Regisseur Joe Wright hat u.a. mit „Stolz und Vorurteil“ und „Abbitte“ bereits feines Gespür für historische Stoffe bewiesen. Er zeigt uns authentische, lebendige Bilder dieser Zeit, die aber niemals plakativ ausfallen. Churchill ist ein Mann des gesprochen und geschriebenen Wortes (nicht umsonst hat Churchill später den Nobelpreis für Literatur verliehen bekommen). Im Film vermittelt er Kraft, Hoffnung und auch Entschlossenheit mittels seiner Sprache. Kameraführung, Schnitt, Ton, Ausstattung, Maske und Musik sind auf unaufdringliche Weise hervorragend. All diese Aspekte des Films dienen nur dazu, das Kernthema des Filmes zu vermitteln; die Kraft der Sprache eines besonderen Mannes in einer schwierigen Zeit.
This was their finest hour …
Wenn man an Schauspieler denkt, die Winston Churchill spielen könnten, würden die meisten Filmemacher wohl nicht zuerst an Gary Oldman denken. Namen wie Anthony Hopkins oder Brian Cox würden naheliegender erscheinen (tatsächlich hat Brian Cox diese Rolle in einem Film gespielt, der erst im Sommer dieses Jahres bei uns – absolut zu Recht – kein Publikum gefunden hat). Aber bei all den Blockbustern der letzten Jahre darf man nicht vergessen, wie Oldmans Karriere mit der großartigen Darstellung der Punk-Ikone Sid Vicious begonnen hat. Später hat er so unterschiedliche Vorbilder wie den Dichter Dylan Thomas, den JFK-Attentäter Lee Harvey Oswald und sogar Ludwig von Beethoven verkörpert. Als Winston Churchill zeigt er eine unvergleichliche Leistung. Beim Zusehen vergessen wir nicht nur, wer auf der Leinwand zu sehen ist. Wir vergessen, dass da überhaupt ein Schauspieler zu sehen ist. Wir sehen nur Churchill. Von Gary Oldman ist keine Spur zu erkennen. Wann haben wir zuletzt einen Schauspieler so spielen sehen?
Kristin Scott Thomas hat als Churchills Ehefrau leider nur wenige Szenen. Trotzdem vermittelt sie, wie die Frauen in dieser Zeit zwar in der zweiten Reihe zu stehen aber trotzdem mindestens so viel zu leisten und zu opfern hatten wie ihre Männer. Wir verstehen; genauso wie der zweite Weltkrieg ohne Churchill anders verlaufen wäre, so wäre Churchills Leben ohne seine Frau anders verlaufen.
Auch der Rest der Besetzung ist hervorragend: Lily James gibt dem britischen Volk sowohl für Churchill als auch für die Zuseher ein Gesicht. Ronald Pickup als Neville Chamberlain zeigt die ganze Tragik eines Mannes, der am Ende seines Lebens mit seinem Scheitern konfrontiert wird. Ben Mendelsohn (zuletzt als Krennic in „Rogue One“ zu sehen) spielt einen glaubwürdigen König George VI, der sich seinen und den Ängsten seines Volkes stellen muss.
Fazit