Kein Sequel, kein Remake, keine Comic-Verfilmung, einfach nur ein eigenständiger, verdammt cooler Film. Das ist Edgar Wrights „Baby Driver“, der in diesem Kinojahr zu den großen Überraschungen gehört.
Ein Knaller, der coole Songs noch besser einsetzt als „Guardians of the Galaxy“ und dynamische Hochoktan-Action präsentiert, die „Fast & Furious“ alt aussehen lässt.
Vollgas Baby (Ansel Elgort) ist der verflucht noch mal beste Fahrer, den der Gauner Doc (Kevin Spacey) jemals hatte. Und da Baby ihm noch einiges an Geld schuldet, muss er wieder und wieder als Fahrer für Raubüberfälle herhalten, die Doc organisiert. Doch dieses Arrangement nähert sich dem Ende und Baby sieht eine Möglichkeit, endlich ein normales Leben anzufangen – mit der Kellnerin Debora (Lily James), in die er sich verliebt hat.
Aber ein Leben des Verbrechens hinter sich zurückzulassen, ist leichter gesagt als getan. Denn seine Schulden mag er abgearbeitet haben, aber Doc ist nicht gewillt, Baby als Fahrer zu verlieren. Und so plant er schon den nächsten Coup, bei dem alles auf Rot steht. Es kann nur schiefgehen, aber Baby muss tun, was er tun muss – und drückt aufs Gas!
Was für ein Auftakt
Schon die ersten sechs Minuten zeigen, was bei „Baby Driver“ zu erwarten ist: pure Kinetik mit der perfekten Synthese aus Bild und Ton. Ein cooler Song, perfekter Beat und eine rasante Verfolgungsjagd, die umso spektakulärer ist, weil Edgar Wright auf CGI oder Green Screen verzichtet hat. Was man hier sieht, wurde so auch gedreht. Damit erweist der Regisseur dem Vorbild „Driver“ die Ehre, erinnert aber auch an den grandiosen „Bullit“ und steckt die vollkommen unrealistischen Rasereien der „Fast & Furious“-Reihe vollends in die Tasche.
Die Rasanz dieses Auftakts verliert der fast zwei Stunden lange Film nicht mehr. Im Gegenteil, Edgar Wright, der auch das Drehbuch verfasst hat, dreht noch weiter auf, weil er es versteht, die Songs zu einem essenziellen Bestandteil der Handlung zu machen. Und das nicht nur, wenn Ansel Elgorts Figur dazu „rockt“, sondern auch in Hinblick auf die einzelnen Szenen. Überhaupt ist es so, dass es hier kaum einen Moment ohne echte Musik gibt. Und wenn doch, dann hört man das Pfeifen, das Elgorts Figur üblicherweise seit einem Unfall vernimmt.
Die Musik war auch wichtig, um das namhafte Ensemble zu rekrutieren. Als die Drehbücher an Kevin Spacey und Co. verschickt wurden, lag auch ein iPod dabei – und das mit der Anweisung, bestimmte Szenen zu lesen, während ein bestimmter Song läuft, um so ein Gefühl für den Film zu bekommen.
Musik, ein Auto, die Straße
Edgar Wright hat erneut die perfekte Synthese aus Humor und Action abgeliefert, wobei die emotionalen Momente perfekt gesetzt sind. Jede Szene hat Bedeutung, jeder Moment Gewicht, und das auf eine sehr coole, in sich stimmige Art und Weise, da sogar Dialoge, die Baby im Fernsehen hört, später wieder Bedeutung erlangen.
Dazu gibt es nicht nur ein namhaftes Ensemble, sondern auch ein paar Überraschungen, so den gelungenen Auftritt von Jon Bernthal, dessen letzte Worte sind: „Wenn ihr mich nicht mehr seht, bin ich tot.“ Alleine daraus ließe sich eine Geschichte machen, denn danach taucht die Figur nicht wieder auf. Für „Baby Driver“ ist das aber nur eine Kleinigkeit und schnell vergessen, sind die übrigen Figuren doch auch nicht nur gut entwickelt, sondern auch exzellent gespielt. Besonders erwähnenswert: der knallharte Jon Hamm.
Fazit
„Baby Driver“ ist einer der mit Abstand besten Filme des Jahres. Originell, witzig, dramatisch, actionreich, cool, laut, schnell und mit einem Killer-Soundtrack! Dieser Film ist das Äquivalent zu einer Party. Geht ins Kino und lasst die Feier beginnen!