


Eine der wenigen echten Schwächen des Films, ist wohl das Bemühen der Filmemacher, den Fans alles zu geben was diese erwarten. Die Actionsequenz in der U-Bahn ist für sich stark genug. Die gleichzeitig stattfindende Jagd mit dem Auto bereichert den Film nicht und ist auch noch sehr nachlässig geschnitten. Und natürlich sind die gemeinsamen Szenen von Carol Danvers und Nick Fury witzig. Trotzdem hatten es die Autoren einfach zu eilig die beiden gleich wieder zusammenzubringen. Aber es ergibt leider gar keinen Sinn, wenn Fury vor der Heldin in einer Bar auftaucht. Die Szene in der Fury sein Auge verliert, ist dann zu enttäuschend, um witzig zu sein.
Auch fehlt dem Film ein halbwegs bedrohlicher Bösewicht. Der Plot-Twist in der Mitte ist nicht wirklich überraschend, wenn man sich an die Raumschiffe der Bösewichter aus einem früheren Film erinnert. Oder an den Bösewicht aus diesem früheren Film. Und am Ende bekommen wir in der traditionellen mid-credit-scene noch den überflüssigsten Hinweis der Filmgeschichte eingeblendet. Marvel muss wirklich meinen, das Publikum wäre sehr schwer von Begriff.
Kree, Skrull, SHIELD-Agenten, Avengers, … Aber diese kleinen Schwächen verzeiht man dem Film gerne. Denn seine größte Stärke ist die Besetzung. Brie Larson hat vor drei Jahren absolut verdient den Oscar für Ihre Leistung in „Raum“ bekommen, bevor man ihr „Kong: Skull Island“ rein gar nichts zu tun gegeben hat. In ihrem neuen Film macht sich Larson nicht nur ihre Rolle zu eigen, sondern den ganzen Film. „Captain Marvel“ ist eine One-Woman-Show! Und was für eine!
Wenn Larson in einer der besten Szenen des Films dem Bösewicht zeigt, dass sie ihm tatsächlich nichts zu beweisen hat, kann man ihr nur zustimmen. Scarlett Johansson, deren Beitrag zum Marvel-Universum bisher in einem engen Leder-Outfit und wilden Herumschießen bestanden hat, muss sich demnächst in „Avengers: Endgame“ warm anziehen, wenn sie mit Brie Larson mithalten will. Und die männlichen Avengers-Darsteller sollten sich auch überlegen, was sie der Energie und der Ausstrahlung dieser fantastischen Schauspielerin entgegensetzen wollen.
Samuel L. Jackson macht als Nick Fury was er immer macht und das macht er natürlich auch sehr gut. Es ist beeindruckend wie man ihn mit moderner Bildbearbeitungstechnik zwanzig Jahre jünger aussehen lässt. Umso deutlicher sieht man an Jacksons Bewegungen in einigen Szenen, dass er mittlerweile trotzdem ein älterer Herr von Siebzig Jahren ist.
Ben Mendelsohn darf nach „Rogue One“, „Ready Player One” und “Robin Hood” wieder einen Bösewicht spielen. Oder doch nicht? Nicht nur seine Rolle, sondern auch seine Darstellung des Talos bieten eine kleine Überraschung.
Jude Laws Part als außerirdischer Krieger Yon-Rogg ist sicher nicht der Stoff aus dem Oscarnominierungen gemacht sind. Trotzdem wirkt seine Leistung selbst für diese Rolle zu schwach.
Annette Bening hat einige wenige aber dafür umso eindrucksvollere Szenen. Und die kleine Mckenna Grace liefert wie zuletzt in „I, Tonya“ in kurzen Rückblenden wieder einmal die Grundlage für eine starke Frauenfigur.
Fazit
Mit diesem Film wird nicht nur eine weitere Figur aus dem Marvel-Universum vorgestellt. Er macht uns nicht nur neugierig auf „Avengers: Endgame“, der demnächst ins Kino kommt. Am Ende des Films freuen wir uns bereits auf weitere Solo-Filme mit „Captain Marvel“.