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Kritik: Und dann kam Dad

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
In Laura Terrusos Komödie prallen zwei völlig unterschiedliche Lebenswelten aufeinander. Mittendrin Altstar Robert De Niro, der als traditionsbewusster italienischer Einwanderer die künftigen Schwiegereltern seines Sohnes in Augenschein nimmt.
 
Kein neuer De-Niro-Flop
 
Robert De Niro ist eine Legende des US-amerikanischen Kinos, hat ikonische Darbietungen abgeliefert, etwa in „Taxi Driver“ oder „Wie ein wilder Stier“, und diente so vielen nachkommenden Schauspielern als großes Vorbild. Auch er fällt im Herbst seiner Karriere allerdings nicht immer die glücklichsten Rollenentscheidungen. Seit geraumer Zeit tummeln sich einige echte Gurken in seiner Filmografie.
 
Auffälligstes Beispiel: die zotige Komödie „Dirty Grandpa“ aus dem Jahr 2016, die auf Teufel komm raus mit Fäkal- und Genitalwitzen zu punkten versucht. Auftritte wie in diesem Rohrkrepierer hat der Oscar-Preisträger eigentlich nicht nötig. Doch im Alter scheinen die beruflichen Ambitionen etwas zu abznehmen. Nach dem Motto: Beweisen muss ich sowieso nichts mehr, erreicht habe ich schließlich fast alles!
 
 
Mit „Und dann kam Dad“ könnte ein nächster humoristischer De-Niro-Tiefflieger in den deutschen Kinos landen. Darauf deutet schon die merkwürdig lange Sperrfrist für Kritiken hin, die erst am Morgen des Starttages ab 4 Uhr veröffentlicht werden dürfen. Selten ein gutes Zeichen für die Qualität des betreffenden Films. In diesem Fall verwundert das strenge Embargo jedoch nachhaltig. Denn auch wenn der spaßige culture clash weit von einem Meisterwerk entfernt ist, bietet er solide, größtenteils unverfängliche Unterhaltung mit ein paar treffsicheren Pointen.
 
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist der in Voice-over-Kommentaren in das Geschehen einleitende Hotelangestellte Sebastian (Sebastian Maniscalco), der mit seiner Freundin Ellie (Leslie Bibb) das Feiertagswochenende des 4. Julis bei ihren steinreichen Eltern Tigger (Kim Cattrall) und Bill (David Rasche) verbringen will. Sein Ziel: Der Angebeteten endlich einen Antrag machen. Dazu braucht er aber einen besonderen Ring, ein Familienerbstück, das sein einst die die USA eingewanderter Vater Salvo (Robert De Niro) erst dann rausrücken möchte, wenn er sich sicher sein kann, dass sein Sohn und Ellie es ernst miteinander meinen.
 
Nicht künstlich aufgebauscht
 
Sebastian hat sich eigentlich schon damit abgefunden, das Verwandtschaftstreffen abzusagen. Doch dann schlägt Ellie vor, Salvo einfach mitzunehmen. Widerwillig lässt sich sein Filius darauf ein und ärgert sich nur wenig später über den Entschluss. Wenngleich sein alter Herr es zunächst nicht darauf anlegt, Chaos zu stiften, scheinen seine Welt und die seiner in exklusiven Kreisen verkehrenden Gastgeber unvereinbar. Verwicklungen und Missverständnisse gibt es schneller, als Sebastian lieb ist.
 
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Machen wir uns nichts vor: „Und dann kam Dad“ wird nicht als besonders raffinierter Familienspaß in die Filmgeschichte eingehen. Die Felder sind relativ klar abgesteckt. Klischeevorstellungen spielen unverkennbar in die Figurenzeichnung mit rein. Und natürlich hat die Komödie kein ausgeprägtes Interesse daran, etwas Substanzielles über die beschriebenen, völlig unterschiedlichen Einwanderererfahrungen zu erzählen.
 
Während der leidenschaftliche Frisör Salvo für den einfachen, hart arbeitenden Mann steht, der sich mit viel Fleiß und Disziplin in den Staaten etwas aufgebaut hat, gehen Ellies Vorfahren auf die Gründerväter der USA zurück, sind quasi die Erfinder des vielzitierten Amerikanischen Traums. Geld spielt in Tiggers und Bills Welt keine Rolle. Zumindest reden sie sich das ein, wenn sie ihr exklusives Country-Club-Lokal aufsuchen, in dem zu Salvos Verwunderung nirgendwo Preise angegeben sind. Die Rechnung kommt ja am Ende, und man bezahlt, was draufsteht. So einfach ist das!
 
Das von Hauptdarsteller Sebastian Maniscalco mitverfasste, sich lose an eigenen Erfahrungen orientierende Drehbuch spitzt die Konflikte selten konsequent zu und mündet ohne die ganz großen Überraschungen in ein versöhnliches Finale. Irgendwie hat der oft entspannte, nicht auf möglichst viel Krawall bedachte Kurs etwas sehr Sympathisches an sich. Pubertäre Witze gibt es nur wenige. Einige Gags – Stichwort: Pfau – sind wirklich gelungen. Und die Darsteller gehen mit sichtlichem Eifer zu Werke. Gerade De Niro, dem man in manch anderen Filmen der jüngeren Vergangenheit ein gewisse Routine und Lustlosigkeit anmerken konnte, zeigt, was noch immer in ihm steckt. Als grantelnd-pragmatischer Otto Normalverbraucher mit verstecktem weichem Kern gibt er dem Film eine Seele.
 
Fazit
 
Kein großer Wurf, aber grundsolide Humorkost mit einem gut aufgelegten Robert De Niro, der sich, anders als in der unsäglichen Haudrauf-Klamotte „Dirty Grandpa“, nicht zum Affen macht.
 
 
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