Nun, da Jeanette sich von diesem Leben freigestrampelt hat, muss sie sich fragen, wie sie ihren Eltern noch begegnen kann – und ob ihr jetziger Weg wirklich der Richtige ist.
Zwei Welten
Im Grunde ist Rex kein sympathischer Mensch. Das gilt auch für seine Frau. Sie vernachlässigen ihre Kinder, lassen sie hungern, schicken sie nicht zur Schule, leben in verwahrlosten Zuständen, aber man merkt ihnen schon an, dass sie ihre Kinder lieben. Das ist das Zwiespältige an dieser Geschichte, denn Rex und Rose Mary sind im Grunde Rabeneltern, deren Kinder als Erwachsene überhaupt nur ein normales Leben führen konnten, weil sie sich selbst gerettet haben.
Daraus entsteht der Konflikt, weil Rex, der das System und alles, was damit zusammenhängt, verabscheut und auf eine erwachsene Tochter trifft, die Teil davon ist.
Es stellt sich die Frage, welcher Lebensstil besser, welcher echter ist. Die Wahrheit ist: Keiner davon. Es ist eine Frage der persönlichen Wünsche und Vorstellungen. Falsch wird ein Lebensstil nur, wenn er anderen aufgezwungen wird. Darum haben die Walls-Eltern auch versagt, weil sie in ihren Wünschen egoistisch waren. Das arbeitet der Film sehr gut heraus, vergisst dabei aber nicht, auch die Kraft und die Macht der Vergebung zu zeigen, denn was auch immer geschieht, diese Menschen sind eine Familie.
Es ist ein starker Moment, als Jeanette sich weigert, Rex in seinen letzten Tagen noch einmal aufzusuchen. Ihr Bruder erinnert sie daran, dass nicht alles schlecht war. „Er hatte seine Momente“, sagt er und trifft damit den Nagel auf den Kopf.