This shit's gonna go sideways fast.
Aber leider ist auch das nicht der Fall. Der erste „Saw“ ist damals in gerade mal 18 Drehtagen mit einem lächerlichen Budget an praktisch nur einem Drehort entstanden und hat aus diesen Beschränkungen das Beste gemacht. „Spiral: From the Book of Saw“ ist einfach nur billig und lieblos runtergedreht worden. Der Film steckt voller Anschlussfehler. Die Drehorte wirken teilweise lächerlich. Das Polizeipräsidium ist viel zu klein, aber dafür mit Teppichboden ausgelegt. Die gleiche Wand mit freiliegenden Ziegeln ist in mehreren Szenen zu sehen, die alle an anderen Orten spielen. Die Ausstattung erinnert an eine Produktion von „Asylum“.
Wie erwähnt fährt der Held ein amerikanisches Muscle-Car und zwar einen Chevrolet Camaro. Wie alle amerikanischen Klassiker hat der Camaro eine wechselvolle Geschichte. Ab 1966 wurde die erste Serie als Konkurrenzprodukt zum Ford Mustang verkauft. Diese frühen Modelle waren nicht nur wunderschön, sie wurden u.a. auch mit V8-Motoren mit 7 Liter Hubraum verkauft, die bis zu 430 PS leisteten. Ab 1971 wurde dann der nicht mehr annähernd so schöne und coole „F-Body“-Camaro verkauft, der ab 1975 gar nicht mehr wirklich schön und überhaupt nicht mehr cool war, weil sein V8-Motor gerade noch 145 PS leistete. Da hatte der Starter eines Z28 aus den späten 60ern noch mehr Power.
Nun worauf will ich mit diesem Exkurs in die Automobilgeschichte hinaus? Chris Rock will in diesem neuen Film den coolen Helden geben und fährt doch tatsächlich eine Camaro aus den späten 70er-Jahren. Sowas passiert, wenn der Regisseur meint, „Wir müssen dem Helden eine coole, alte Karre besorgen.“ und das Studio antwortet, „Aber passt auf das Budget auf!“ und der Produzent dann einen Ausstatter ohne jede Ahnung mit wenig Geld auf den Job ansetzt.
Dieser ganze Film ist eine drastisches Beispiel für das Prinzip „Ich will aber ich kann nicht“. Der Held soll cool sein, wirkt aber kein Bisschen so. Der Film will „Saw“ sein, zeigt aber nichts was nach „Saw“ aussieht. Selbst die Handlung funktioniert nach dem Prinzip. Der miese, faule Bulle entwickelt plötzlich Ehrgeiz und betritt ganz allein ein gruseliges Lagerhaus. Der Held hasst unehrliche Cops, bekommt aber jahrelang nicht mit, was sein bester Freund anstellt. Der Held geht gegen Cops vor, die das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, hat aber kein Problem damit einen Zeugen zu foltern. Dieser Film weiß einfach nicht, was er will. Und was er will, das kann er nicht.
Das trifft auch auf die Besetzung zu. Chris Rock („Kindsköpfe“) ist ein wirklich witziger Stand-up-Comedian. In Filmen ist er leider nur selten witzig, was auch daran liegt, dass er zu oft in Filmen von Adam Sandler mitspielt. Cool wirkte er im Film noch nie. Das hat er u.a. in „Bad Company“ gezeigt. Hier wirkt er komplett fehlbesetzt und überfordert und leider genauso uncool wie sein Auto.
Aber vielleicht kann man unter der Regie von Darren Lynn Bousman („Saw II – IV“) gar nicht cool wirken? Vielleicht können Josh Stolberg und Pete Goldfinger keine coolen Figuren schreiben? Vielleicht ist „Spiral: From the Book of Saw“ ein schwarzes Loch, das Coolness aufsaugt und nicht mehr rauslässt? Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass Samuel L. Jackson in diesem Film nicht cool wirkt? Ich möchte das wiederholen, damit die Leser Gelegenheit haben, die ganze Wucht dieses Satzes sacken zu lassen: Samuel L. Jackson ist in diesem Film nicht cool.
Sam Jackson, the greates mutherfucker of them all, wirkt in diesem Film absolut uncool! Der Mann war cool als greiser Sklave. Der Mann war cool als Organist, der im Schatten gar nicht richtig zu erkennen war. The man was cool, when he had it with these motherfucking snakes on this motherfucking plane. In „Spiral: From the Book of Saw“ ist Samuel L. Jackson nicht cool. Das coolste an seinem Auftritt hier sind noch die zwei Hinweise auf einen sehr, sehr, sehr viel besseren Film (der Name seines Sohnes und die Aufschrift auf einer Stahltür).