammenrücken kann, zeigt aber auch, wie sich das Leben verändert. Der Moment zählt mehr, das Hier und Heute ist alles, was man hat, denn am nächsten Tag kann man schon tot sein.
 
Das verändert eine Gesellschaft, aber angesichts des Films darf und muss man fragen, ob diese Veränderung nicht zum Besseren ist.

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Der Tod als Zufälligkeit
 
„Ihre beste Stunde“ ist exzellent ausgestattet. Er lässt das England der frühen 1940er Jahre beeindruckend auferstehen, aber noch beeindruckender ist die Struktur des Films. Man konzentriert sich dabei darauf, dass der Tod sinnlos ist. Und dass er zufällig kommt. Es gibt Momente, die das sehr schön illustrieren, aber keinem gelingt das besser als dem Ende, das so unerwartet wie auch schockierend daherkommt, da es dem Film hier gelingt, extrem nah am echten Leben zu sein.
 
Dabei ist „Ihre beste Stunde“ nicht traurig. Das ist er auch, aber er versteht es, den alltäglichen Humor, der nie verschwinden wird, einzubauen. Damit ist er das beeindruckende Bildnis einer Generation, die durchs Feuer ging, aber gestählt daraus hervorging.
 
Die Schauspieler sind hervorragend, allen voran Bill Nighy und Gemma Arterton, die auch ein paar besonders schöne gemeinsame Szenen haben.

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Fazit
 
„Ihre beste Stunde“ ist ein beeindruckender, emotional packender, in seiner Struktur faszinierender Film, der es versteht, Humor und Tragik Seite an Seite zu stellen, während er die Magie des Kinos zelebriert. Der Originaltitel trägt dem noch mehr Rechnung, denn tatsächlich ist dies einer der besten, wenn nicht gar der beste Film vieler der an dieser Produktion Beteiligten.
 
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