Und damit sind wir beim zweiten Problem dieses Films: Nicht nur Christoph Waltz’ Rolle als Ersatzvater/Doktor/Kopfgeldjäger ist schlampig geschrieben. Alle handelnden Figuren und Ihre Handlungen entspringen einem Drehbuch, das keinerlei Inspiration erkennen lässt. Die Protagonisten tun was sie tun, nicht weil es ihren Charakteren und deren Entwicklung entsprechen würde. Sie tun was sie tun, weil es für die Handlung erforderlich ist.
Und sie tun es nur dann, wenn es für die Handlung erforderlich ist. In einer Welt, in der die Ressourcen so knapp sind, dass die Menschen Müllhalden nach Brauchbarem durchsuchen und Cyborgs überfallen und ihrer technischen Teile beraubt werden, liegt seit dreihundert Jahren das Wrack eines marsianischen Kriegsschiffes vor der Stadt. Und dreihundert Jahre lang hat niemand versucht, sich die Technologie darin zu Nutze zu machen. Erst Alita kommt auf die Idee, dieses Raumschiff zu betreten.
Eine ehrgeizige, skrupellose Person, die nur auf ihren persönlichen Vorteil bedacht ist, entdeckt just im richtigen Augenblick ihr Gewissen. Dr. Ido lehnt es strikt ab, Alitas Körper mit der Kriegstechnik vom Mars aufzurüsten. Drei Szenen später tut er genau das. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich ruckzuck gerade rechtzeitig, damit einer der beiden Liebenden umkommen und vom andern betrauert werden kann. Das alles wird so schlampig ab gewickelt, dass nichts davon den Zuseher emotional zu erreichen vermag.
Aber nicht nur das Drehbuch, auch die Regie zeigt wenig eigene Einfälle. Robert Rodriguez hat in Filmen wie „From Dusk Till Dawn“, „Sin City“ oder „Machete“ immer wieder herrlich schräge Ideen umgesetzt. Hier zeigt er nichts davon. Die einzelnen Szenen wirken entweder belanglos oder überinszeniert. Der erste in einer Serie von Überfällen auf junge Frauen, wirkt wie eine Szene aus einem alten Fernsehkrimi. Eine Kneipenschlägerei bleibt gemessen am Budget des Films enttäuschend. Andererseits wird eine einfache Szene, wie die in der Dr. Ido Alita findet, durch epische Kameraführung und übertriebene Musik mit zusätzlicher Bedeutung überladen.