Kritik: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Autor: Peter Osteried
Auf den zweiten Teil von Doctor Stranges eigener Reihe musste man wegen Corona jetzt ein Jahr länger warten, als gedacht. Nun ist er da – und die Frage stellt sich: Hat sich das Warten gelohnt? Wenn man ein großer Fan des MCUs ist, dann auf jeden Fall, denn wie bei SPIDER-MAN: NO WAY HOME gibt es hier einiges an Fan-Service, auch wenn sich die größten Gerüchte rund um die Produktion nicht als wahr erwiesen haben.
Viele Versionen eines Helden
America Chavez ist eine Teenagerin, die durch das Multiversum springen, ihre Kräfte aber nicht kontrollieren kann. Sie bekommt Hilfe von einem alternativen Doctor Strange, als ein riesiges Monster hinter ihr her ist, das ihr die Kräfte rauben will. Dabei verschlägt es America in das Universum mit unserem Doctor Strange, der sofort zur Hilfe eilen und das junge Mädchen vor dem sie verfolgenden Monster bewahren muss.
America erzählt Strange, wer und was sie ist und dass ein unbekannter Feind hinter ihr her ist. Strange und Wong bringen das Mädchen zur Festung der Magier. Danach sucht Strange Wanda Maximoff auf, da er ihre Hilfe im Kampf gegen den unbekannten Feind erbeten will. Aber er hat keine Ahnung, an wen er sich da eigentlich wendet …
Enttäuschte Erwartungen und coole Gaststars
Die Existenz des Multiversums hätte natürlich die wildesten Gaststars ermöglicht, von Ryan Reynolds als Deadpool über Hugh Jackman als Wolverine bis zu Tom Cruise als Iron Man, da der Schauspieler vor Robert Downey Jr. die Rolle eigentlich hätte spielen sollen. All diese Auftritte, über die Fans schon lange spekuliert haben, gibt es nicht. Dafür andere. Solche, die man anhand des Trailers und verschiedener Teaser erwarten konnte, und andere, die bei Fans zu Jubelrufen führen werden.
Denn Strange und America treffen in einem Paralleluniversum auf Helden, die man kennt – oder noch nicht. Als Strange vor einen Rat geführt wird, trifft er dort nämlich nicht nur auf den Anführer der X-Men, sondern ebenfalls auf einen Helden aus einer weitestgehend ignorierten Marvel-Serie, eine Helden-Figur mit Schild aus der Serie WHAT IF…?, sowie eine Heldin, die eine eigene Filmreihe hat, hier aber von einer anderen Schauspielerin dargestellt wird. Außerdem erwartet uns der erste Auftritt einer Marvel-Figur, die bisher bei 20th Century Studios verortet war und auf deren Debüt im MCU viele schon lange gewartet haben. Besonders toll: Man hat den Schauspieler verpflichtet, den Fans sich in der Rolle besonders gewünscht haben.
Vorkenntnisse
Es ist durchaus sinnvoll, wenn man zuvor WANDAVISION und WHAT IF…? gesehen hat. Erstere ist in Bezug auf die Motivation von Wanda Maximoff sehr wichtig, letztere wurde als Zeichentrickserie von Fans etwas stiefmütterlich behandelt, gleich zwei Episoden daraus sind aber für DOCTOR STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS nicht unerheblich.
Die beste Rolle im Film hat Elizabeth Olsen abbekommen, weil ihre Figur von immenser Tragik ist. Das war sie schon in WANDAVISION, deren Geschichte überhaupt erst aus dem Trauma eines Verlustes heraus entstand. Hier wird das jedoch noch weit potenter ausgereizt. Weil ein Sprichwort aus Christopher Nolans THE DARK KNIGHT sehr prägnant passt: Man stirbt entweder als Held oder lebt solange, bis man selbst der Böse wird.
Der Film ist ein wilder Ritt, bisweilen ein wenig holprig, aber immer unterhaltsam, weil er mit allerhand Überraschungen und reichlich Abwechslung aufwartet. Und: Regisseur Sam Raimi hat Szenen kreiert, die auch in jedem Horrorfilm gut funktioniert hätten. So düster und auch brutal war das MCU noch niemals zuvor. Das bringt eine ganz neue Tonalität in die Welt der Marvel-Filme.
Großartig ist auch Benedict Cumberbatch, der gleich mehrere Versionen von Dr. Strange spielt. Er schafft es dabei, die Unterschiede, vor allem aber die Ähnlichkeiten der Charaktere herauszuarbeiten. Schauspielerisch ist das alles durchweg mitreißend. Ebenfalls toll: Die Newcomerin Xochitl Gomez als America Chavez.
Fazit
Ein reinrassiger Horrorfilm ist dies natürlich nicht, er arbeitet aber mit Elementen des Genres. Zudem bietet er dank des Multiversum-Aspekts auch reichlich Überraschungen und coole Momente, die vor allem die Marvel-Fanherzen höherschlagen lassen. Und wie immer gibt es zwei Nachspannsequenzen. Die zweite ist nur witzig und zeigt Sam Raimis liebsten Schauspieler. Die erste bereitet den nächsten Film vor. Und das mit einem weiblichen Superstar, der hier sein MCU-Debüt gibt.