“Mädchenklischees kommen in diesem Film nicht vor“, erklärte Regisseurin Isabell Suba, die eine kuriose, aber vielleicht auch inspirierte Wahl für den Posten war.
Denn sie hatte schon vor zwei Jahren in ihrem Film „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ eine Figur, die ihr selbst nachempfunden ist und sogar ihren Namen trägt. Diese beschwert sich darüber, dass ausgerechnet „Hanni und Nanni“ der teuerste deutsche Film ist. Und nun ist sie selbst für die modernisiere Neuauflage des Jugendbuchklassikers verantwortlich.
Ärger im Doppelpack
Hanni und Nanni machen es ihren Eltern nicht gerade leicht, weswegen die entscheiden, dass die Mädchen fortan auf das Internat Lindenhof gehen sollen. Die Zwillinge sind davon jedoch alles andere als begeistert. Sie wollen so schnell wie möglich wieder weg, weswegen sie sich dazu entschließen, während der Probezeit so viel Blödsinn anzustellen wie möglich, damit sie dann nicht übernommen werden.
Dem antiken Motto „Teile und Herrsche“ folgend weiß sich die Direktorin aber zu helfen. Sie erfüllt Nanni einen Traum, indem sie ihr die Pflege über ein Pferd anvertraut. Damit findet Nanni auch Anschluss zu den anderen Kindern und findet es schon bald gar nicht mehr doof, auf Lindenhof zu sein. Sehr zum Schrecken ihrer Schwester, die sich weiterhin weigert, es sich hier gefallen zu lassen. Aber damit ist sie allein und fühlt sich von ihrer Schwester verraten …
Alles neu und altbekannt
Von 2010 bis 2013 wurden schon drei „Hanni und Nanni“-Filme produziert, mit „Hanni und Nanni – Mehr als beste Freunde“ möchte man jedoch einen modernisierten Neustart wagen, der erzählerisch frischer und frecher sein soll. Und nicht nur das: Das Ziel ist es auch, nicht nur die Kerngruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen zu bedienen, sondern den Film auch für die erwachsenen Begleiter ein klein wenig interessanter zu gestalten.
Da ist es sicherlich nicht der schlechteste Ansatz, mit Isabell Suba eine junge Regisseurin zu haben, die stark auf Improvisation setzt. Damit ist es ihr gelungen, den Jungschauspielern tolle Leistungen zu entlocken, weil damit auch eine Natürlichkeit einhergeht, die beim sturen Rezitieren vorgegebener Dialoge schnell flöten geht. Einher geht zudem eine erstaunliche Frische, welche die Regisseurin noch dadurch akzentuiert, dass sie aus konventionellen Erzählformen auszubrechen versucht.
So setzt sie nicht nur die Splitscreen ein, sondern lässt die Figur Barbara – quirlig von Newcomerin Lia Huber dargestellt – wie bei einem YouTube-Kanal das Geschehen kommentieren, inklusive verspielter Einblendungen und dergleichen mehr. Das könnte man als Anbiederung an die Generation der digital natives sehen, aber es ist nur konsequent und wird im Rahmen dieser klassischen Geschichte auch gut eingesetzt.
Sing und schwing das Bein
Man kann darüber streiten, ob es wirklich notwendig war, den Film mit ein paar Gesangseinlagen aufzupeppen. Die sind – ähnlich wie bei den „Bibi & Tina“-Filmen als eine Art von Musikvideo inszeniert und durchaus die Handlung vorantreibend, allerdings auch so lang, dass sie den Erzählfluss stoppen. Vielleicht wäre hier weniger einfach mehr gewesen.
Dem gegenüber steht aber zumindest die frische und flotte Inszenierung, die dazu beiträgt, zu gefallen. Darüber hinaus befasst sich Suba mit einem interessanten Thema: Dem Moment, bei dem Zwillinge unterschiedliche Ansichten entwickeln und der erste emotionale Stress folgt, weil sie nicht mehr am selben Strang ziehen. Das ist der Stoff für Dramen, der hier natürlich kindgerecht umgesetzt wird, aber dem Film eine zusätzliche Tiefe verleiht.
Fazit
Die moderne Neuauflage von „Hanni und Nanni“ kann sich sehen lassen. Regisseurin Isabell Suba hat frech und frisch inszeniert, wobei sie auf ein erstaunlich gutes Ensemble zurückgreifen kann.
Die Jungdarsteller sind sehr natürlich, was wohl auch dem Umstand geschuldet ist, dass Suba sehr viel improvisieren ließ. Gute Unterhaltung für Kids, wobei die Eltern auch ein wenig Amüsement finden. Der zweite Teil ist bereits in Vorbereitung.