Vielschichtige Charakterporträts darf man angesichts dieser Konzeption nicht erwarten. Was zählt, ist das Hier und Jetzt, das Handeln im Moment der Bedrohung – allein daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Persönlichkeiten der Navy Seals ziehen. „Warfare“ stellt uns unterschiedliche Typen vor, die erst durch das eindringliche Spiel der Darsteller richtig lebendig werden.
Komplett außen vor sind Fragen nach der Rechtmäßigkeit des Irakkriegs und nach moralischen Grundsätzen. Stattdessen rekonstruieren die beiden Regisseure den verheerenden Einsatz so akribisch wie möglich. Mit der Bombendetonation wechselt erneut die Stimmung. Wie ein Albtraum bricht die Attacke über die Soldaten herein. Grün-grauer Nebel hüllt die Straße vor dem Gebäude ein, Schreie sind dumpf zu hören und werden überlagert von panischen Anweisungen und wilden Funksprüchen. Dazwischen mehrfach zu sehen: Blutige Details der Verletzungen, für die man durchaus einen stärkeren Magen mitbringen sollte.
„Krieg ist dreckig und nichts für heldenhafte Taten!“, schreit uns der Film förmlich entgegen und verzichtet, anders als man es von US-Filmen kennt, auf pathetische Schnörkel. Selbst die obligatorische Fotoshow am Ende von „Warfare“, bei der Schauspieler und reale Pendants gegenübergestellt werden, irritiert. Warum, fragt man sich, sind viele Gesichter der echten Soldaten unkenntlich gemacht?
Was dann aber doch ins Hollywood-Muster passt: Zwei Einheimische, die das US-Militär unterstützen, und die aus dem Schlaf gerissenen Familien sind größtenteils Statisten, bekommen vom Drehbuch wenig bis keine Aufmerksamkeit geschenkt. Etwas schade, denn gerade Letztere geraten völlig unverschuldet in eine traumatische Lage.