Da ist zunächst die kompromisslose, ja fast brutale Art und Weise, wie der Film das harte Leben der Frauen im Großbritannien des 19. Jahrhunderts beschreibt. Selbstverständlich wird Annings Name nicht genannt, wenn ihre einzigartigen Funde ausgestellt werden. Ihrer Arbeit verdankt die Wissenschaft bahnbrechende Entdeckungen, trotzdem hat Mary Mühe, sich selbst und ihre Mutter davon zu ernähren. Der Forscher Roderick Murchison scheint ein recht netter Kerl zu sein, unterdrückt seine emotional belastete Frau aber trotzdem und bietet ihr statt Trost und Wärme nur Zurückweisung und Belehrung.
Dieses Leben hat Mary selbst hart und abweisend werden lassen. Zwei kurzen Szenen lassen uns erahnen, dass auch Mary einmal Sehnsucht und Zuneigung verspürt haben mag. Aber diese Episode aus Mary Vergangenheit wird nur angedeutet, kaum erwähnt. Auch über eine Tragödie in der Vergangenheit der schüchternen Charlotte wird nicht gesprochen. Filmfans sollten besser achtsam sein, sonst bleiben ihnen wichtige Aspekte der Handlung und Zusammenhänge verborgen. Nur wer die Porzellanfiguren von Marys Mutter gezählt hat, kann erfahren, warum sie der alten Frau so wichtig sind.
In diesem harten, im wahrsten Sinne des Wortes lieblosen Leben, lassen kleine Details erkennen wie zwei Frauen einander näher kommen. Einfache Berührungen, wie das Auftragen einer Salbe und die Berührung einer Schulter hatten in dieser Welt und in dieser Zeit eine andere Bedeutung als heute. Wenn eine der Frauen vor der anderen Schuhe und Strümpfe ablegt um ihre Füße zu entspannen, vermittelt das eine Intimität, die sich erst langsam und behutsam entwickeln musste und daher umso wertvoller ist. Kleine Gesten und freundliche Wörter haben hier ein ganz anderes Gewicht.
Wenn die beiden so unterschiedlichen Frauen einander nahe kommen und intim werden, zeigen sie eine wahrhaft befreite Lust. Nach zwei Leben voller Zwänge und Konventionen muss ihre hemmungslose Zärtlichkeit den beiden Frauen göttlich vorkommen. Ein Brief, der das Ende der himmlischen Zeit verheißt, lässt sie noch einmal verzweifelt Lust und Freiheit erleben.