Sowohl Teil Eins als auch Zwei der Serie haben köstliche Variationen der alten „Held-muss-oder-darf-fürs-Vaterland-Sex-haben“-Nummer gezeigt. Ähnliches bietet auch das Prequel, wenn der Herzog für die Mission die Hosen runterlassen muss. Dieser und andere Gags sind wirklich witzig, andere fallen nicht ganz so unterhaltsam aus. Einige Scherze, wie die Rache eines Ziegenbocks, wirken zu konstruiert und funktionieren daher gar nicht richtig. Auch die Schlusspointe während des Abspanns wäre sehr viel witziger gewesen, hätte man sie nicht so ausführlich erläutert. Kein Witz wird lustiger, wenn man ihn erklärt.
Refined but brutal, civilized but merciless
Ralph Fiennes kann fast alles spielen, mit und ohne Nase. Aber er hat ein gewisses Charisma, das am besten in historischen Settings zur Wirkung kommt. Daher war er auch so großartig in Filmen wie „Schindlers Liste“, „Quiz Show“ oder „Der englische Patient“. In den letzten Bond-Filmen war er der aktivste „M“, den die Serie je hatte. In „The King’s Man: The Beginning” spielt er eine Art frühen James Bond, bevor er zu „M“ wird und man kann sich kaum einen geeigneteren Darsteller vorstellen. In den dramatischen Szenen wirkt Fiennes immer authentisch und in den Action-Szenen kann der Endfünfziger durchaus auch überzeugen.
Der Rest der Besetzung hätte die größte Stärke des Films bilden können, wenn man sie nur richtig eingesetzt hätte. Gemma Arterton hat oft genug bewiesen, welche Ausstrahlung sie in mittelmäßigen Filmen zeigen kann („Prince of Persia“, „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“). Hier wird diese Ausstrahlung in einigen wenigen Szenen verschwendet.
Djimon Hounsou („Blood Diamond“, „Genauso anders wie ich“) gibt den afrikanischen Diener des Herzogs. Auch für ihn kann man nur hoffen, seine Figur bekommt in den Fortsetzungen mehr zu tun.
Der noch recht unbekannte Harris Dickinson („Maleficent: Mächte der Finsternis“) spielt den Adelsspross, der unbedingt helfen will, mit unschuldigem Charme und vollem Körpereinsatz.
Matthew Goode („Watchmen“) spielt in der ersten Hälfte des Films ein Klischee und in der zweiten Hälfte des Films ein anderes Klischee. Beides funktioniert so halbwegs. Den großen Charles Dance („Last Action Hero“, „The Crown“) sehen wir in einer Rolle, wie er sie so oder so ähnlich bereits so oft gespielt hat, dass er sie mittlerweile im Schlaf spielen könnte.
Ein witziges Detail ist Tom Hollanders („Hanna“) Besetzung in einer Dreifachrolle als George V., Wilhelm II. und Nikolaus II. Als britischer König wirkt er würdevoll aber langweilig. Als Kaiser darf er seinem Affen Zucker geben.
Am Theater nennt man Darsteller*innen, die besonders dick auftragen und ihren Kolleg*innen die Show stehlen „Rampensau“. Im Englischen gibt es dafür den Begriff „chewing the scenery“. Rhys Ifans („The Amazing Spider-Man“, „Mr. Nice“) kaut in der Rolle des Rasputin nicht nur an der Kulisse, er schluckt sie runter, verdaut sie und suhlt sich darin.
Neben einer solchen Performance verblassen kurze Auftritte von so unterschiedlichen Stars wie Stanley Tucci, Aaron Taylor-Johnson, Daniel Brühl und David Kross, die vielleicht oder auch nicht alle erst in der Fortsetzung richtig eingesetzt werden sollen.