Wieso?
„Hexen hexen“ ist eindeutig ein Kinderfilm. Wieso meinte Zemeckis, er müsste jede gruselige Verwandlung, jedes grausame Detail des wahren Aussehens der Hexen, jedes noch so furchtbare Geschöpf so realistisch als möglich zeigen? Bereits nach kaum 15 Minuten sehen wir in allen Einzelheiten, wie ein kleines Mädchen sich in ein Huhn von der Größe eines Kindes verwandelt. Diese Szene ist weder witzig noch eindrucksvoll, sie ist einfach bloß gruselig anzusehen. In einer anderen Szene wachsen die Arme der Oberhexe auf unnatürliche Länge und entwickeln zusätzliche Gelenke um ihre Opfer packen zu können. Und weil die Hexen in diesem Film mit Reißzähnen bewehrte Münder haben, die von einem Ohr zum anderen reichen, fehlt ihnen eigentlich bloß die Schminke, um sie wie Schwestern von Pennywise aussehen zu lassen.
Die FSK-Freigabe stand zum Zeitpunkt der Pressevorführung noch nicht fest. Aber die sollte verantwortungsbewussten Eltern in diesem Fall auch gleichgültig sein. Sie sollten sich lieber fragen, ob ihre Kinder schon reif genug für Zombieratten sind. Denn die Wesen, die gegen Ende des Films in großer Zahl zu sehen sind, kann man nur so beschreiben. Eltern sollten sich also fragen, ob sie mit ihren Kindern darüber reden wollen, warum der Hotelmanager im Film so laut geschrien hat, als eine der Zombieratten sich in seinem Schritt festgebissen hat.
Der Verfasser dieser Zeilen ist selbst Vater. Und als solcher kann ich die Warnung auch gerne deutlicher formulieren. Wer Zehnjährige in diesen Film mitnimmt, braucht in der darauffolgenden Nacht hoffentlich nicht viel Schlaf. Wer sich diesen Film mit Achtjährigen ansieht, legt daheim am besten gleich den frischen Schlafanzug und das Bettzeug zum Wechseln bereit. Und jeder, der um zwei Uhr morgens das Bett seines Kindes frisch beziehen muss, darf sich bei Robert Zemeckis bedanken, der so stolz auf seine computergenerierten Schreckensbilder war, dass er sich nie gefragt hat, ob diese in einen Kinderfilm passen.
Weshalb?
Auch andere Fragen hat sich Zemeckis wohl nie gestellt. Wozu wurde die Handlung von England ins Alabama von 1968 verlegt, wenn die Rassenfrage dann doch weitgehend ignoriert wird? Man könnte an dieser Stelle fragen, wie eine schwarze, alleinerziehende Großmutter sich den Aufenthalt in einem Luxushotel leisten konnte. Aber diese Frage wäre lächerlich, weil eine schwarze Frau 1968 in Alabama selbst für alles Geld der Welt kein Zimmer in einem solchen Hotel bekommen hätte.
Zemeckis zeigt sich auch in anderen Szenen erstaunlich unsensibel. Wenn eine schwarze Putzfrau die Mäuse mit dem Besen jagt, erinnert das auf unangenehm frappierende Weise an die rassistische Darstellung der Haushälterin in alten „Tom und Jerry“ –Cartoons (die dort übrigens bereits in den frühen Sechziger Jahren abgeschafft wurde). Lag das in der Absicht des Filmemachers oder hat Zemeckis hier einfach nur schlechten Geschmack gezeigt? Wir werden es wohl nie erfahren.