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Kritik: Der Brutalist

sub kritik
 
Autor: Peter Osteried
 
Es ist ein monumentales Werk, keine Frage. Mit 210 Minuten (inklusive einer 15-minütigen Pause mit Countdown) ist der Film wirklich lang und groß und erzählt von den Jahren 1947 bis 1960, als László Tóth in die USA kam und dort begann, als Architekt einen ganz eigenen Stil zu kreieren. Es ist ein interessanter Film, aber leider einer, der aus einem guten und einem schlechten Teil besteht, unterbrochen nur durch die Pause.
 
Der Künstler
 
László Tóth kommt 1947 in die USA und zieht dort nach Philadelphia zu seinem Cousin, der ihm Obdach gibt. Der Mann hat ein Möbelhaus und soll für einen reichen Kunden eine Bibliothek errichten, die László Tóth konzipiert und umsetzt – in einem sehr modernen Stil, der dem Kunden missfällt. Bis diesem klar ist, wer László Tóth eigentlich ist, hat er doch vor dem Krieg schon ein paar bedeutende Gebäude gebaut.
 
Nun möchte Mr. Van Buren, dass er ein ebensolches monumentales Werk auch für ihn erreichte, ein Betonkoloss, der Kirche, Auditorium, Konzert- und Sportsaal miteinander vereint. László Tóth stürzt sich in die Arbeit, während er hofft, dass seine Frau, von der er seit Jahren getrennt ist, aus Ungarn zu ihm kommen kann.
 
 
In VistaVision
 
DER BRUTALIST sieht toll aus. Nicht nur der Ausstattung wegen. Der Film selbst. Er wurde vollständig in VistaVision gedreht, einem Breitbildformat, bei dem ein 35-mm-Film horizontal durch die Kamera läuft und acht Perforationen pro Bild hat, die doppelt so groß und hochauflösend sind wie ein herkömmlicher 35-mm-Film mit vier Perforationen. Der Film wurde dann in den USA mit 70-mm-Filmkopien in die Kinos gebracht.
 
Obwohl VistaVision seit STAR WARS: EPISODE IV (1977) nur noch in begrenztem Umfang zur Erstellung hochauflösender Aufnahmen mit visuellen Effekten verwendet wird, ist dies der erste amerikanische Film seit 61 Jahren, der vollständig in diesem Format gedreht wurde. Der letzte war MY SIX LOVES (1963). Regisseur Brady Corbet erklärte: „Es schien mir einfach der beste Weg zu sein, um diese Zeit (die 1950er Jahre) zu erfassen, indem ich mit einer Technik drehe, die im selben Jahrzehnt entwickelt wurde.“
 
Der Look ist perfekt, die Schauspieler sind es aber auch. Adrien Brody spielt sich die Seele aus dem Leib. Nicht umsonst sagte er, dass er seit DER PIANIST keine solch herausfordernde Rolle mehr gespielt hatte. Auch das übrige Ensemble ist auf hohem Niveau aktiv. Es ist eine Freude, den Mimen beim Spiel zuzuschauen. Der Film selbst: Auch großartig. Zumindest, bis die Pause kommt.
 
Zerfasert
 
DER BRUTALIST ist in zwei Teile zerlegt, der erste deckt die Jahre 1947 bis 1952, der zweite 1953 bis 1960 ab. Es kam vielleicht noch nie vor, dass zwei Teile desselben Films so disparat wirken. Alles, was im ersten Teil so wundervoll erzählt ist, zerfällt im zweiten Teil. Hier tritt nicht nur die Hauptfigur am Ende gänzlich in den Hintergrund, auch der Sprung von einem guten, freundlichen Menschen zu einem, der die Arbeiter anschreit und auch seinen einzigen Freund vergrault, ist nicht spürbar begründet. Will der Film sagen, dass es der steigende Drogenkonsum des Mannes war?
 
01 ©2025 Universal Pictures02 ©2025 Universal Pictures03 ©2025 Universal Pictures04 ©2025 Universal Pictures
 
Oder das Erlebnis in Italien, das auch wie ein Fremdkörper im Film wirkt – ungeachtet dessen, ob es wahr ist oder nicht, und aus heutiger Sicht wird sich das wohl niemals zweifelsfrei sagen lassen. Auf jeden Fall fällt der Film in sich zusammen, er wirkt überhastet, holprig, ist sich uneins. Lose Enden bleiben offen (was passiert mit der Figur von Guy Pearce, die am Ende einfach verschwindet?), andere Handlungselemente wirken so, als würde etwas fehlen, nur um am Ende einen Epilog zu bieten, der 20 Jahre später spielt, dem Publikum das Offensichtliche noch einmal vorkaut, ansonsten aber nichts zu sagen hat. Es gibt ja nicht mal ein paar Texttafeln am Ende, die aufklären würden, wie es weiterging.
 
Vielleicht musste Brady Corbet seinen Film kürzen. So wie sich der zweite Teil von DER BRUTALIST anfühlt, fehlen hier große Teile. Wer weiß, vielleicht hat er einen vier- oder fünfstündigen Film erschaffen, der für die Kinoauswertung auf 210 Minuten gekürzt werden musste. Wenn dem so ist, sollte man wohl auf einen Director’s Cut warten.
 
Fazit
 
Erstaunlich, wie sich der Film selbst zerlegt. Die erste Hälfte ist schlichtweg grandios, nach der Pause folgt jedoch der jähe Absturz. Unterm Strich: Enttäuschend.
 
 
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