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Kritik: Warfare

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Autor: Christopher Diekhaus
 
90 Minuten hochintensiven Überlebenskampf zeigt der auf wahren Begebenheiten basierende Kriegsfilm „Warfare“.
 
Ex-Soldat als Koregisseur
 
Zuerst kam der Blick in die Zukunft: Mit „Civil War“ legte der britische Filmemacher Alex Garland im Frühjahr 2024 ein dystopisches Roadmovie vor, in dem die Vereinigen Staaten durch die Manöver eines seine Amtszeit illegal ausweitenden Präsidenten in einen Bürgerkrieg geschlittert sind. Heute, da Donald Trump den Staat in Teilen abwickelt, ständig mit einer dritten Periode im Weißen Haus kokettiert und die Spaltung der Gesellschaft weiter vorantreibt, stellt sich tatsächlich die Frage, ob die fiktiven Geschehnisse schon bald Realität werden könnten. Ein wahrlich gruseliger Gedanke!
 
Nur ein Jahr später schlägt Garland erneut mit einer Arbeit in den Kinos auf, die sich um einen bewaffneten Konflikt dreht. Dieses Mal geht der Blick allerdings zurück, in die Vergangenheit, zu einer ganz konkreten Operation während des Irakkrieges, den die US-Administration unter George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 im Kampf gegen den Terror lostrat. Bei „Warfare“ assistierte der Veteran Ray Mendoza, selbst Teilnehmer an besagtem Einsatz im November 2006, als Koregisseur und verfasste zusammen mit Garland auch das Drehbuch. Für „Civil War“ hatte er bereits als militärischer Berater fungiert.
 
Gleich zu Anfang führt das Duo das Publikum in die Irre. Beginnt der Film doch mit Szenen aus dem Musikvideo zu Eric Prydz‘ Dance-Hit „Call on Me“, wobei der Ton voll aufgedreht wird. Die jungen Navy Seals rund um Captain Erik (Will Poulter) tanzen ausgelassen, scheinen sich lockerzumachen für ihre anstehenden Mission, die nach einem abrupten Schnitt und dem plötzlichen Abbrechen des Songs losgeht.
 
 
Im Schutz der Dunkelheit nehmen die Soldaten ein Haus in einer Wohngegend ein, um ein aufständisches Gebiet abzusichern. Die beiden dort lebenden Familien werden in ein Zimmer gebracht und müssen sich fortan mucksmäuschenstill verhalten. „Warfare“ schaltet nun in den Modus der konzentrierten Lauerstellung. Die Eindringlinge observieren die nähere Umgebung, scherzen gelegentlich und halten über Funk Rücksprache mit anderen Einheiten. Allzu viel geredet wird jedoch nicht. Dafür erforscht die nah an die Gesichter herangehende Kamera jede Regung. Anspannung ist zu spüren, bei einigen auch Angst. Denn irgendetwas tut sich in der Nachbarschaft.
 
Das Grauen des Krieges
 
Als das Gebäude erstmals angegriffen wird, trifft es den Scharfschützen Elliott Miller (Cosmo Jarvis). Kurz darauf taucht ein angefordertes Panzermobil auf, und es kommt zu einer gewaltigen Explosion, die Millers Zustand dramatisch verschlechtert. Auch sein Kamerad Sam (Joseph Quinn) wird lebensgefährlich verletzt. Erik, der Funker Ray Mendoza (D'Pharaoh Woon-A-Tai) und die übrigen Soldaten haben von diesem Moment an nur noch das Ziel, sich und die verwundeten Kollegen in Sicherheit zu bringen.
 
Eine druckvolle Situation, die sich auch in den Kinosaal überträgt, erzeugt schon die Reduktion des Drehbuchs. Garland und Mendoza konzentrieren sich voll und ganz auf den fast in Echtzeit ablaufenden Überlebenskampf im und rund um das besetzte Haus.
 
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Vielschichtige Charakterporträts darf man angesichts dieser Konzeption nicht erwarten. Was zählt, ist das Hier und Jetzt, das Handeln im Moment der Bedrohung – allein daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Persönlichkeiten der Navy Seals ziehen. „Warfare“ stellt uns unterschiedliche Typen vor, die erst durch das eindringliche Spiel der Darsteller richtig lebendig werden.
 
Komplett außen vor sind Fragen nach der Rechtmäßigkeit des Irakkriegs und nach moralischen Grundsätzen. Stattdessen rekonstruieren die beiden Regisseure den verheerenden Einsatz so akribisch wie möglich. Mit der Bombendetonation wechselt erneut die Stimmung. Wie ein Albtraum bricht die Attacke über die Soldaten herein. Grün-grauer Nebel hüllt die Straße vor dem Gebäude ein, Schreie sind dumpf zu hören und werden überlagert von panischen Anweisungen und wilden Funksprüchen. Dazwischen mehrfach zu sehen: Blutige Details der Verletzungen, für die man durchaus einen stärkeren Magen mitbringen sollte.
 
„Krieg ist dreckig und nichts für heldenhafte Taten!“, schreit uns der Film förmlich entgegen und verzichtet, anders als man es von US-Filmen kennt, auf pathetische Schnörkel. Selbst die obligatorische Fotoshow am Ende von „Warfare“, bei der Schauspieler und reale Pendants gegenübergestellt werden, irritiert. Warum, fragt man sich, sind viele Gesichter der echten Soldaten unkenntlich gemacht?
 
Was dann aber doch ins Hollywood-Muster passt: Zwei Einheimische, die das US-Militär unterstützen, und die aus dem Schlaf gerissenen Familien sind größtenteils Statisten, bekommen vom Drehbuch wenig bis keine Aufmerksamkeit geschenkt. Etwas schade, denn gerade Letztere geraten völlig unverschuldet in eine traumatische Lage.
 
Fazit
 
Alex Garland und Ray Mendoza inszenieren die wahre Episode aus dem Irakkrieg beklemmend und mitreißend, zeigen die Gewalt in ihrer ganzen Drastik. Weitergehende Erkenntnisse oder Hintergründe sparen sie dafür aber gänzlich aus.
 
 
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