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Kritik: Die drei Musketiere: D´Artagnan

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Düster und schmutzig geht es zu in dieser starbesetzten Neuverfilmung von Alexandre Dumas‘ weltberühmtem Roman „Die drei Musketiere“. Für Weihnachten 2023 ist bereits ein zweiter Teil terminiert.
 
Ein gespaltenes Land
 
Wie soll man mit einem Stoff verfahren, der für das Kino schon zigmal adaptiert wurde? Welche frischen, spannenden Perspektiven gibt es, die eine Neuauflage aus der Masse herausstechen lassen? Mit diesen Fragen dürften sich Regisseur Martin Bourboulon („Eiffel in Love“) und das Drehbuchgespann Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière ausgiebig befasst haben, als sie sich an den Dumas-Klassiker heranwagten.
 
Verglichen mit vielen anderen eher launigen Adaptionen der Geschichte setzt „Die drei Musketiere – D’Artagnan“ auf eine grimmigere Atmosphäre. Ein Großteil der Szenen spielt im Dunkeln oder bei Schummerlicht. Erdige Farben dominieren. Klare, sonnendurchflutete Bilder sind praktisch abwesend. Eine Spur der typischen Mantel-und-Degen-Leichtigkeit scheint allerdings in der Interaktion der draufgängerischen Protagonisten durch.
 
 
Im Zentrum dieses ersten Films einer zweiteiligen Revision steht, der Titel kündigt es schon an, der forsche D’Artagnan (François Civil), der aus der im Südwesten Frankreichs gelegenen Provinz Gascogne in die Hauptstadt kommt. Sein Ziel: Musketier werden und König Ludwig XIII. (Louis Garrel) dienen, der durch die Religionskonflikte in seinem Land mehr und mehr in Bedrängnis gerät. Eigentlich will der junge Monarch einer gewaltsamen Konfrontation mit den protestantischen Kräften, die eine britische Invasion unterstützen könnten, aus dem Weg gehen. Doch in seinem engsten Kreis werden kriegstreiberische Stimmen immer lauter.
 
Als D’Artagnan nach anfänglichen Scharmützeln mit den gestandenen Musketieren Athos (Vincent Cassel), Aramis (Romain Duris) und Porthos (Pio Marmaï) Frieden schließt, findet sich das Quartett auch schon in einer Intrige wieder, die der einflussreiche Kardinal Richelieu (Eric Ruf) zusammen mit der mysteriösen Milady de Winter (Eva Green) geschmiedet hat. Athos droht plötzlich der Tod am Strick, und seine Freunde lassen nichts unversucht, um ihn zu retten und das Land vor einem Umsturz zu bewahren.
 
Authentisches Szenenbild
 
Dass die internationale Koproduktion, an der auch die deutsche Constantin Film mitwirkte, über ein für europäische Verhältnisse stattliches Budget verfügte, sieht man dem fertigen Film deutlich an. Die Schauplätze sind mit beträchtlichem Aufwand ausgestattet, besonders eindrücklich zu sehen in einer Maskenballpassage. Die Kostüme machen einiges her. Der düster-dreckige Look sorgt für einige stimmungsvolle Akzente. Und mehrere französische Kinostars geben sich die Klinke in den Hand. In Erinnerung behält man sicher auch den manchmal bedrohlich pumpenden Score von Guillaume Roussel, der ein wenig an die böse grollende Musik aus Christopher Nolans Superheldenmeisterwerk „The Dark Knight“ erinnert. Unser Interesse sichert sich „Die drei Musketiere - D’Artagnan“ überdies mit einigen hochdynamischen Kampfsequenzen, in denen die Kamera Nicolas Bolducs in langen, ungeschnittenen Einstellungen durch das Getümmel taumelt.
 
01 ©2023 Constantin Film02 ©2023 Constantin Film04 ©2023 Constantin Film07 ©2023 Constantin Film
 
Auf handwerklich-technischer Ebene gibt sich die Romanverfilmung keine großen Blöße. Erzählerisch bleibt sie jedoch unter ihren Möglichkeiten, arbeitet manche Gedanken nicht konsequent genug aus. Die spannungsreiche Lage im Frankreich des Jahres 1627, der Streit zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen, die Diskussionen über den Sinn oder Unsinn eines Krieges und das Verschwörungstreiben im Hintergrund – all das ist gar nicht mal so weit entfernt von unserer stark polarisierten Gegenwart. Umso bedauerlicher, dass sich der Historienthriller nicht dazu durchringen kann, die politische Dimension der Handlung mit voller Überzeugung durchzuspielen. Was episch und breit sein soll, erscheint manchmal deutlich kleiner als behauptet.
 
Angebracht ist etwas Kritik nicht zuletzt bei der Charaktezeichnung. Keiner der vier Musketiere fühlt sich am Ende des ersten Teils der Neuverfilmung schillernd-facettenreich an, auch wenn die Darsteller mindestens solide Arbeit abliefern. Exemplarisch für das verschenkte Potenzial: Athos wird als lebensmüder Mann beschrieben, dem eine schmerzhafte Vergangenheit in den Knochen hängt. Obwohl er die psychologisch interessanteste Figur ist, läuft er aufgrund seiner Gefangenschaft lange Zeit nur nebenher.
 
Nicht ganz schlüssig stellen die Macher ferner den Zusammenhalt der Truppe um D’Artagnan dar. Ein bisschen zu plötzlich vollzieht sich der Wandel von verbissenen Duellanten zu einer füreinander einstehenden Gemeinschaft. Zu wenige Funken sprühen in der langsam erblühenden Romanze zwischen dem Titelhelden und Constance Bonacieux (Lyna Khoudri), die für den zweiten Film offenbar noch von größerer Bedeutung sein wird. In puncto Gegenspieler fällt das Urteil ebenfalls nicht rundum zufriedenstellend aus. Während Strippenzieher Richelieu nur selten in Erscheinung tritt und dadurch konturlos bleibt, legt die schon oft als rätselhafter Vamp inszenierte Eva Green in der Rolle der unberechenbaren Verschwörerin eine saftige Darbietung hin.
 
Fazit
 
Zu einem neuen Klassiker im Dumas-Kinokosmos wird dieser Film sicher nicht aufsteigen. Passable Unterhaltung mit einigen wirklich zackigen Actionmomenten bietet Martin Bourboulons „Die drei Musketiere – D’Artagnan“ aber allemal.
 
 
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