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*** Drachenreiter ***

 

ouatih kritik

Autor: Walter Hummer
 
Nachdem „Der Herr der Diebe“, die Serie um „Die wilden Hühner“, „Tintenkiller“ und verschiedene andere Bücher von Cornelia Funke bereits verfilmt wurden, war es wohl bloß eine Frage der Zeit, bis auch „Drachenreiter“ auf die Leinwand kommen sollte. Hat sich das Warten gelohnt?
 
„Vor langer Zeit lebten Menschen und Drachen in vollkommener Harmonie …“
 
Früher mal waren Drachen und Menschen Freunde. Dann kam ein Bösewicht. Dann waren die Drachen und Menschen keine Freunde mehr. Seither müssen sich die Drachen verstecken. Ein junger Drache hört von einer alten Legende und macht sich auf die Reise und so weiter und so fort und schön langsam fragt man sich, wer eigentlich Bücher von Cornelia Funke liest? Und wozu?
 
Funkes Sprache ist sogar gemessen am Maßstab von Kinder- und Jugendbüchern sehr einfach gehalten. Die Dialoge sind nicht besonders witzig. Und die Handlungen könnte sich jeder Zwölfjährige mit ein bisschen Fantasie ausdenken. Allerdings, das muss man einschränken, müsste dieser Zwölfjährige viel gelesen oder zumindest ferngesehen haben.
 
 
„Intertextualität“ beschreibt das Phänomen, dass in der modernen Welt kein Prosatext frei von Bezügen zu anderen Texten sein kann. Und Funke ist die Königin der Intertextualität. Und wie jede gute Königin bereist sie auch die Grenzen ihres Reichs, Die äußersten Grenzen. Und manchmal reist sie über diese Grenzen hinaus. Daher kommen einem die Handlungen und Figuren der verschiedenen Funke-Bücher auch immer so bekannt vor. Und deshalb sind die Geschichten auch immer recht frei von echten Überraschungen.
 
Wenn nun bei „Drachenreiter“, wie übrigens auch bei jeder anderen Funke-Verfilmung, eine ohnehin wenig originelle Geschichte dann auch noch eingedampft und vereinfacht wird, bleibt etwas übrig, das sich auch ein wenig belesener Zwölfjähriger ausgedacht haben könnte. Zu überraschen vermag so eine Geschichte nur dort, wo ihre Wendungen einfach keinen Sinn ergeben. Wo gibt es in der westlichen Welt Täler, die gleichzeitig groß und abgeschieden genug sind um einer Herde von Dutzenden ausgewachsener Drachen einige Generationen lang als Habitat zu dienen? Und wie entsteht eine Tagebaugrube von der Größe einer Stadt über Nacht?
 
01 ©Constantin Film02 ©Constantin Film03 ©Constantin Film04 ©Constantin Film
 
Aber lassen wir die Handlung beiseite. Wie steht es um die visuelle Gestaltung dieser deutsch-belgischen Koproduktion? Die Qualität der computeranimierten Bilder ist zunächst mal durchwachsen. Nicht gut, sondern bloß durchwachsen. Die Oberflächen der Figuren sind zu glatt. Drachen, Kobolde, … nichts hat eine echte Textur.
 
Die Gesichter der Figuren zeigen zu wenig Ausdruck. Und mehr als einmal bewegen sich die Drachen und anderen Fabelwesen AUF ihrer Umgebung statt DARIN. Wenn dann die ersten menschlichen Figuren zu sehen sind, ist die Animation nicht einmal mehr passabel. Der Drachenreiter Ben ist visuell etwas aufwendiger gestaltet als eine der Spielfiguren aus einer Nintendo-Wii. Nicht viel aufwendiger, aber etwas.
 
Der Saum des Himmels
Aber den Filmfans zwischen 6 und 10 Jahren ist die vorhersehbare Handlung vielleicht ebenso gleichgültig wie der Look des Films. Kinder wollen sich amüsieren. Nun in der Pressevorführung saß ein Vertreter der Zielgruppe, der Sohn einer anderen Kritikerin. Der junge Mann war vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Und sieben oder acht Mal hat er auch gelacht während dieses gut anderthalbstündigen Films. Das ergibt rein rechnerisch weniger als einen Lacher alle zehn Minuten und damit einen etwas schwachen Schnitt.
 
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Noch ein Wort zur „Intertextualität“: Wenn während des Films, eingefroren im Eis des Himalaya, eine Art Eichhörnchen mit Säbelzähnen und eine Eichel zu sehen sind, mag das als „Hommage“ an eine Serie sehr viel besserer Filme durchgehen. Aber der Titel eines Films im Film lautet tatsächlich „How to Tame Your Dragon“. Ich hätte anstelle von Regisseur Tomer Eshed und Drehbuchautor Johnny Smith lieber jeden Bezug zu Dreamworks oscarnominierten Film „Drachenzähmen leicht gemacht“ (Originaltitel: „How to Train Your Dragon“) von 2011 vermieden. Der Vergleich fällt nämlich gar nicht günstig für den neueren Film aus.
 
Fazit
 
Noch eine Verfilmung einer Vorlage von Cornelia Funke. Wenn das Kind bereits das Buch gelesen hat, kommt man nicht drum herum, zwei Kinokarten zu kaufen. Wenn nicht, einfach daheim nochmal „Drachenzähmen leicht gemacht“ ansehen.
 
 
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