Fest für die Augen
Schon der erste Trailer deutete auf ein Feuerwerk an atemberaubenden Bildern hin. Und was soll man sagen? Dieser Eindruck war nicht verkehrt. „The Creator“ sieht spektakulär aus, verbindet reale Schauplätze, echte Darsteller und digitale Elemente auf überzeugende Weise. Stellte der eine Woche früher gestartete „The Expendables 4“ noch unter Beweis, dass man mit einem Produktionsvolumen von knapp 100 Millionen Dollar erschreckend schwache Computereffekte und ernüchternde Künstlichkeit abliefern kann, gibt sich der für weniger Geld gefertigte Blockbuster von Gareth Edwards optisch keine Blöße.
In der detailverliebten Ausstattung vermischen sich Hightech-Komponenten und altmodische Gegenstände, sodass ein ganz eigener Kosmos entsteht. Besonders spektakulär sind die humanoiden KI-Figuren wie Alphie, die sich ganz natürlich in die Umgebung einfügen. Roboter hat es im Kino schon viele gegeben. Der Regisseur und seine Designer verpassen ihren Maschinenwesen jedoch eine ganz individuelle Note. Hut ab!
Recht kompetent baut Edwards auch Joshuas mit explosiven Actionmomenten garnierte Heldenreise auf, die gegen Ende allerdings einem überhasteten Hindernisparcours gleicht. Anfangs der KI gegenüber kritisch eingestellt, gelangt der Soldat auf seinem Weg mit Aphie zu neuen Erkenntnissen. Die zentralen Enthüllungen sind sicherlich nicht allzu überraschend.
Und manchmal greift der Zufall den Protagonisten etwas zu beherzt unter die Arme. Insgesamt lässt die Dramaturgie aber keine Langeweile aufkommen. Nichtsdestotrotz hätte die Handlung hier und da etwas ausgiebiger verweilen dürfen, um uns die Welt des Films noch näher zu bringen. Über einige Aspekte würde man nämlich gerne mehr erfahren. Warum zum Beispiel führen in New Asia manche Menschen auf dem Land ein einfaches, traditionelles Leben, wo künstliche Intelligenz doch allgegenwärtig ist? Werden die Leute von der Regierung kleingehalten? Oder ist ihre Art der Existenz selbstbestimmt? Fragen wie diese drängen sich mehrfach auf.
Vergleicht man „The Creator“ mit anderen Leinwandwerken über KI, fällt auf, dass bei Edwards keine düstere Sicht auf die Roboter vorherrscht. Schlimmer als alle hyperschlauen Maschinen ist für ihn immer noch der Mensch, der sich in Kriege stürzt und unseren Planeten über Jahrhunderte zugrunde gerichtet hat. Was die ethischen und philosophischen Fragen betrifft, die der Stoff zwangsläufig mit sich bringt, bleibt das Drehbuch leider sehr vage. An einer Stelle formuliert Alphie etwa den Wunsch, dass alle KI-basierten Wesen frei sein mögen.
Im weiteren Verlauf verpasst es der Film dann aber, diesen Gedanken genauer zu untersuchen. Dass sich Nervenkitzel und kluge Reflexionen zum Thema nicht ausschließen, zeigen Beiträge wie die Science-Fiction-Kammerspiele „Ex Machina“ oder „I Am Mother“. Gareth Edwards hingegen tippt Überlegungen oft nur an und gibt der Wucht der nächsten Actionsequenz meistens den Vorrang vor einer inhaltlichen Vertiefung. Auch das ein Grund, weshalb seine Regiearbeit eben nicht den Titel Meisterwerk verdient.