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Kritik: Companion - Die perfekte Begleitung

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Achtung, Spoiler-Alarm! Drew Hancocks Kinodebüt serviert uns schon im ersten Drittel einen veritablen Twist, auf den man in einer Kritik allerdings schon ein wenig eingehen muss. Andernfalls gäbe es nur abstraktes Blablabla…
 
Bewusst gesetzte Irritationen
 
Grundsätzlich gehört „Companion - Die perfekte Begleitung“ zu der Sorte Film, die man am besten ohne große Vorkenntnisse auf sich wirken lässt. Da der Verleih auf dem Kinoplakat und in einem der beiden veröffentlichten Trailer aber selbst auf den großen Richtungswechsel nach rund 25 Minuten eingeht, ist es nur legitim, auch in einer Rezension etwas Klartext zu sprechen. Insofern: Wer gänzlich unwissend bleiben möchte, sollte erst nach der Sichtung weiterlesen.
 
Regisseur und Drehbuchautor Drew Hancock beginnt seinen Kinoerstling mit einer Supermarktszene, die eine kitschige Liebesgeschichte anzukündigen scheint. Iris (Sophie Thatcher) und Josh (Jack Quaid, Sohn von Meg Ryan und Dennis Quaid) lernen sich zwischen Regalen und Orangenstand kennen und sind sofort ineinander verschossen. Irritierend ist aber die Art und Weise, wie dieser Liebe-auf-den-ersten-Blick-Moment arrangiert ist.
 
Die Farben leuchten einen Tick zu stark. Der Laden sieht eine Spur zu aufgeräumt aus. Und die Musik hat etwas seltsam Verträumtes an sich. Was die Schwingungen jedoch am meisten stört: Iris gesteht in ihrem Voice-over-Kommentar, dass sie Josh umbringen werde. Der Satz haut rein, ist vielleicht aber auch ein bisschen ungeschickt. Den in der Rückschau raubt er dem Finale durchaus einige Spannungsprozente.
 
 
Nach diesem betont artifiziellen Einstieg wandelt „Companion - Die perfekte Begleitung“ auf klassischen Thriller- und Horrorpfaden: Für das Gespann geht es nämlich ins Hinterland, in eine schmucke Villa, die – wie mehrfach betont wird – fernab der nächsten Ortschaft liegt. Hier wollen Iris und Josh mit Kat (Megan Suri), ihrem Lover Sergey (mit dicken Schnauzer und Vokuhila cartoonesk frisiert: Rupert Friend), dem Besitzer des Hauses, und dem schwulen Paar Eli (Harvey Guillén) und Patrick (Lukas Gage) ein paar Tage abhängen.
 
Natürlich kommt es anders: Denn als der offen lüsterne Sergey in einem Augenblick der Zweisamkeit Iris zu vergewaltigen versucht, ersticht sie ihn mit einem in ihrer Tasche steckenden Messer. Eigentlich ein typischer Fall von Notwehr. Aber wie ist das eigentlich, wenn es sich bei derjenigen, die sich schützen musste, nicht um einen Menschen handelt, sondern um einen „emotionalen Begleitroboter“, wie es so schön euphemistisch heißt? Dass Iris kein Wesen aus Fleisch und Blut ist, deutet sich übrigens nicht nur in der überstilisierten, eine ähnliche Passage aus „Die Frauen von Stepford“ zitierenden Supermarktszene an, die sich als simulierte Erinnerung entpuppt. Auch einige Dialoge und Sophie Thatchers Performance transportieren verräterische Hinweise. Ganz so unvorbereitet muss einen die Enthüllung am Ende des ersten Aktes also nicht treffen.
 
Kräftemessen mit schwarzhumoriger Würze
 
Die Erkenntnis, dass Iris eine hochentwickelte Maschine mit Sexfunktion ist, verleiht dem Film einen interessanten thematischen Überbau. Hancock nimmt hier männliche Allmachtsfantasien, männlichen Minderwertigkeitskomplexe, Frauenfeindlichkeit und Narzissmus aufs Korn und verbindet diese Punkte mit den Möglichkeiten bzw. Gefahren der modernen Technik. Werke wie „Ex Machina“ und „Don’t Worry Darling“, die in jüngerer Vergangenheit ganz ähnliche Dinge verhandelten, kommen einem da schnell in den Sinn.
 
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Besonders perfide ist die Tatsache, dass Iris glaubt, einen freien Willen und eine Vorgeschichte zu haben. Von ihrer künstlichen Beschaffenheit weiß sie anfangs nichts, richtet all ihr Tun darauf aus, Josh glücklich zu machen. Der weibliche Roboter ist ein technisches Spielzeug, das er nach Belieben benutzen, dem er per Knopfdruck andere äußere Merkmale oder Charaktereigenschaften verpassen kann. Im Grunde darf er Gott spielen, auch wenn es gewisse Beschränkungen in den Einstellungen gibt.
 
Diese Macht will Josh nicht verlieren. Erst recht nicht nach Sergeys Tod. Doch ausgerechnet jetzt fängt Iris an, sich gegen die Programmierung aufzulehnen und sich ihrer Verfassung langsam bewusst zu werden. Aus diesem Konflikt entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das hier und da sicher noch etwas beherzter in die Abgründe der Geschichte hätte eintauchen können. Originelle, herrlich schwarzhumorige Wendungen entschädigen allerdings für kleine Durchhänger. Gelungen auch, wie der Regisseur unsere Sympathie eindeutig zum Roboter lenkt, der nicht aus Gier oder Niedertracht handelt. Der Mensch ist halt immer noch die größte Gefahr – das dürfen wir auch in all den Debatten über die Bedrohung durch machtvolle künstliche Intelligenzen nicht vergessen.
 
Polizeikontrollen, die aus dem Ruder laufen, kennt man aus dem Kino zur Genüge. „Companion - Die perfekte Begleitung“ wandelt dieses Standardmotiv jedoch, ebenso wie das Hütte-im-Wald-wird-zur-Todesfalle-Klischee, auf verdammt amüsante Weise ab. An dieser Stelle noch eine Empfehlung: Eben jene Cop-Szene macht wohl am meisten Spaß, wenn man sie in der Originalfassung sieht.
 
Fazit
 
Kein perfekter, aber ein abwechslungsreicher und pfiffiger Genrebastard aus verquerer Romanze, Survival-Thriller, Scifi-Horror und Gesellschaftssatire.
 
 
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