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Kritik: Garfield: Eine extra Portion Abenteuer

sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Mehr als 45 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Comic-Strips (und 20 Jahre nach dem ersten Realfilm „Garfield“) kommt nun ein erster Animationsfilm mit dem frechen, fetten, faulen und philosophischen Kater in die Kinos ...
 
I got the good life
 
Ab 1978 erschienen die kurzen Comic-Strips in den US-Zeitungen. Bereits 1983 folgte die erste Fernsehserie im amerikanischen Fernsehen. In den Achtzigerjahren schwappte die Garfield-Welle auch nach Europa. Sammelbände mit den Abenteuern des Lasagne-liebenden Katers wurden an jedem Bahnhofskiosk verkauft. Und überall aber auch wirklich überall waren seine Merchandisingartikel erhältlich. Garfield-Tassen, -Plüschtiere, -Aufkleber, -Mützen und vieles mehr waren überall zu sehen. In kaum einem Polo, Panda, Fiesta oder Corsa fehlte die mit Saugnäpfen an einer der (hoffentlich) hinteren Scheiben befestigten Garfield-Figur. In der Bretagne werden bis heute Telefone im Garfield-Look an den Strand gespült.
 
Was war das Geheimnis von Garfields Erfolg? Als Zeitzeuge kann ich nur sagen: Keine Ahnung. So wahnsinnig witzig war das ganze Konzept nicht. Und auch nicht wirklich ergiebig. Ja, der Kater war verfressen. Aber das war der meiner Tante auch. Und er hasste Montage. Weshalb der Kater zu einem Tag der Woche eine komplett andere Einstellung hatte als zu den anderen sechs, wurde allerdings nie erklärt. Der einzige Aspekt des Garfield-Phänomens, der für mich Sinn ergab, waren die Saugnapf-Figuren für das Auto. Die warnten schon von weitem, bloß Abstand zu den damit markierten Fahrzeugen zu halten.
 
 
Vielleicht lag es daran, dass wir damals nicht viel zu lachen hatten. An witziger Literatur gab es in den frühen Achtzigern praktisch nix. Das Wilhelm-Busch-Hausbuch stand einsam zwischen zwei Bänden Konsalik und James Clavells „Shogun“ im halbleeren Bücherregal der deutschen Wohnzimmerschrankwand. Im Fernsehen lief „Nonstop Nonsens“ („Palim Palim“), wenn nicht gerade Sketches mit Granden des Humors wie Harald Juhnke, Rudi Carrell oder Diether Krebs gezeigt wurden. Hätte Otto Waalkes damals nicht jährlich eine Show herausgebracht, hätte man es nicht ausgehalten. Im deutschen Spielfilm durfte Karl Dall halbnackten Frauen hinterherjagen, ... es waren harte Zeiten.
 
Da kam der freche, fette, faule und philosophische Kater vielleicht gerade Recht, traf einen Nerv, füllte eine Lücke, was weiß ich. In den Neunzigern ließ seine Popularität dann allmählich nach. Im neu gegründeten Privatfernsehen kopierte man amerikanische Unterhaltungsformate und das teilweise gar nicht schlecht. Junge Frauen ersetzten die Garfield-Figur an den Seitenscheiben ihrer gebrauchten Kleinwagen durch Diddl-Mäuse. Die waren bunter und daher noch besser zu sehen, was ja der Verkehrssicherheit zugutekam. Und im deutschen Spielfilm hatte Till Schweiger Karl Dall abgelöst. Es hatte sich also nicht alles zum Besseren verändert.
 
Aber schon Trude Herr wusste, „Niemals geht man so ganz“. Das galt auch für Garfield. Jim Davis, Garfields Erfinder, der während der Achtzigerjahre viele Millionen verdient haben musste, machte immer noch ... naja, ... etliche Millionen. Auch in den Neunzigern erscheinen die Comicstrips überall auf der Welt in Zeitungen und in Buchform. Es gab sogar CDs mit Garfield. Und wer unbedingt wollte, konnte auch in den folgenden Jahrzehnten Tassen, Plüschtiere, Aufkleber, Mützen und vieles mehr von dem orangen Kater kaufen. Vereinzelt sah man auch noch die Saugnapffiguren vor Fahrerinnen mit schlechtem Geschmack und unzureichender Tiefenwahrnehmung warnen.
 
01 ©2024 Sony Pictures02 ©2024 Sony Pictures03 ©2024 Sony Pictures04 ©2024 Sony Pictures
 
Deshalb wurde auch 2004 „Garfield - Der Film“ produziert, der nur teilweise an die Comics angelehnt war. Im Original lieh Bill Murray dem Kater die Stimme. Und dass man den Job für die deutsche Synchronfassung an Thomas Gottschalk vergab, kommentiere ich lieber nicht. Der Film spielte weltweit über Zweihundert Millionen Dollar ein, weshalb „Garfield 2“ nicht lange auf sich warten ließ. Die deutsche Stimme stammte damals von Oliver Kalkofe, was das alles aber nicht besser machte.
 
Let’s get it on
 
Und nun kommt also ein animierter Garfield-Film ins Kino. Und über den gibt es nach der elendslangen Einleitung leider nicht wirklich viel zu sagen. Der Film ist nicht schlecht gemacht, aber auch nicht besonders gut. Paul A. Kaplan und Mark Torgove, zwei der drei Autoren, haben bisher vor allem für Sitcoms geschrieben und das merkt man. Der dritte Autor, David Reynolds, hat an den Drehbüchern von Animationsklassikern wie „Mulan“, „Ein Königreich für ein Lama“ und „Findet Nemo“ mitgeschrieben und das merkt man nicht.
 
Wenn man von Garfields Essverhalten absieht, hat der neue Film mit den Comics von Jim praktisch nichts mehr zu tun. Alltagssatire und philosophische Betrachtungen des Katers wurden durch eine Handlung ersetzt, die genauso gut die Grundlage für den dritten Teil von „Pets“ geliefert hätte. Mit seiner nicht allzu drastischen Action, seinem eher kindlichen Humor und seinen vielen halblustigen Nebenfiguren ist „Garfield: Eine extra Portion Abenteuer“ auch mehr ein Kinderfilm als ein richtiger Familienfilm wie zum Beispiel „Mulan“, „Ein Königreich für ein Lama“ und „Findet Nemo“.
 
Regisseur Mark Dindal hat das Ganze in kinderfreundlichem Tempo inszeniert. Nur wenig erinnert an die rasante Action und den frechen Witz des ebenfalls von Dindal inszenierten „Ein Königreich für ein Lama“. Zu Dindals weiteren Regiearbeiten zählt auch „Himmel und Huhn“ und damit lässt sich sein neuer Film viel eher vergleichen. Die Animation ist eine ausgewogene Mischung aus dem Look der Comicstrips und moderner Technik. Der Film sieht weder billig aus, noch übertreibt er es mit der 3D-Animation.
 
Im Original leiht Chris Pratt der Titelfigur seine Stimme und beweist damit wieder einmal, dass die professionellen Fähigkeiten seines Agenten seine eigenen als Schauspieler weit übersteigen. In verschiedenen Nebenrollen hört man Stars wie Samuel L. Jackson, Hannah Waddingham, Ving Rhames und Nicholas Hoult. Das kann uns aber eigentlich egal sein, weil wir diesen Kinderfilm, wenn überhaupt, natürlich mit Kindern ansehen, die aber nicht jünger als sechs Jahre alt sein sollten, weil einzelne Szenen durchaus gruselig wirken.
 
Die deutsche Stimme von Garfield ist dieses Mal Hape Kerkeling. Der macht keinen schlechten Job, was niemanden überraschen sollte. Kerkeling hat Garfield bereits vor langer Zeit in einer Reihe von Hörspielen seine Stimme geliehen.

Fazit
 
„Garfield: Eine extra Portion Abenteuer“ ist ein kompetent produzierter Kinderfilm. Mit den bekannten Comic-Strips hat der Film nur wenig zu tun, was den sechs- bis zehnjährigen Filmfans herzlich gleichgültig sein kann. Die werden sich amüsieren.
 
 
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