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Kritik: Oskars Kleid

cjane kritik
 
Autor: Max Wrede
 
Florian David Fitz hat als Ben in Hüseyin Tabak´s Tragikomödie viele Probleme. Mit sich selbst, dem Ehepartner seiner Ex-Frau und der Tatsache das sein Sohn Oskar transgender ist. Eine Lösung dafür findet er im Verlauf seiner selbst verfassten Geschichte nicht wirklich. Aber dafür gibt uns der Film viele Ratschläge für mehr Toleranz und Liebe mit auf den Weg.
 
Ein Vater mit selbstgemachten Problemen
 
Ben schleppt sich allein in seiner Doppelhaushälfte durch schlaflose Nächte und beginnt den Tag mit Müsli und Bier. Doch auch wenn er seinen Platz als Vater seiner Kinder für jemanden anderes räumen musste, möchte er es dennoch allen beweisen, dass er diese Rolle sehr gut meistern kann.
 
Und holt seine beiden Kinder Oskar und Erna zu sich. Muss allerdings schon bald feststellen, dass Oskar lieber in Kleidern als in Hosen rumläuft, sowie Lilly genannt werden möchte. Etwas das gar nicht in sein konservatives Weltbild passt.
 
 
Schwäche vs. Stärke
 
Bei dem Titel OSKAR´S KLEID und nach Sichtung des Trailers mag man zunächst denken, der Film handelt von einem 9jährigen Jungen, der Probleme mit sich und seiner Umwelt aufgrund seiner Transgenderidentität hat. Aber genau das Gegenteil ist bei dieser rührenden Geschichte der Fall.
 
Denn im Film ist es Ben, der Vater von Oskar bzw. Lilly, der darin ein mit seinem Ego nicht vereinbares Problem sieht. Interessant ist dabei dessen dominant männliche Inszenierung durch Regisseur Hüseyin Tabak. Einem veralteten Männerbild aus einer längst überholten Zeit. Aber in dessen kurdischem Herkunftsland durchaus noch üblich. Von daher wusste der hauptsächlich durch Dokumentarfilme bekannte Regisseur wohl sehr genau, wie er Fitz für dieses Projekt ins passende Licht rückt.
 

Aber dadurch eben genau die richtige Fallhöhe zwischen Ben und Lilly darstellt. Dafür wäre die Figur eines glattgebügelten Durchschnittsehemanns fehl am Platz gewesen. Um die Problematiken der leider in der Welt immer noch vorhandenen Intoleranz aufzuzeigen braucht es eben genau diese Art von Macho. Das Kind selbst wird hingegen eher als starke, selbstbewusste Persönlichkeit dargestellt, dass sich in der relativ konservativen Erwachsenenwelt gegen alle Widerstände seinen Weg ebnet. Und von dem Nachwuchstalent Laurí, übrigens ebenfalls Transgender, mit der nötigen Entschlossenheit verkörpert wird.
 
Unterhaltsam und gut besetzt
 
Florian David Fitz ist übrigens nicht nur Darsteller, sondern hat für OSKARS KLEID auch das Drehbuch geschrieben. Dabei schafft er es durch dramaturgische Dichte, überraschenden Wendungen, sowie pointierten Gags das Publikum trotz der ernsten Thematik für 100 Minuten sehr gut zu unterhalten. Ohne zu tief in die Dramatik zu fallen. Es erwartet uns also ein Auf und Ab der Gefühle. Deshalb sollte man nicht vergessen Taschentücher mit ins Kino zu nehmen.
 
An Florian David Fitz´s Seite ist Marie Burchard (u.a. Jagdrevier) zu sehen. Sie spielt seine Ehefrau, die sich wie in ihren Rollen davor nicht zwischen zwei Männern entscheiden kann. Da spielt es auch keine Rolle, dass sie von ihrem neuen Partner schwanger ist und mit ihrem „alten“ Partner Ben bereits Oskar bzw. Lilly, sowie dessen Schwester hat. Na egal, die verzweifelte, unentschlossene Ehefrau mit Beziehungsproblemen scheint jedenfalls ihre Paraderolle zu sein.
 
05 ©2022 Warner Bros Pictures06 ©2022 Warner Bros Pictures07 ©2022 Warner Bros Pictures08 ©2022 Warner Bros Pictures
 
Als Eltern von Ben darf man sich bei OSKARS KLEID auf Senta Berger und Burghart Klaußner freuen. Zwei renommierte Schauspieler, die durch ihr leichtes Spiel mit ironischem Humor eine familiäre Geborgenheit vermitteln, die der Geschichte guttut. Lediglich bei Senta Berger hat man ein klein wenig das Gefühl, dass sie gegen die Regie anspielt und ihren eigenen Film fährt.
 
Kida Khodr Ramadan ist in einer kleinen Nebenrolle, aber erneut als eine Figur zu sehen, wie er sie bereits in einem Dutzend anderer Filme verkörpert hat. Als leicht machohafter Südländer mit ebensolchem Akzent. Einem Rollenbild, das anscheinend derzeit sehr gefragt ist.
 
Fazit
 
Mit OSKARS KLEID ist Hüseyin Tabak ein Film gelungen, von dem vor allem Erwachsene eine Menge über Toleranz und Stärke lernen können. Der aber trotz seines gesellschaftsrelevanten ernsten Themas für einen unterhaltsamen Kinobesuch mit großen Gefühlen sorgt.
 
 
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