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*** James Bond 007: Keine Zeit zu sterben ***

 
dfdh kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
James Bond ist wieder da! Lang genug mussten die Fans warten, um 007 wieder dabei zusehen zu können, wie er von seinen technischen Spielereien und seiner Lizenz zum Töten Gebrauch macht. Im neuen Film macht er reichlich Gebrauch von beidem …
 
We have all the time in the world
 
Der neue Film schließt inhaltlich dort an, wo „Spectre“ aufhört. James Bond hat die Liebe gefunden. Mit Madeleine Swan ist er nach Italien gereist, um seinen Aston Martin mal wieder auf malerischen Landstraßen ausfahren zu können. Und um mit Madeleine in teuren Hotels zu turteln. Und um mit ihr Gespräche voller kryptischer Hinweise auf ihrer beider Vergangenheit zu führen. Und um Vespers Grab zu besuchen. Und um dort praktisch in die Luft gesprengt zu werden. Und um sich dort gegen jede Menge Handlanger des Bösen zur Wehr setzen zu müssen. Und um dort sinnlos seine Beziehung zu Madeleine zu beenden. Alles in allem ein volles Programm für einen Liebesurlaub. Vor allem wenn man bedenkt, dass das alles passiert, noch bevor Billie Eilish den Titelsong gesungen hat.
 
Bei einem der neueren „Star Wars“-Filme und zuletzt bei „Saw 9“ habe ich festgestellt, dass sich bei manchen Filmserien irgendwann nicht mehr die Frage stellt, ob der neue Film ein guter Film ist, sondern nur noch, ob der neue Beitrag zur Serie eben ein guter Beitrag zur Serie ist. Und natürlich gilt das vor allem für James-Bond-Filme. Und das ist ein Glück, denn für sich genommen ist „Keine Zeit zu sterben“ ein heilloses Durcheinander aus Teilen die keinen Sinn ergeben, uralten Klischees die wir schon viel zu oft gesehen haben und uralten Klischees die keinen Sinn ergeben.
 
 
Man muss wirklich Mitleid haben, mit jedem/jeder Ticketkäufer*in, für den/die „Keine Zeit zu sterben“ der erste James-Bond-Film ist. Das wäre so, als würde man mit „Episode IX“ ins „Star Wars“-Universum einsteigen wollen. Als ich nach der Pressevorführung nach Hause kam, fragte mich die Frau in meinem Bett (seit vielen Jahren die Gleiche. Ich bin schließlich nicht James Bond), wie denn der neue „James Bond“ war? Meine Antwort lautete „Sehr jamesbondig“. Die Missus ist meine dummen Antworten gewöhnt, aber für die geneigten Leser*innen will ich das kurz erläutern.
 
Ich weiß selbst, dass „jamesbondig“ kein Adjektiv ist. Aber gäbe es dieses Adjektiv und könnte man es steigern, dann wäre „Keine Zeit zu sterben“ der „jamesbondigste“ James-Bond-Film aller Zeiten. Wie bei „Episode IX“ bekommen wir alles, was wir an früheren Filmen mochten, bloß eben noch größer, bunter, besser und vor allem noch mehr davon. In diesem Film sehen wir nicht einfach einen Aston Martin. Wir sehen nicht einfach zwei Aston Martins, und auch nicht einfach drei Aston Martins. Wir bekommen vier Fahrzeuge des britischen Sportwagenherstellers zu sehen. Das erinnert schon ein bisschen an die Szene in „Episode IX“ als sämtliche aktiven und ehemaligen Mitglieder der Rebellen und ihre Onkel in ihren Schiffen auftauchten.
 
In diesem Film bekommen wir nicht einfach einen genialen Superschurken mitsamt absurd kompliziertem Superschurkenplan geboten. Nein, wir bekommen gleich zwei geniale Superschurken mitsamt absurd komplizierten Superschurkenplänen zum Preis von einem. Und wo Dr. No Metallhände hatte und Karl Stromberg Fischhäute zwischen den Fingern, haben hier beide geniale Superschurken entstellte Gesichter. Na, wenn das nicht „jamesbondig“ ist, dann weiß ich auch nicht mehr.
 
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Die Pläne der beiden genialen Superschurken sind nicht nur absurd kompliziert sondern auch in jedem Fall logistische Albträume. Deshalb versucht der Film auch gar nicht zu erklären, wie der eine der beiden genialen Superschurken, obwohl in geheimer Einzelhaft sitzend, eine Art Bösewichter-Geburtstags-Opernball auf Kuba planen und moderieren konnte. Der andere geniale Superschurke ist sogar noch viel genialer. Der ist so genial und so super, dass er nicht nur die Geheimdienste der Welt sondern auch den anderen genialen Superschurken austricksen kann.
 
Der Plan des noch genialeren der beiden Superschurken ist dem Team rund um Stamm-Drehbuchautoren Purvis & Wade so lächerlich kompliziert geraten, dass sie ihr Blatt damit beinahe überreizt haben. Das haben die Autoren wohl auch irgendwann selbst bemerkt. Warum sonst sollten sie uns den Plan immer und immer wieder von den Figuren auf der Leinwand erklären lassen? Wenn am Ende des Films eine Person vergiftet wird, bekommt sie das zunächst vom Täter persönlich erklärt, dann wird ihr das nochmal von einem Helfer über Funk auseinandergesetzt und dann noch ein weiteres Mal von einer nahestehenden Person in einer wohl dramatisch gemeinten Abschiedsszene erläutert. Nicht nur an dieser Stelle ist der Film fast etwas zu „jamesbondig“ geraten.
 
Auch die Regie von Cary Fukunaga, der bisher vor allem für das Fernsehen tätig war, fällt ein bisserl arg „jamesbondig“ aus. Die Übergänge von einem Handlungsort zum anderen sind mal episch, dann wieder viel zu schnell gestaltet. Die Actionsequenzen sind fast alle ein wenig arg lang geraten. So ist die Prä-Titel-Sequenz zwar extrem dynamisch gestaltet und bietet großartige Stunts, dauert aber einfach zu lang um dann ganz abrupt zu enden. Auch das Finale dauert viel zu lange, um spannend zu wirken. Wie viele Helfersehelfer des Bösewichts Bond am Ende des Films erschießen muss, ist praktisch nicht zu überblicken. Unser Held wird im Verlauf dieses Films übrigens ganze viermal (!) in die Luft gejagt. Jamesbondiger geht es kaum noch.
 
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An einigen Stellen versuchen die Macher dann Mut zu zeigen. Aber diese eher weniger „jamesbondigen“ Elemente lassen den Film zuweilen beinahe kippen. Man muss sich fragen, ob es die Figur des kleinen Mädchens wirklich gebraucht hat. Verfolgungsjagden, bei denen ein kleines Kind in einem der Autos sitzt, sind weniger spannend als eher gruselig. Auch Schießereien mit mehreren Toten haben ein anderes Gewicht, wenn sich ein Kind in der Schusslinie befindet. Und am Ende des Films würde einen dann doch interessieren, ob Mama ihrem Töchterlein wirklich die ganze Geschichte des Helden erzählen möchte, die ja doch zu einem großen Teil aus Morden, Gelegenheitssex mit fremden Frauen und Saufen besteht.
 
On Her Majesty’s Secret Service
 
Daniel Craig ist zum fünften (und letzten?) Mal als 007 zu sehen. Er hat noch immer nicht die Präsenz eines Sean Connery oder den Charme eines Roger Moore. Und speziell in der ersten Hälfte des Filmes empfiehlt sich sein James Bond immer noch dringend für eine längere Psychotherapie. Aber im weiteren Verlauf des Films zeigt er seine bisher beste Leistung in dieser Serie.
 
Léa Seydoux kann im richtigen Projekt unter der richtigen Regie durchaus Wirkung entfalten. Das hat sie in so unterschiedlichen Filmen wie „Blau ist eine warme Farbe“ und „The Lobster“ gezeigt. Aber bereits in „Spectre“ wirkte sie vor allem verloren und überfordert. Und auch im neuen Film hat sich daran nicht viel geändert.
 
Rami Malek spielt einen der „jamesbondigsten“ Superschurken, die wir in der Serie je zu sehen bekamen. Sein entstelltes Gesicht, seine schrägen Klamotten und seine Art zu sprechen, bei der man sich fragt, ob das ein Akzent oder ein Sprachfehler sein soll, summieren sich zu etwas, das weniger eine darstellerische Leistung als viel mehr eine Zirkusnummer ist.
 
Fazit
 
James Bond ist wieder da! Noch toller, noch größer, noch wilder, noch länger, noch mehr von allem! Sowas funktioniert zwar als Film nur so halbwegs, aber als Bond-Film funktioniert es.
 
 
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