***John Wick 2***

jwick2 kritik
 
Autor: Sascha Fersch
 
Mit "John Wick: Kapitel 2" gibt es nun eine weitere Filmreihe, die das moderne harte Action-Kino feiert. Dabei fließt Literweise Blut, Leichenberge türmen sich auf und Dinge werden sinnlos zerstört. Handwerklich ist das alles gut inszeniert, aber Inhalte sucht man vergebens.
 
Wenn Rache und Vergeltung zum Selbstzweck werden
 
Keanu Reeves gibt zweifelsohne einen guten Rächer, er hat einen brütenden Gesichtsausdruck, ist bewandert in verschiedenen Kampfkünsten und daher wohl in der Lage einen Großteil seiner Stunts selbst zu drehen. Seit Matrix wissen wir auch, wie gut ihm schwarze Klamotten stehen. Daraus nicht filmisches Kapital zu schlagen wäre fast töricht. Deswegen gibt es nun auch einen zweiten Teil über John Wick, erneut begibt er sich auf eine große Rachemission, nur diesmal ist es nicht seine eigene.
 
Ein alter Bekannter steht vor der Tür und fordert einen Gefallen ein, den ihm John Wick anscheinend schuldet. Dieser ist zunächst nicht bereit wieder als Auftragsmörder tätig zu werden. Doch mit etwas Nachdruck und einer Panzerfaust gelingt es schließlich John Wick endgültig zu überzeugen. Der Auftrag führt ihn nach Rom, wo er die Chefin der hiesigen Mafia ausschalten soll. Das führt wie erwartet zu einem riesigen Blutbad, doch letztlich beendet John Wick alles was er beginnt. Als sein Auftraggeber allerdings auch ihn beseitigen lassen will, gibt es kein Halten mehr.
 
Es beginnt eine groß angelegte Jagd auf John Wick und jeder Assassine will das frisch ausgelobte Kopfgeld kassieren. Danach verabschiedet sich der Film weitgehend von einer inhaltlichen Ebene, zusammenfassend lässt sich sagen: Bam bam bam, beng, bumm, peng, Bäm, Spiegelkabinett, klatsch, kcchchchchchch, dedeeeddededdeddedddedede, ratatata, Auto, Faustkampf, ratata ratatataatattatata, U-Bahn-Station, brummmmmmmm, quietsch. Und zwischendurch auch mal ein oder zwei Worte. Ach ja und der Hund aus Teil eins kommt auch noch vor, am Rande.
 
 
Alte Freunde treffen als Feinde aufeinander
 
Trotz ausgefallener Locations und groß angelegter Bilder wird der Tod eher nüchtern dargestellt, ganz im Gegensatz zu anderen Gewaltorgien wie 300 oder auch Sin City. Damit liegt die Ästhetik eher auf einer Wellenlänge mit der Bourne-Filmreihe, was jedoch natürlich genauso ein hohes Maß an Kunstfertigkeit und Präzision erfordert. Solche langen Kampfeinstellungen entsprechend zu choreographieren und auch die vielen kleinen unscheinbaren Special-Effects kosten viel Arbeit, auf jeden Fall eine Leistung die es zu würdigen gilt.
 
Die Nebenfiguren sind in ihrer Charakterzeichnung jedoch sehr rudimentär gehalten, man möchte sich keineswegs mit unnötigen Erklärungen oder gar Entwicklungen aufhalten. Auch die Darsteller sind weitestgehend unbekannt, ein echter Antagonist mit charakterlicher Tiefe ist nicht in Sicht. Der einzige bemerkenswerte Moment im Film, sogar ohne direkte Gewalteinwirkung, ist der kurze Auftritt von Laurence Fishburne. Er gibt hier eine Art Anti-Morpheus, als Chef der New Yorker Unterwelt.
 
Dieses Zusammentreffen mit Keanu Reeves lässt einen unwillkürlich an die Matrix-Trilogie denken und das nicht ohne nostalgische Gefühle. Diese Entscheidung der Filmemacher ist wohl als Augenzwinkern zu verstehen, gibt jedoch unfreiwillig den Anstoss, einen direkten Vergleich zu ziehen. Dabei kommt John Wick leider nicht sehr gut weg, fehlt ihm nicht nur komplett eine philosophische Dimension, sondern nicht mal ein Hauch gesellschaftlicher Relevanz lässt sich daraus ableiten.
 
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Ein bisschen Frieden auf dieser Erde
 
Der Film verpasst es dabei, überhaupt ein Ziel für seinen Protagonisten zu definieren. Hatte der erste Teil noch über weite Strecken nachvollziehbare Motive für den Rachefeldzug zu bieten, durch den Tod der geliebten Frau, die sinnlose Ermordung des Hundes oder den Klau des emotional wertvollen Autos, ist dieses zweite Kapitel völlig unmotiviert. Man weiß schlichtweg nicht warum dieser Mann überhaupt noch kämpft, er hat alles verloren und auch keine Perspektive im Leben. Eine einzige Kugel durch den eigenen Kopf wäre wohl die effektivere Methode gewesen.
 
Auch die grundsätzliche Darstellung der Welt ist in diesen bewegten Bildern mehr als zweifelhaft. Nicht nur leben alle Auftragsmörder offensichtlich in enormem Reichtum, auch die Bösewichte sind böse ganz aus Selbstzweck, ohne auch nur ansatzweise ein den Versuch einer Erklärung zu geben. Das ist natürlich notwendig dass die zahlreichen Mordopfer von John Wick nicht unnötig moralische Fragen beim Zuschauer aufwerfen. Ob diese klaren schwarz-weiß Kategorien in Zeiten von Donald Trump allerdings die richtige Botschaft übermitteln, wage ich zu bezweifeln.
 
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Fazit
 
Wer auf inhaltsleeres und gewaltverherrlichendes Action-Kino steht, oder bei einem plötzlichen Kälteeinbruch einfach einen warmen Ort sucht, kommt vermutlich voll auf seine Kosten. Alle anderen können jedoch getrost Zuhause bleiben und sich lieber noch mal Matrix anschauen.
 
 
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