Das Rechtssystem präsentiert der denkbar geradlinig erzählte Reißer als große Lachnummer und versucht auf diese doch erschreckend plumpe Weise, Rileys Handeln zu legitimieren. Dass ihr Rachefuror bei Licht betrachtet geradezu psychopathische Ausmaße erreicht, wollen sich die die Macher freilich nicht eingestehen. Vielmehr bemüht sich das Skript eher schlecht als recht, die frustrierte Einzelkämpferin als Schutzengel der Armen zu stilisieren. Eine Idee, die ob ihrer halbgaren Einbindung allerdings wirkungslos verpufft. Statt das Trauma der Heldin genauer in den Blick zu nehmen und ihre Gebrochenheit konsequent auszuleuchten, hangelt sich Morels Vigilanten-Thriller von einem Feuergefecht zum nächsten und verpasst es dabei trotz kompetent umgesetzter Actionszenen, handfesten Nervenkitzel oder große Anteilnahme zu erzeugen.
Als wäre das unreflektierte Loblied auf die selbstgemachte Gerechtigkeit nicht schon ärgerlich genug, „überrascht“ „Peppermint – Angel of Vengeance“ das Publikum auch noch mit haarsträubenden Ungereimtheiten, die den Unterhaltungswert zusätzlich nach unten drücken. Rileys Wandel von der braven Bürgerin zur unerbittlichen, sogar in Sprengstofffragen bewanderten Kampfmaschine vollzieht sich während des fünfjährigen Zeitsprungs und ist angesichts der spärlichen Hinweise wenig glaubwürdig. Logische Widersprüche tun sich ferner auf, wenn Garcia der Hauptfigur kurz vor dem Prozess ein Bestechungsgeld in Aussicht stellt. Warum der als skrupellos eingeführte Drogenhändler die Augenzeugin nicht einfach aus dem Weg räumt, ist vollkommen unverständlich.
Fazit
Der durchweg unkritische Umgang mit dem Thema „Selbstjustiz“, platte Erklärungsmuster und erzählerische Ungenauigkeiten machen aus Pierre Morels weiblicher „Ein Mann sieht rot“-Variante ein weitgehend ungenießbares Filmerlebnis, das auch die souveräne Darbietung Jennifer Garners nicht retten kann.