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*** Die Wolf-Gäng ***

ouatih kritik

Autor: Walter Hummer
 
Ein Film über einen Jungen, der auf eine Elite-Zauberschule kommt und dort Freunde kennenlernt aber nach dem Unterricht auch noch Feinde bekämpfen muss …? Haben wir so etwas ähnliches nicht schon einmal im Kino gesehen? Irgendwie klingelt da was …
 
Vor langer, langer Zeit, als die Nächte noch dunkler waren …
 
Der dreizehnjährige Vlad zieht mit seinem Vater Barnabas nach Crailsfelden, um dort die „unter Fabelwesen beliebte Eliteschule“ (=wörtliches Zitat) Penner-Akademie (woher der Name kommt, wird nie erklärt) zu besuchen. Dort bekommt er sofort Ärger mit einigen Mitschülern. Natürlich hilft es auch nicht, wenn Vlad als Vampir kein Blut sehen kann ohne sich übergeben zu müssen. Aber dafür findet er auch gleich Freunde: Faye, eine Fee mit Flugangst und Wolf, einen Werwolf mit einer Allergie gegen Tierhaare. Zusammen müssen die Freunde gegen einen mächtigen Feind kämpfen …
 
Der deutsche Autor Wolfgang Hohlbein schreibt seit über dreißig Jahren Fantasy- und Horrorliteratur. Zusammen mit Frau und Tochter hat er bisher über 200 Bücher verfasst. Mit mehr als 40 Millionen verkauften Exemplaren ist er einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Die meisten seiner Leser sind Kinder und Jugendliche. Die sind auch nicht so kritisch, wenn es darum geht, wo Familie Hohlbein die Handlungen und Figuren ihrer Bücher zusammenklaut … ‘zeihung, … wo Familie Hohlbein die Inspiration für Handlungen und Figuren ihrer Bücher findet.
 
 
Es war nur eine Frage der Zeit bis eines von Hohlbeins Büchern verfilmt würde. Tatsächlich muss man sich fragen, warum das bisher nicht geschehen ist? Hatten die deutschen Studios Angst vor Plagiatsklagen aus Großbritannien und den USA? Bei „Die Wolf-Gäng“ muss sich niemand sorgen, die Macher einer sehr viel bekannteren Buch- und Filmreihe würden klagen. Nicht etwa, weil es keine … ähem … Gemeinsamkeiten gäbe. Sondern weil der Film so schlecht gemacht ist, dass niemand der mit der Produktion eines richtigen Films zu tun gehabt hat, dieses Machwerk damit vergleichen würde.
 
Regisseur Tim Trageser hat bisher vor allem für das Fernsehen gearbeitet, bevor er mit „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“ letztes Jahr auch schon eine ganz besonders originelle Geschichte ins Kino gebracht hat. Und er lässt seinen neuen Film zunächst noch halbwegs erträglich anfangen. Die Vorgeschichte mittels Scherenschnitten zu erzählen, ist gar nicht so verkehrt. Aber der Erzähler trägt auch hier schon ein wenig arg dick auf.
 
Sobald aber diese Anfangssequenz zu Ende ist, quält man das Publikum minutenlang mit einer langen Reihe von Scherzen über das Navigationssystem im Auto der Vampirfamilie. Und keiner dieser Scherze ist lustig. Drehbuchautor Marc Hillefeld hat bisher vor allem für „Alarm für Cobra 11“ geschrieben, eine Action-Krimi-Serie für Leute, die noch nie einen Action-Krimi gesehen haben. Er hat aber auch Drehbücher für „Der Bergdoktor“ verfasst. Das ist eine Fernsehserie, die tatsächlich auf der Grundlage einer wöchentlichen Serie billiger Heftromane entstanden ist. Na, wenn das mal keine beeindruckende Vita ist …
 
Zurück zur „Wolf-Gäng“: das Drehbuch von Hillefeld ist übel. Wirklich übel. Was genau ist an dem Drehbuch übel? Fast alles. Nazi-Gags in einem Kinderfilm sind übel. Dialoge wie „Papperlapp Firlefanz, mach’n Tanz, Ponpanz“ sind übel. Der einzige witzige Spruch im Film lautet „Elfen helfen“ und ist aus einer sehr viel besseren Fernsehserie gestohlen und damit auch übel. Dialoge die ständig die Handlung erklären sind übel. Eine Hexe, die mit ihrem Besen immer wieder Bruchlandungen hinlegt, ist übel. Am Ende des Ganzen noch dreist eine Fortsetzung in Aussicht zu stellen, ist besonders übel.
 
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Kurzschluss, Kristallmagie
 
Die Regie hilft dem Drehbuch kein Bisschen. Die Verwandlungen des Werwolfs laufen jedes Mal gleich ab. Der Kinderschauspieler beugt sich ohne Werwolfsmaske nach vorne, dann kommt ein Schnitt zu einer anderen Figur, Schnitt zurück zum Kinderschauspieler, der sich mit Werwolfsmaske wieder aufrichten darf. Das hat Lon Chaney vor mehr als 75 Jahren besser hinbekommen. Wenn das Budget keine aufwendigeren Effekte hergibt, darf man im Film eben keine Verwandlungsszenen zeigen. Und wenn das Budget nur für 5 (in Worten: fünf) alte Autos reicht, muss man vielleicht ganz auf die alten Autos verzichten. Während des ganzen Films immerzu die gleichen fünf Autos zu zeigen, wirkt lächerlich.
 
Natürlich musste Regisseur Trageser mit einem geringen Budget arbeiten. Wenn die Tür einer „verbotenen Bibliothek“ aber einfach offen steht, hat das nichts mit begrenzten finanziellen Mitteln zu tun. Und wenn Rick Kavanian, der in Filmen fast immer mit Akzent spricht, weil das damals vor 20 Jahren mal gut ankam, sich in diesem Film nicht entscheiden kann, ob er wieder mit oder diesmal ohne Akzent spielen soll und daher von Szene zu Szene mal mit und mal ohne spielt, dann liegt das auch nicht am Budget. Und wenn ein Profi wie Christian Berkel nicht ausreichend motiviert werden kann, den Teufel anders zu spielen als gelangweilt und angepisst, dann hat das auch nichts mit Geld zu tun. Dafür trägt der Regisseur die Verantwortung.
 
Das gilt auch für die Leistungen der Kinderschauspieler. Wie überall im Leben brauchen Kinder auch bei Filmdreharbeiten die Hilfe und die Anleitung erfahrener Erwachsener. Auch hier hat die Regie komplett versagt. Die Darsteller der „Wolf-Gäng“ und ihrer Mitschüler sind sicher alle ganz wunderbare junge Menschen. Und vielleicht wird einer von ihnen sogar irgendwann mal so etwas Ähnliches wie ein Schauspieler. Das kann man schließlich nie wissen. Vor allem nachdem man diesen Film gesehen hat, kann man das wirklich nicht wissen.
 
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Roman Griffin Davis als Jojo erinnert mit seiner kindlichen Aufrichtigkeit an großartige Kinderdarsteller der Vergangenheit. Er zeigt die Unschuld eines Jackie Coogan und die Eindringlichkeit eines Brandon De Wilde. Er versucht dabei nie niedlich zu sein, sondern spielt mit einer Ernsthaftigkeit die seine Figur absolut lebensecht wirken lässt.
 
Fazit
 
„Die Wolf-Gäng“ ist die schlimmste Art von deutschem Kinderfilm. Billig heruntergedreht, mit mäßig begabten Kinderdarstellern und schlecht motivierten, halbwegs bekannten Profis, die eine wenig originelle Handlung mittels lahmer Dialoge erzählen müssen. Hier auch noch eine Fortsetzung in Aussicht zu stellen, ist schon sehr dreist.
 
 
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